Erlangen-Höchstadt: Arbeitsgruppe präsentiert geeignete Flächen für naturverträgliche Photovoltaik-Freiflächenanlagen

Großes Potenzial für Photovoltaik-Freiflächenanlagen in Stadt Erlangen und Landkreis Erlangen-Höchstadt

Eine Arbeitsgruppe aus den BUND Naturschutz (BN) Kreisgruppen  und Höchstadt-Herzogenaurach, des Vereins Energiewende ER(H)langen und der Kreisgruppe des Landesbund für Vogelschutz (LBV) in ER/ERH hat am Freitag den 24.6.2022 im Landratsamt Erlangen-Höchstadt im Rahmen einer Bürgermeisterdienstbesprechung die Ergebnisse ihrer aktuellen Landschaftsraumanalyse zur Identifizierung potenziell geeigneter Flächen für naturverträgliche Photovoltaik-Freiflächenanlagen (PV-FFA) vorgestellt. Stefan Jessenberger, Vorsitzender des Vereins Energiewende ER(H)langen, erläuterte, wie wichtig konsequentes und rasches Handeln nun sei, um Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit in der Energieversorgung zu wahren sowie Klimaziele und Unabhängigkeit von Drittstaaten zu erreichen.

Die derzeit rasant steigenden Energiekosten infolge der Abhängigkeit von fossilen Energieträgern erforderten einen stark beschleunigten Zubau erneuerbarer Energien. Sonne und Wind hätten noch ein erhebliches Ausbaupotenzial und ergänzten sich gut. Zwar seien insbesondere Dach- und PKW-Stellflächen sowie Gebäudefassaden prädestiniert für den Einsatz der Photovoltaik (PV). Allerdings sei in den vergangenen Jahrzehnten der Ausbau nicht im nötigen Tempo erfolgt und Modernisierungs- und Sanierungsmaßnahmen im Gebäudebestand seien langwierig, kleinteilig und wesentlich teurer als relativ schnell und kostengünstig zu errichtende PV-FFA.

Daher komme gerade im sonnenreichen Bayern dem Ausbau der Photovoltaik auch im Freiland große Bedeutung zu. Nach einer aktuellen Studie der Technischen Universität München sind zur Erreichung der Klimaziele, zusätzlich zu PV-Anlagen auf Dächern und Fassaden, PV-FFA auf 2-3 Prozent der Landesfläche notwendig. Diese könnten z. T. auch in Form von Agri-PV-Anlagen mit landwirtschaftlicher Nutzung kombiniert werden, so dass langfristig verlässliche Erträge aus Solarkraftwerken sowohl Eigentümern und Betreibern, als auch Kommunen und Landwirten zukämen. Der oft kritisierte Flächenbedarf für PV-FFA nimmt sich gegenüber den aktuell 14 Prozent der Ackerflächen für „Bio“-Kraftstoffe und 60 Prozent für den Anbau von Futtermitteln in Deutschland bescheiden aus. Gegenüber „Bio“-Kraftstoffen könne mit PV auf derselben Fläche das 30-fache an Energie gewonnen werden.

Den beteiligten Naturschutzverbänden sei es wichtig, sich frühzeitig konstruktiv und beratend einzubringen. Ziel sei es, die Akzeptanz für PV-FFA zu erhöhen und rasch konfliktarme, naturverträgliche Photovoltaik-Projekte zu ermöglichen.

Harald Schott, Kreisvorstandsmitglied im BN und LBV-Mitglied stellte den aktuellen Stand der Auswertungen der Flächensuche dar. Im Stadtgebiet Erlangen und im Landkreis ERH konnte die Arbeitsgruppe bislang naturschutzfachlich geeignete Teilflächen von insgesamt 1422 ha identifizieren (1200 ha davon im Landkreis ERH), was ca. 2,2% der Fläche von Stadt Erlangen und Landkreis ERH ausmacht. Weitere Analysen erfolgen sobald die entsprechenden Kommunen Interesse an den Analysen zeigen.

Grundsätzlich sollten möglichst bereits vorbelastete Bereiche für die Errichtung von PV-FFA ausgewählt werden. Hierzu zählen z. B. stark verlärmte Zonen entlang der Autobahn, aber auch fragmentierte „Restflächen“ zwischen Verkehrswegen und Gewerbeflächen. Günstig wäre auch eine Konzentration von PV-Anlagen in der Nähe bestehender Windräder, soweit diese den Betrieb bestehender und Bau künftiger Windkraftanlagen in Vorranggebieten nicht einschränkten. Hierdurch könnten ggfs. Kollisionsrisiken für Großvögel reduziert werden. Leider würde eine solche Doppelnutzung von Windkraft-Vorranggebieten bislang behördlich pauschal ausgeschlossen, worauf aus eigener Erfahrung auch die Bürgermeister Faatz (Mühlhausen) und Brehm (Höchstadt) hinwiesen. Die Arbeitsgruppe hat angeboten, sich gerne in die aktuell hierzu laufende Diskussion der zwangsweise einzuhaltenden Abstände von PV-Anlagen zu Windvorranggebieten fachlich einzubringen.

Die Arbeitsgruppe stellte zudem fest, dass die meisten Schutzgebiete, Wälder sowie Lebensräume stark gefährdeter sensibler Feldvögel wie Kiebitz ungeeignet für den Bau von PV-FFA seien. Hierdurch kann auch die Notwendigkeit zusätzlicher Ausgleichsmaßnahmen, die bei Betroffenheit dieser Arten nötig wären, minimiert werden. Andererseits können andere Tierarten von PV-FFA profitieren, da auf den zuvor oft intensiv bewirtschafteten Flächen dann keine Pestizide oder Dünger mehr ausgebracht würden und die Flächenpflege und Gestaltung in gewissem Rahmen auch gezielt an die Bedürfnisse gefährdeter Arten angepasst werden kann.

Als Unterstützer der Energiewende bieten die beteiligten Vereine des Arbeitskreises interessierten Kommunen ihre fachliche Expertise, Gebietskenntnis sowie akzeptanzfördernde Öffentlichkeitsarbeit an. Als Steuerungs- und Entscheidungshilfe für Kommunen hat die Arbeitsgruppe zudem einen Kriterienkatalog entwickelt, den sie interessierten Kommunen unter nachfolgendem Link als Vorlage bereitgestellt hat: www.Energiewende-ERHlangen.de/Kriterienkatalog.