Ebermannstadt: Flora, Fauna und Lost Places auf Fuerteventura – Impressionen eines Vortrags

Flohkraut Fuerteventura
Das Flohkraut steht auf der Liste der bedrohten Arten und ist streng geschützt. (Foto: Adolf Riechelmann)

Von der Kargheit und dem Flohkraut

Beim ersten Besuch Fuerteventuras sticht die karge Landschaft und die geringe Vegetation ins Auge. Grund für diese Kargheit ist zum einen das Klima, also die seltenen Niederschläge sowie die starke Sonneneinstrahlung und die Wärme. Zum anderen verhindert die über Jahrhunderte betriebene intensive Beweidung durch Ziegen das Aufkommen von höherem Buschwerk und Bäumen. Achtet man bei Spaziergängen im zeitigen Frühjahr auf die Flora am Wegesrand, entdeckt man jedoch eine Fülle von Pflanzen, die in allen Farben blühen. Einige davon wachsen nur auf Fuerteventura, sie sind also seltene, endemische Arten.

Das Burchards Flohkraut ist nur auf den Kanaren verbreitet und ist eine der seltensten Pflanzenarten im Bereich der Europäischen Union. Es sind dicht verzweigte kompakte Büsche, die einmal im Jahr intensiv blühen. Dann bilden sich gelbe Blüten, die von der Form her wie Margeriten aussehen.

Das Flohkraut steht auf der Liste der bedrohten Arten und ist streng geschützt. Die Größe der Gesamtpopulation auf Fuerteventura wird nach Hochrechnung von Stichproben auf annähernd 8 000 Individuen geschätzt. Die größte Chance blühendes Flohkraut zu sehen hat man auf Fuerteventura zwischen Januar und März im Süden der Insel.

Das Atlashörnchen auf dem Vormarsch

Das Atlashörnchen wurde 1960 aus Afrika nach Fuerteventura eingeschleppt

Das Atlashörnchen wurde 1960 aus Afrika nach Fuerteventura eingeschleppt. (Foto: Adolf Riechelmann)

Hält man auf Fuerteventura Ausschau nach Tieren, muss man oft genauer hinsehen, denn die auf der Insel am häufigsten vorkommenden Tiere gehören zu den wirbellosen Arten – am auffälligsten sind die Insekten. Einfacher zu entdecken sind die Atlashörnchen. Sie stammen aus Afrika und wurden 1960 nach Fuerteventura eingeschleppt. Hier wurden sie schnell zur Plage, verhindern das Ansiedeln von Vegetation, weil sie jeden frischen Halm fressen. Sie werden auch immer mehr an den Menschen gewöhnt, denn sie werden gefüttert und dadurch immer zahmer.

Die Tierchen sind zwar possierlich, aber man sollte nicht vergessen, dass sie auch die Umwelt auf der Insel gefährden. Sie vermehren sich rasch und sind ziemlich gefräßig. Auch plündern sie Vogelnester und sind so für den Rückgang zahlreicher Vogelarten auf Fuerteventura verantwortlich.

Schauerlich schöne „lost places“

Fuerteventura hat viele verlassene Gebäude. Lost Places zu entdecken, ist jedenfalls sehr aufregend. In diesen Häusern lebt überhaupt niemand mehr, die Natur übernimmt wieder die Herrschaft.  Meist handelt es sich dabei um Weiler oder Aussiedlerhöfe, die von ihren Bewohnern verlassen wurden.

Schauerlich-schön: verlassene Gebäude auf Fuerteventura

Schauerlich-schön: verlassene Gebäude auf Fuerteventura (Foto: Adolf Riechelmann)

Die „Geisterdörfer“ sind über die gesamte Insel verteilt. Besonders viele gibt es im Einzugsgebiet bei Triqiviate. Verschiedene Gründe sind für den Wegzug der Bewohner aus diesen Gebieten verantwortlich, doch der wichtigste ist die Landflucht, die in auch auf Fuerteventura zu beobachten ist. Wenn sich der bestehende Trend fortsetzt, werden voraussichtlich im Jahr 2050 zwei Drittel der Bevölkerung in den großen Städten leben.

Auch auf Fuerteventura haben die besseren Verkehrsverbindungen und Arbeitsplatzchancen dazu geführt, dass große Teile der Bevölkerung sich im Einzugsgebiet der Hauptstadt und in den Tourismusgebieten konzentrieren. Dadurch wird die Versorgung der in den abgelegenen Ortschaften verbliebenen Bewohner mit öffentlichen Diensten immer schlechter. Etliche dieser Orte werden von öffentlichen Verkehrsmitteln nicht mehr angefahren, sodass ein Leben ohne eigenes Auto dort kaum mehr möglich ist.

Lost places – diese beiden Wörter klingen bedrohlich, aber mindestens genauso spannend. Im Bezug auf Orte kann der Begriff geradezu etwas schauerlich Schönes bedeuten. Der verlassene Ort ist mehr als nur eine spektakuläre Fotokulisse und erzählen authentisch von den Lebens- und Arbeitsumständen der Bewohner und Besucher.