Kulmbacher Überraschungsfund im Badhaus: Städtischer Hausmeister entdeckt Bleistiftzeichnungen von Michel Weiß

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Viele persönliche Gegenstände wurden im Sekretär, der seit Jahren im Historischen Badhaus untergebracht ist, gefunden: Darunter auch einige Zeichnungen des renommierten Kulmbacher Künstlers wie zum Beispiel ein Selbstportrait. Foto: Stadt Kulmbach

Überraschungsfund im Badhaus – Städtischer Hausmeister entdeckt Bleistiftzeichnungen von Michel Weiß

Jahrelang stand ein verschlossener Sekretär des renommierten Kulmbacher Künstlers Michel Weiß unbemerkt im Historischen Badhaus im Kulmbacher Oberhacken. Niemand ahnte, welche Schätze dieses besondere Möbelstück in sich verbarg. Jetzt gelang dem städtischen Hausmeister Thomas Dörnhöfer, eine verschlossene Schublade des Sekretärs zu öffnen und zum Vorschein kamen gleich mehrere interessante Gegenstände aus dem Leben Michel Weiß‘.

„Da ist unserem Thomas Dörnhöfer ein echter Überraschungscoup gelungen“, freut sich Kulmbachs Oberbürgermeister Ingo Lehmann. „Neben vielen persönlichen Unterlagen wie zum Beispiel Ausweisdokumenten fanden wir auch mehrere Bleistiftzeichnungen.“

Dazu zählt zum Beispiel ein Selbstportrait des 1951 verstorbenen Michel Weiß, weitere Zeichnungen zeigen vor allem romantisierte Gebäude. „Um welche Gebäude es sich dabei genau handelt, lässt sich nicht mehr zweifelsfrei klären“, berichtet Jürgen Treppner von der städtischen Kulturabteilung. In Frage käme u. a. das ehemalige “Pfaff´n Gütla” in der Blaich, wo die Großeltern des Malers lebten. Michel Weiß hat sich gerne und oft bei ihnen aufgehalten. Bei einem weiteren abgebildeten Gebäude könnte es sich eventuell um den “Waffenhammer” im Frankenwald handeln. Auch dort hat Michel Weiß viel Zeit verbracht. Aktuell werden die Fundstücke fachgerecht gesichtet und im weiteren Verlauf professionell archiviert.

Folgende Fundstücke verbargen sich – neben den genannten Zeichnungen – im Sekretär im Historsichen Badhaus:

Original Reisepass, ausgestellt von der Stadt Kulmbach am 25. Juli 1925. Militärpass des Vizefeldwebels Michael Weiß, ausgestellt 1890. “Ehrenkreuz für Frontkämpfer”, gestiftet von Reichspräsident Generalfeldmarschall von Hindenburg samt Verleihungsurkunde – verliehen am 15. Dezember 1934. “Bestallungsurkunde des Unteroffiziers des Landsturms Michael Weiß zum Offiziers-Stellvertreter”.

Von 1871 bis 1874 besuchte Michel Weiß die sogenannte “Kleinkinderschule” in der Waaggasse. Auch später blieb er der Kleinkinderschule stets verbunden. Anlässlich seines 75. Geburtstages haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihm ein Märchenstück geschrieben und auch von den Kindern aufführen lassen. Die Textfassung befand sich ebenfalls bei den Unterlagen.

Ein Handbüchlein für “glückliches Reisen mit Jesus zu Wasser und zu Lande” aus dem frühen 19. Jahrhundert. Darin sind Segenssprüche und Reiseinformationen zu finden. Ein Wanderbuch des Junggesellen Georg Tauscher mit interessanten Eintragungen über die Städte und Stationen, die er während seiner Walz besuchte.

Historisches zur Person Michel Weiß:

Am 19. September 1867 erblickte Johann Michael Friedrich Weiß – genannt Michel Weiß – als zweites von sechs Kindern des Tuchhändlers und Tuchscherermeisters Christian Gottlieb Weiß und seiner Ehefrau Anna Margarete Caroline, geb. Pfaff, im Oberhacken 6 das Licht der Welt. Ab 1884 besuchte Michel Weiß die Kunstakademie in München. 1914 meldete sich der Maler als Kriegsfreiwilliger.

Im Dezember 1914 verwundet wurde er als kriegsuntauglich in die Heimat zurückgeschickt, wo er sich ab 1916 ganz seinem Beruf als Maler widmete. Anlässlich seines 80. Geburtstags verlieh die Stadt Kulmbach ihrem renommierten Künstler Michel Weiß am 14. November 1947 die Ehrenbürgerwürde. 1949 folgte der Eintrag in das Goldene Buch der Stadt.

Am 10. April des Jahres 1951 starb Michel Weiß. Michel Weiß wird gerne als “der Chronist Kulmbachs” bezeichnet, weil er seine Heimatstadt in zahlreichen romantisierten Ansichten im Bild festgehalten hat.