Verkehrspolizeiinspektion Coburg zieht „tickende Zeitbombe“ aus dem Verkehr

symbolfoto polizei

Man nehme eine Prise Kontrollgerätemanipulation, würze diese mit einer defekten Lenkung und schmecke sie dann je nach Gusto mit überhöhter Geschwindigkeit ab, schon ist der Grundstein für einen sauberen Unfall gelegt.

Am Dienstagnachmittag kontrollierten die Schwerlastspezialisten der VPI Coburg einen spanischen Kühlzug, der von Blumenrod auf dem Weg zurück nach Spanien war. Während der Kontrolle stellten die Beamten fest, dass aktuell keine Fahraufzeichnungen im Kontrollgerät aufgezeichnet wurden. Zudem war der Fahrer wegen eines nicht angetretenen Fahrverbotes in Deutschland, er war in der Vergangenheit erheblich zu schnell unterwegs gewesen, zur Fahndung ausgeschrieben.

Zusammen mit den engagierten Kfz-Meistern einer hiesigen Renault-Fachwerkstatt konnte schließlich nach 2 tägiger Untersuchung der Zugmaschine eine Software-Manipulation des digitalen Kontrollgerätes ermittelt werden.

Das Kontrollgerät ist für die ordnungsgemäße Aufzeichnung der Lenk- und Ruhezeiten der Lkw-Fahrer verantwortlich. Zeitgleich schreibt es auch die gefahrene Geschwindigkeit des Lkws mit und versieht diese Aufzeichnungen mit Warnhinweisen, wenn diese einen gewissen Wert übersteigen.

Hintergrund für diese Art der Manipulation des Betriebssystems, die generell nur schwer nachzuweisen ist, war, dass ein vorheriger Fahrer dieser spanischen Firma vor 3 Wochen von der Polizei in Frankreich mit einem Magneten am Tachographensystem dieses Zuges erwischt wurde.

Die Nutzung eines Magneten ist auch ein Versuch die Signale des Tachographensystem zu stören oder ganz zu unterdrücken, damit entsprechende Betrügereien nicht nachgewiesen werden können.

Die dortigen Beamten ließen daraufhin das System in einer Fachwerkstatt wieder reparieren, bevor er seine Fahrt fortsetzen konnte. Der Fahrer allerdings konnte das „Bescheißen“ doch einfach nicht lassen und ließ seinen Zug kurzerhand in Spanien wieder „Zurückmanipulieren“, dieses Mal aber mit Software anstatt eines Magneten. Zum Unglück des jetzigen Fahrers wurde aber nicht eben jener Fahrer, sondern er, von den Coburger Spezialisten aufgehalten.

Interne Auswertungen ergaben, dass der Zug mit erheblich überhöhten Geschwindigkeiten gefahren wurde. So verzeichnete der Tachograph Geschwindigkeiten von bis zu 130 km/h. Erlaubt sind maximal 80 km/h in Deutschland, in anderen europäischen Ländern maximal 90 km/h. Eine Auswertung der tatsächlichen Lenk- und Ruhezeiten war jedoch zu keinem Zeitpunkt möglich, da die Schadsoftware das komplette Betriebssystem des Kontrollgerätes außer Funktion setzte und die internen Zeit- und Tätigkeitsaufzeichnungen durcheinanderwirbelte.

Und als wäre das allein nicht schon genug gewesen, so zeigten sich in der Fachwerkstatt erhebliche Mängel an den Bremsen und der Lenkung. So war die sog. Lenkschubstange, welche die Lenkbewegung des Lenkrades auf die Lenkachse überträgt, locker und drohte jeden Moment abzufallen. Dieser Mangel, zusammen mit den bereits beschrieben Schäden bzw. Manipulationen, hätte im Falle eines Unfalls zu unvorhersehbaren Sach- und Personenschäden führen können.

Deshalb wurde der komplette Zug nun gänzlich stillgelegt und darf von der Firma nur noch mit einem Tieflader in eine andere Werkstatt verbracht werden. Bis zur Ableistung seines Fahrverbotes darf der Fahrer auch nicht mehr in Deutschland fahren.

Den Fahrer und der Firma erwarten nun mehrere Strafverfahren.