Bayreuth: Fraktion Bündnis90/Die Grünen und Unabhängigen nimmt Stellung zur Umbenennung der Dietrich-Bonhoeffer-Straße

Zur anhaltenden Diskussion um die Umbenennung zur Dietrich-Bonhoeffer-Straße erklärt namens der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen und Unabhängigen Stefan Schlags, zusammen mit Dr. Norbert Aas Antragsteller:

Mit Niederlagen im Stadtrat kennen wir uns gut aus. Mit Verwunderung beobachten wir daher, wie der Beschluss zur neuen Dietrich-Bonhoeffer-Straße eine nachträgliche Diskussion erfährt, die weit über übliches Wundenlecken der in der Abstimmung Unterlegenen hinausgeht. Irrigerweise wird behauptet, die Befürworter hätten sich nicht mit der Materie auseinandergesetzt. Daher möchten wir einige Punkte klarstellen:

1. Zwischen unserer Antragstellung und der Entscheidung vergingen mehr als zwei Jahre, weil  der Oberbürgermeister wie seine Vorgängerin sich weigerten, die zuständige Kommission einzuberufen. Wir vermuten dahinter eine Rücksichtnahme auf die evangelischen Kirche in Bayreuth.

2. Mit Antragsteller Dr. Norbert Aas waren wir als grüne Fraktion in der glücklichen Lage, eine Persönlichkeit in unseren Reihen zu haben, die die von Regionalbischöfin und Dekan geforderte „ echte erinnerungskulturelle Aufarbeitung“ als promovierter Historiker und engagierter Bürger unserer Stadt seit Jahrzehnten lebt. Warum er in der Berichterstattung unterschlagen wird, verstehen wir nicht. Bedauerlicherweise konnte er aufgrund seines Ausscheidens aus dem Stadtrat den Antrag nicht selbst vertreten. Neben der Stellungnahme von Dr. Christoph Rabenstein hätte es also einen weiteren fundierten Beitrag geben können.

3. In der Sendung „Tag für Tag – Aus Religion und Kirche “ vom 16.6.2021 des Deutschlandfunk hatte Frau Nora Schulze ausführlich Gelegenheit, Ihre Studien einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen. Die behaupteten wegweisenden neuen Erkenntnisse zur Rolle von Hans Meiser in der Nazizeit konnte ich nicht feststellen. Neu war mir allenfalls sein Eintreten für NS-Verbrecher nach dem Krieg oder seine absolute Ablehnung jeder Art von Ökumene.
Sehr deutlich wurde dagegen, dass die Dissertation vor allem das Wirken von Hans Meiser in und für die evangelische Amtskirche zum Thema hat. So wird ihm zugeschrieben, die Machtposition der evangelischen Landeskirche in Bayern nach dem Krieg gefestigt zu haben, die bis heute Einfluss auf Politik und Gesellschaft ermöglicht. Diese rein innerkirchliche Betrachtungsweise trägt jedoch wenig zu der Debatte bei, wie die Stadtgesellschaft Personen bewertet und gegebenenfalls durch eine Straßenbenennung ehrt.