Ausstellung in Bamberg: Friedrich der Große als Geschirr-Designer
Der 300. Geburtstag von Friedrich II., genannt „der Große“, am 24. Januar, wird naturgemäß besonders in Berlin gebührend gefeiert. Auch in Bamberg kann man bei einem Besuch in der Sammlung Ludwig dem Preußenkönig begegnen. Im Alten Rathaus werden anlässlich des Geburtstages eigens einige Porzellane in den Fokus gerückt, die Friedrich II. auf eine erstaunliche Art erfahrbar machen.
Klassisch zeigt ihn ein Reiterstandbild in seiner charakteristischen leicht gebeugten Haltung zu Pferd, mit fein ausgearbeiteten Gesichtszügen, die den Herrscher ernst und staatsmännisch erscheinen lassen.
Einen ganz anderen Aspekt des großen Friedrich bietet ein gelb gerandeter Speiseteller in der Sammlung Ludwig. Dort ist nicht etwa er selbst abgebildet, sondern ein langgestrecktes, etwas merkwürdiges, ziegenbockartiges Fantasietier. Dieser Teller gehört zu den seltensten friderizianischen Meißenservicen, dem sogenannten Japanischen Service. Nur wenige Stücke befinden sich in öffentlichen Sammlungen.
Friedrich hat nicht nur kurz nach dem Siebenjährigen Krieg von diesem Service in Schloss Sanssouci und im Chinesischen Haus getafelt. Er hat es nicht nur selbst in Meißen in Auftrag gegeben, sondern sich höchstpersönlich in den künstlerischen Prozess eingemischt, ja, sogar selbst zum Stift gegriffen und den Dekor entworfen.
Friedrich der Große war einer der größten Porzellanliebhaber und –Kenner des 18. Jahrhunderts. Er begnügte sich nicht damit, für jedes seiner Schlösser mindestens ein Porzellanservice in Auftrag zu geben, sondern er nahm Einfluss auf deren Gestaltung und Dekor.
Das seltsame Tier auf dem Bamberger Teller ist nun aber nicht der missglückte Versuch eines unbegabten Zeichners, sondern war gedacht als Teil einer „indianischen Menagerie“, zu der Friedrich auch „Camelen, Affen, Elephanten, und Panther Thiere, Straußen u. Pappagoyen und andere Indianische Thiere“ zählte. Indianisch war damals ein umfassender Ausdruck für alles Exotische und Chinesische. Als ob Exotik allein nicht genügte, wurden die Tiere für das Japanische Service verfremdet, überlängt, bekamen Fantasiehörner, -ohren, -schwänze und
-farben. Friedrich wollte also spielen und parodieren, die Chinamode seiner Zeit augenzwinkernd auf den Arm nehmen. Hier schimmert der Humor des Herrschers durch und sein Vergnügen, sich über Konventionen hinweg zu setzen.
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