Ergebnis der Aktion "Stunde der Wintervögel": Spatz wieder Spitze
Starker Rückgang der Amsel – Weniger Vögel an den Futterstellen
Der Spatz ist wieder der häufigste Wintervogel in Bayerns Gärten. Das ist die Bilanz der siebten „Stunde der Wintervögel“, zu der LBV und NABU vom 6.- 8. Januar aufgerufen hatten. Insgesamt zählten bei der Aktion allein in Bayern knapp 16.000 Menschen mehr als 450.000 Wintervögel. Platz zwei und drei belegen Kohlmeise und Feldsperling.
Der Spatz konnte sich Platz 1 trotz weiterer leichter Rückgänge von der Kohlmeise zurückerobern, die deutlich schlechter abschnitt als im Vorjahr. Anlass zur Sorge gibt jedoch der Rückgang der Amsel, die nur noch Platz 6 erreichte. Bereits in den vergangenen Monaten waren auffallend wenige dieser Singvögel, die im vergangenen Jahr noch an 3. Stelle lagen, an den Futterstellen beobachtet worden. In Unterfranken hat sich die Zahl der Amseln nahezu halbiert.
Ihr Schwund gibt den Experten Rätsel auf. Ein Zusammenhang mit dem virusbedingten Amselsterben vom Spätsommer 2011 kann zwar nicht ausgeschlossen werden, es kann sich jedoch auch um eine Folge des trockenen Frühlings 2011 handeln. Im harten Boden fanden Amseln keine Regenwürmer, was sich negativ auf die Brut ausgewirkt hat. Die Ergebnisse der Stunde der Gartenvögel vom 13.-15. Mai werden zeigen, ob der Trend anhält. Auf ihrer Grundlage wird der LBV sein weiteres Vorgehen entscheiden.
Milder Winter und Sturmtief „Andrea“
Bayernweit zeigten sich im Durchschnitt 38 Vögel pro Garten. Die Niederbayern können sich dabei über die vogelreichsten Gärten freuen (47 Vögel pro Garten), gefolgt von Oberfranken (42) und der Oberpfalz (41). Besonders wenige Vögel sahen Unterfranken (37) und Oberbayern (35). In den Städten lagen die Zahlen besonders niedrig: So sahen Regensburger im Schnitt nur 28 Vögel, Münchner 26 und Rosenheimer sogar nur 24.
Der milde Winter und das Wetter am Zählwochenende spiegeln sich in den Ergebnissen wider: Die Zahl der Vögel, die pro Garten gesehen wurden, war durchschnittlich 12% geringer als im Vorjahr. Besonders bei Sturm verhalten sich Vögel unauffällig und suchen Schutz. Die regionalen Unterschiede sind jedoch groß: In Schwaben, Oberfranken, der Oberpfalz, Unterfranken und Mittelfranken zeigten sich deutlich weniger Vögel als im Vorjahr, Oberbayern und Niederbayern liegen auf Vorjahresniveau.
In Gärten mit Futterstellen waren im Durschnitt 25% mehr Vögel zu sehen als in Gärten ohne Futterhäuschen. Besonders Rotkehlchen, Schwanzmeise und Stieglitz suchen dabei das menschliche Nahrungsangebot.
Nordische Wintergäste, aber wenig Zugvögel
Vögel aus dem europäischen Norden ließen sich auch dieses Jahr beobachten. So war der Erlenzeisig ähnlich häufig wie 2011. Der Bergfink, der sich aufgrund der vielen Bucheckern besonders in der Alpenregion aufhielt, legte bayernweit sogar fünf Plätze zu. Die Wacholderdrossel kam in diesem Jahr sogar zum ersten Mal unter die Top 20.
Die Zählung brachte eine überraschende und deutliche Trendwende bei den „traditionellen“ Zugvögeln Star und Hausrotschwanz. Sie verlassen uns üblicherweise für die kalte Jahreszeit, die Zahl der hier geblieben Tiere hatte in den letzten Jahren aber kontinuierlich zugenommen. Dass sich ihre Anzahl nun jedoch im Vergleich zum Vorjahr halbierte, führt der LBV auf den harten Winter 2010/2011 zurück, den viele Vögel vermutlich nicht überlebten. Allerdings wurden zum ersten Mal seit drei Jahren wieder überwinternde Kraniche aus den Landkreisen Rosenheim und Traunstein gemeldet. Ungewöhnlich hoch ist auch die Zahl von 15 Rotmilanen.
Hunger und Bejagung in Feld und Flur
Ein Trend setzt sich weiter fort: Besonders Feldvögel nutzen die Winterfütterung immer stärker. Während Waldvögel wie Buntspecht und Eichelhäher noch ausreichend Nahrung finden, fehlt Elster, Rabenkrähe und Feldsperling auch in milden Wintern die Nahrungsgrundlage in Feld und Flur. Außerdem führt die starke Jagd auf Rabenvögel dazu, dass sie in die sicheren Siedlungen einwandern. Dort nutzen sie die Futterstellen in Gärten und Parks.
Auch in diesem Jahr hatten einige Teilnehmer das große Glück, außergewöhnliche Vögel zu beobachten. So wurden 69 Eisvögel, 21 überwinternde Weißstörche, sechs Kornweihen, drei Kiebitze, ein nordischer Merlin und eine Ringdrossel gemeldet.
Der LBV gratuliert den glücklichen Gewinnern: Den Hauptpreis, ein hochwertiges Swarowski-Fernglas zur Vogelbeobachtung erhält Familie Gradl aus Sulzbach-Rosenberg. Über eine Digitalkamera der Firma Foto Video Sauter darf sich Frau Boner aus München freuen. Alle Gewinner werden vom LBV persönlich benachrichtigt.
Die „Stunde der Wintervögel“ ist die größte naturkundliche Mitmachaktion Deutschlands. Sie fand 2012 zum siebten Mal in Bayern statt. Deutschlandweit beteiligten sich rund 56.000 Menschen, die mehr als 1,7 Mio. Vögel beobachteten. Die Aktion liefert wichtige Daten über die Entwicklung der Vogelarten und ermöglicht somit Rückschlüsse auf die Auswirkungen des Klimawandels und der Eingriffe des Menschen in die Natur.
Vom 11. bis 13. Mai folgt die Schwesteraktion „Stunde der Gartenvögel“, bei der die Brutvögel im Mittelpunkt des Interesses stehen.
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