Erstes Leutenbacher Dorfgespräch

Blick in den Saal beim ersten Dorfgespräch. Foto: Thomas Weichert

„Was muss sich verändern damit wir als Gemeinschaft gut zusammenleben ?“ Dies war eine der Fragen die Quartiersmanagerin Anneliese Iser den 16 erschienenen Bürgerinnen und Bürgern beim ersten Leutenbacher Dorfgespräch im Pfarrsaal stellte. Es ging dabei nicht um Infrastrukturmaßnahmen wie Straßen- oder Kanalbauten, sondern um die Sozialraumentwicklung in der Gemeinde und vor allem um das ehrenamtliche Engagement.

Grundlage für dieses erste Dorfgespräch war eine Haushaltsbefragung die Iser in den Gemeinden der VG Kirchehrenbach durchgeführt und nach der sich gezeigt hatte, das sich 220 Haushalte ehrenamtlich engagieren oder sich dies in Zukunft vorstellen können. Insbesondere hatte sich nach dieser Befragung gezeigt, das der Schwerpunkt auf den Senioren in den drei Mitgliedsgemeinden der VG liegt und Angebote besonders für die ältere Generation gewünscht werden. Dabei geht es nicht nur um Seniorentreffpunkte, sondern auch um deren Versorgung, die Entlastung ihrer Familien bei einem Pflegefall oder darum, ob die Wohnung altersgerecht ist. Stichwort: Barrierefreiheit.

Nahversorger

Aber auch um die Nahversorgung und wie man sich von der Gemeinde informiert fühlt. Die Nahversorgung besteht in Leutenbach eigentlich nur noch durch den ortsansässigen Metzger und einen Blumenladen. Ab und zu fährt auch ein Bäcker mit einem mobilen Verkaufsstand durch. Gerade die Corona-Situation habe laut Iser deutlich aufgezeigt, wo es Defizite gibt. Zum Beispiel bei der Einsamkeit älterer Menschen. Zudem gäbe es inzwischen einen Pflegenotstand, ein Heimplatz ist nur sehr schwer zu bekommen und Essen auf Rädern findet auch so gut wie nicht statt. „Welche Visionen haben Sie für ihren Ort, was meinen Sie was man in Leutenbach braucht“, fragte Iser in die Runde. Oder was läuft gut in der Gemeinde, was eher schlecht. Matthias Reubel ist seit zwei Jahren Leutenbacher Neubürger. „Ich fühle mich seit zwei Jahren angekommen und das Vereinsleben scheint aus meinem Focus auch schon sehr gut zu sein“, so Reubel der bei der letzten Wahl gleich für den Gemeinderat kandidiert hatte.

Neubürger schnell integriert

Seit zwei Wochen ist er nun auch Beisitzer im Kultur- und Förderverein. Leutenbach bescheinigte er eine gute Willkommenskultur und auch in Corona-Zeiten haben sich die Menschen um andere gut gekümmert. „Das fand ich erstaunlich und sehr positiv“, so Reubel, der fragte ob man nach zweieinhalb Jahren Corona wieder dort ansetzten kann, wo man damals aufgehört hatte. Ehrenbürger und Altbürgermeister Otto Siebenhaar verwies darauf, das es in der Gemeinde nicht so viele Neubürger gäbe. „Ein Strich durch die Rechnung machte Corona und was in den Vereinen fehlt, ist der Nachwuchs“, so Siebenhaar. Der Vizelandrat ist Vorsitzender des Gesangvereins. Eigentlich hat dieser einen Männer- und einen gemischten Chor, doch es ist ganz schwierig junge Sängerinnen und Sänger zu gewinnen.

Ehrenbürger: Wir werden immer älter

„Wir werden immer älter“, resümierte Siebenhaar. „Das ist im Fränkische Schweiz Verein nicht anders. Die Alten sind weggestorben, Junge kommen nicht mehr nach“, gab ihm eine Teilnehmerin recht. Auch der Obst- und Gartenbauverein hat Nachwuchssorgen, nicht jedoch der Tourismusverein, wie Helmut Pfefferle betonte. Pfefferle, Vorsitzender des Vereins für den Schutz des Naturparks Fränkische Schweiz, lebt seit 17 Jahren in Seidmar. „Was sich verändert hat, ist die Welt. Das Gasthaussterben durch das soziale Treffpunkte weggefallen sind. Was fehlt sind die Stammtische. Die sozialen Kontakte seien dadurch enorm eingebrochen und manche Menschen gehen gar nicht mehr in die Öffentlichkeit, klagte Pfefferle. „Die Hälfte für dass was man für den Kindergarten ausgibt, sollte die Gemeinde für Treffpunkte von Menschen ausgeben“, so Pfefferle in Richtung Bürgermeister Florian Kraft. „Ich sehe schwarz für die Gemeinde Leutenbach, dass es bald gar kein Gasthaus mehr gibt“, meinte ein weiterer Bürger der auch beklagte, dass ein Dorfladen fehlt.

Bald kein Stammstich mehr?

Früher gab es in Leutenbach vier Gastwirtschaften. Jede hatte ihren Stammtisch. „Die älteren Stammtischbesucher gibt es nicht mehr und die Jungen haben daran kein Interesse mehr“, so Siebenhaar der auch betonte, dass Gastwirte händeringend nach Personal suchen und wegen Personalmangel immer öfter schließen müssen. Beschäftigte in der Gastronomie hätten sich in der Corona-Zeit andere Jobs gesucht und kämen jetzt auch nicht mehr zurück. Pfefferle verwies darauf, das es in Leutenbach Räume für Treffpunkte gäbe. Zum Beispiel das Raiffeisengebäude in den ein Nahversorger kommen sollte. Kombiniert mit einer kleinen Café-Ecke wäre dies ein schöner Treffpunkt gewesen. Doch daraus wurde nichts.

Alternative Krämershaus?

Das alte Krämershaus in Leutenbach

Das alte Krämershaus in Leutenbach. Foto: Thomas Weichert

Als Alternative für das Raiffeisengebäude brachte Reubel das alte Krämershaus ins Gespräch, das ebenfalls der Gemeinde gehört und das Bürgermeister Kraft am liebsten abreißen will. Da könnte man einen Regionalladen reinmachen, denn das Thema Nahversorgung werde wegen dem Klimawandel aktueller und attraktiver denn je, so Reubel. Anstatt Kartoffeln aus Ägypten welche von einheimischen Kartoffelbauern. Was Kraft nicht will, eine Konkurrenz zu den noch bestehenden Wirtshäusern und den Vereinen schaffen. Nächstes Thema war der Bauplatzmangel. Bauplätze gibt es eigentlich genug, doch niemand will einen verkaufen. Junge Familien wanden deshalb ab.