Der Naturpark Frankenwald stellt sich vor
Muschelkalk und Fränkische Linie
Die Reise durch den Naturpark Frankenwald führt weiter in eine Region, deren Landschaftsbild von Kleinteiligkeit und Strukturreichtum geprägt ist, die arme Böden und karge Landwirtschaft hervorbrachte und in weiten Teilen von tierischen Landschaftspflegern geformt wurde: die Muschelkalkhänge um Kronach und entlang der Fränkischen Linie.
Karte: Naturpark Frankenwald (PDF, 3,2 MB)
Am eindrucksvollsten zeigt sich das aus Muschelablagerungen gebildete Gestein des Muschelkalks an der Zeyerner Wand entlang der Rodach. Dort bietet die steile Felsformation ein imposantes Bild. Nischen in dem kahlen Felsgestein sind ein idealer Brutplatz für den seltenen Uhu.
Die Böden, die aus dem Muschelkalk hervorgehen sind meist karg und steinig. Abgelesene Feldsteine der kleinen Ackerparzellen wurden entlang der Flurgrenzen als Lesesteinriegel aufgeschichtet. Später wuchsen hierauf die heute das Landschaftsbild prägenden Hecken.
„Diese Kleinstrukturen sind bereits im Urkataster von 1853 erkennbar und haben sich bis heute weitgehend erhalten. Sie sind Lebensraum und Nahrungsquelle für viele Tiere und prägen die Landschaft in unvergleichlicher Weise,“ erklärt Naturpark-Rangerin Ines Gareis.
In Hanglage, die für Ackerbau oft ungeeignet ist, bildeten sich über die Jahrhunderte hinweg magere Wiesen und Weiden aus, die sogenannten Kalkmagerrasen, die von Schafherden abgegrast und so offengehalten wurden.
Vor allem Pflanzen mit bitterem Geschmack, mit Nadeln, Stacheln oder Dornen können sich auf beweideten Flächen durchsetzen. Enziane und Disteln werden von den Weidetieren verschmäht und sind an das karge Dasein angepasst. Diese spezialisierten Pflanzen und daran angepasste Tiere schaffen es zwar die besonderen Bedingungen als Lebensraum zu nutzen, trotzdem sind sie selten geworden im Naturpark Frankenwald. Auch Orchideen wie die sehr seltene Bienenragwurz sind typische Bewohner der trockenen Magerrasen.
Durch Naturschutzprojekte wird heute eine Beweidung mit Schafen und Ziegen wieder gefördert. Das historische Landschaftsbild bleibt dadurch erhalten, spezialisierte Tier- und Pflanzenarten überleben und können sich sogar wieder ausbreiten. „Unsere Schafe und Ziegen sind nicht nur perfekte Landschaftspfleger, sie dienen mit ihrem dichten Fell zudem als „Taxi“ und transportieren Pflanzensamen und Tierlarven weiter auf die nächsten Weideflächen. Dadurch können sich die spezialisierten Arten im Beweidungsgebiet wieder besser ausbreiten,“ erläutert Landwirt Markus Martini.
Auf Muschelkalkflächen, die nicht ganz so karg, sondern etwas humoser und dadurch feuchter sind, wachsen andere Pflanzen. Hier entwickeln sich die typischen Salbei-Wiesen, die im Frühsommer schon von weitem lilablau leuchten und z. B. die Sommerleite bei Marktrodach prägen.
Die kleinteilige Landschaft im flach abfallenden Gebiet des Muschelkalks geht an der geologischen Verwerfungszone der Fränkischen Linie in die steilen Hänge des Frankenwalds über. In tief eingeschnittenen Bachtälern wie dem eindrucksvollen Steinachtal bei Stadtsteinach fließen plätschernde Bäche aus dem Waldgebiet heraus. Die Fränkische Linie hat ihren Ursprung im Tal der Rodach, zieht sich über Seibelsdorf, Stadtsteinach und Wirsberg weiter in den Landkreis Kulmbach hinein und markiert die Grenzen des Naturparks Frankenwald nach Süden.
Wer all diese Besonderheiten der heimischen Landschaft vor Ort in der Natur erleben möchte, ist eingeladen, an den geführten Mountainbike-Touren mit den Naturpark-Rangern teilzunehmen. Anmeldemodalitäten und weitere Informationen findet man unter www.naturpark-frankenwald.de.
Rangerführungen
Mountainbike-Tour: Durch die Hecken auf die Radspitze
- Termine: samstags, 09.07.22 und 16.07.22
- Uhrzeit: jeweils von 10:00 bis ca. 13:00 Uhr
- Streckenlänge: ca. 15 Kilometer
- Treffpunkt: Wanderparkplatz Ortsmitte Seibelsdorf, 96364 Marktrodach
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