Die Nazis und ihr „Kampf um Coburg“ – Einladung zur historischen Stadtführung

Der erste Nazi-Bürgermeister Deutschlands und die erste (Kommunal)Parlamentsmehrheit für die NSDAP – In Coburg haben die Nazis schnell und früh große Erfolge erzielt und verliehen ihr sogar später den Ehrentitel „erste Nationalsozialistische Stadt Deutschlands“. Hitler selbst zeichnet in seinen Beschreibungen das Bild eines Coburgs, das den Nazis als eine Art Probelauf auf dem Weg zur Machtergreifung diente. Im öffentlichen Bewusstsein der Stadt spielt dieses düstere Vermächtnis heute aber nur eine Nebenrolle: Ein Museum oder eine Dauerausstellung zu dem Thema? Fehlanzeige!

Als GRÜNE JUGEND Coburg haben wir deshalb für den Samstag, den 18. Juni 2022 um 18:00 Uhr (Treffpunkt: Albertsdenkmal auf dem Marktplatz) eine kritische Stadtführung zur Coburger Nazi-Vergangenheit organisiert. Denn:

„Dieses düstere Vermächtnis findet im öffentlichen Bewusstsein heute kaum statt. Wer heute in Coburg lebt und aufwächst, wird nur selten mit dieser historischen Realität konfrontiert.“ Sagt Luca Schenk, der den Stadtspaziergang leitet und fügt hinzu: „Es kann doch nicht sein, dass dieses Kapitel der Coburger Stadtgeschichte uns nur begegnet, wenn wir uns ganz aktiv und bewusst damit auseinandersetzen. Ein Museum oder eine Dauerausstellung muss her!“

Im Fokus der Veranstaltung steht die Zeit zwischen 1920 und 1934, die Zeit also, in der Coburg eine Art „Vorreiterrolle“ einnahm und früh zu einer Nazi-Hochburg wurde. „Die Geschichte der Stadt nachzuvollziehen, bedeutet zwangsläufig auch das Narrativ zu entlarven, dass der Nationalsozialismus eine fremde Kraft gewesen sei, die aus dem fernen Berlin oder München die Menschen unterwarf. Stattdessen wird deutlich, dass es vielmehr eine Bewegung mit breiter Unterstützung war, die – auch hier vor Ort in Coburg – antisemitische Verschwörungsideologien verbreitete, Gewalt tolerierte, Hass schürte und so die Nazis an die Macht brachte.“ Fügt Luca Schenk hinzu, „Aber auch ein kritischer Blick auf die gegenwärtige Coburger Erinnerungskultur soll eine Rolle spielen. Denn ein aktives Auseinandersetzen mit der Nazivergangenheit ist der Grundstein unserer historischen Verantwortung: Nie wieder!“.

Tom Lauser, Sprecher der Grünen Jugend Coburg, ergänzt: „In Anbetracht dieses dunklen Kapitels der Coburger Stadtgeschichte fühlen wir uns auch in unserem Protest gegen den Fackelmarsch des Coburger Convents bestärkt. Es ist schwer erträglich, wenn heute uniformierte Männer mit Musik und brennenden Fackeln die ehemalige ‚Straße der SA‘ entlangmarschieren und so ganz finstere Assoziationen wecken. Dies wiegt besonders schwer, da der CC auch nicht gerade für eine kritische Aufarbeitung der Vergangenheit seiner Vorgängerverbände während der NS-Zeit bekannt ist.“

Eingeladen sind alle interessierten Menschen. Die Teilnahme ist kostenlos.