Sonntagsgedanken zum 1. Mai

Symbolbild Religion

Liebe Freunde,

ich kann mich noch immer gut daran erinnern, dass ich als kleines Kind mit meinen Eltern in Miltenberg spazieren gegangen bin. Und wie es eben bei Kindern so ist, lief ich voraus und kam an einem Bekleidungsgeschäft vorbei.

Da, plötzlich beim Vorbeilaufen, da öffnete sich die Tür wie von Geisterhand. Ich kann mich deswegen so gut daran erinnern, weil ich damals erschrak und noch dazu große Angst hatte. Türen, die sich automatisch öffnen, die heute selbstverständlich sind, kannte ich damals nicht: kleine Ursache – große Wirkung!

Pfarrer Klaus Weigand (rechts) mit Urmel ...

Pfarrer Klaus Weigand (rechts) mit Urmel …

Und genau so etwas, das kennen Sie bestimmt auch aus Ihrem Alltag: kleine Ursache – große Wirkung! Da forscht man z.B. nach einem Fehler, einer Ursache, warum etwas nicht funktioniert oder man sucht verbissen nach einem Gegenstand und wird immer verbissener, weil die Suche ohne Erfolg bleibt, und da kommt jemand daher und sagt: „Versuche es doch einmal so oder so, oder schaue dort oder hier einmal nach!“ und man denkt sich zuerst: „Wie kommt derjenige darauf, mir gerade das vorzuschlagen, wo er eigentlich keine Ahnung davon hat?“ Dann aber befolgt man doch den Rat, und plötzlich ist alles gut: kleine Ursache – große Wirkung!

Wie ich drauf komme? Weil Jesus zu seinen Jüngern sagte: „Werft doch das Netz auf der anderen Seite aus!“
Wie sich die Fischer da wohl gefühlt haben mögen? Da kommt einer, von Tuten und Blasen keine Ahnung, und will erfahrenen Fischern vorschreiben, was sie tun sollen. Und überhaupt, was soll denn das: Die Netze auf der anderen Seite auswerfen? Als ob auf der anderen Seite eines kleinen Bootes mehr Fische wären.

Und dennoch tun es die Fischer, befolgen den Rat und machen einen riesigen Fang.

Kleine Ursache – große Wirkung: Ist es vielleicht das, was wir Menschen immer wieder brauchen? Einmal einen gut gemeinten Rat von außen und die Fähigkeit oder die Größe, diesen Rat auch anzunehmen?

Vielleicht brauchen wir manchmal einen Menschen, der uns fragt, warum wir denn das unbedingt so oder so machen, also mehr oder weniger mit dem Kopf durch die Wand gehen wollen? Und da brauchen wir die Fähigkeit, diesen Rat auch anzunehmen.

Vielleicht fehlen uns genau solche wohlgesinnten Menschen; in unserem Leben, in unserer Welt und auch in der Kirche.

Vorschriften, die machen viele. Mit dem Finger auf andere zeigen, das tun viele. Beschimpfen und bestimmen, das fällt auch vielen leicht. Aber einfach einmal liebevoll, gütig einem anderen einen Rat geben, das schaffen die wenigsten. Denn oft schwingt in all dem, was andere uns sagen, so viel Hochmut und Arroganz mit, dass wir uns innerlich sträuben, so einen Rat anzunehmen. Deswegen sind manche Menschen auch so verbittert.

Leider fehlt es oft an Menschen, die einem liebevoll mit Rat und Tat zu Seite stehen, aber es gibt genügend davon, die der Meinung sind, alles besser zu wissen und mit Drohungen versuchen, einem anderen ihre Meinung oder ihr Vorhaben aufzuzwingen. Das kennen Sie sicher zur Genüge und das begegnet auch mir immer und immer wieder.

Ich wünsche Ihnen Menschen an Ihrer Seite, die Ihnen beistehen, die es wirklich ernst meinen, die ehrlich vorhaben, Ihnen zu helfen und nicht von oben herab versuchen, Ihnen etwas vorzuschreiben.

Ich wünsche Ihnen Menschen, die Sie mit Liebe und Güte begleiten und Ihnen wohlwollend mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Ich wünsche Ihnen aber auch die Größe und den Mut, einen gutgemeinten Rat anzunehmen.

Die Jünger haben den Fang ihres Leben gemacht.

Vielleicht könnten wir auch, in unserem eigenen Leben, in unserer Kirche und in der ganzen Welt den Fang unseres Leben machen, wenn wir uns wohlwollend begegneten.

Einer tut es immer und immer wieder: Jesus.

Wir könnten es auch.

So wünsche ich Ihnen von ganzem Herzen einen guten und schönen, einen erholsamen Sonntag und viele gute Begegnungen mit Menschen, die es gut mit Ihnen meinen.

Klaus Weigand


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Infos zu Pfarrer Klaus Weigand

  • Geboren 1966 in Erlenbach am Main (Unterfranken)
  • Abitur am Theresianum in Bamberg 1989
  • Studium der Kath. Theologie in Bamberg und Wien
  • Priesterweihe 1998
  • Tätigkeiten:
  • Fürth, Christkönig von 1997 – 2010
  • Buckenhofen als Pfarradministrator 2010 – 2015
  • seit 2015 in Heroldsbach und Hausen