Burgkunstadt präsentiert Peter Fischerbauers Gemälde bis 22. Mai 2022

Peter Fischerbauer mit seinem Gemälde, das er dem Roman „Kruso“ des Thüringers Lutz Seiler nachempfunden hat. Foto: Mathias H. Walther

Vergangenen Samstag war es in der Burgkunstadter Produzentengalerie für Gegenwartskunst wieder so weit: Die Masken durften fallen, Querflötenklänge, dargeboten von der Lichtenfelser Musikerin Susi Schliefer, schwangen durch die Galerieräume. Die hatten sich – nach Aufhebung der Pandemie bedingten Einschränkungen – mit Kunstliebhabern gefüllt; angereist zur Eröffnung der Ausstellung „Die 19te“. Und so kam es, dass unterhalb des historischen Marktplatzes der Schuhstadt das sanfte Klirren der Sektgläser mit den wummernden Bässen der Darbietung konkurrierten, die ein DJ wenige Meter oberhalb am Markt gab. Warum und weshalb, war selbst politisch aktiven Burgkunstadter Besuchern unbekannt. Wie dem auch sei, Musik auf und Kunst unterhalb des Marktplatzes arrangierten sich. Oben gab es Bier und Bratwurst, in der Kuni-Tremmel-Eggert-Straße 3 unterhalb, ließ man sich Häppchen und Sushi zu perlendem Getränk munden.

Gekommen war man, die abstrakten Interpretationen diverser literarischer Werke durch den in München und Böhmen lebenden und arbeitenden Künstler Peter Fischerbauer zu bewundern. Was allerdings nicht jedermann noch jeder Frau problemlos gelang. Nicht etwa, dass es die Farbexplosionen der Bilder Fischerbauers nicht zulassen, persönliche Interpretationen in die Werke hineinzudeuten. Eher ist es für den einen oder anderen Besucher ein Hemmnis, die dem Künstler als Inspiration und Vorlagen dienenden Romane der zeitgenössischen Autoren Uwe Tellkamp (Der Turm), geboren 1968 in Dresden, oder des Thüringer Lutz Seiler, zuzuordnen. Letzterer wurde 1014 für seinen Debütroman Kruso mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet. Bekanntere Vorlagengeber für Fischerbauer sind Franz

Kafka und Jean Paul. Von diesen beiden Autoren hat er zum Beispiel Szenen aus „Das Schloß“ und „Siebenkäs“ malerisch umgesetzt.

Der Bamberger Kunsthistoriker Dr. Matthias Liebel betonte in seiner Eröffnungsrede in diesem Zusammenhang, dass „abstrakte Malerei in den seltensten Fällen von der dinglichen Wirklichkeit losgelöst“ sei. Abstrakte Malerei entstehe nicht einfach aus dem Nichts heraus als freies Spiel von Farben und Formen. Liebel: Sonst wäre sie ein ziemlich inhaltsloses Geplänkel und schiere Dekoration.“

Abstrakte Kunst habe eine eigene Diktion, eine eigene Logik, die in vielen Fällen allerdings vom Betrachter nur schwerlich verstanden werden könne, solange er nicht über einige Hintergrundinformationen verfügt. „Ohne diese Hintergrundinformationen“, so der Bamberger Kunsthistoriker, „und ausgehend vom bloßen Augenschein kommt es dann zu der leider ebenso häufig wie dümmlich geäußerten Behauptung: Das kann ich auch.“

Mit den Gemälden von Peter Fischerbauer verhalte es sich ähnlich: „Sie haben einen thematisch fundamentierten Entstehungszusammenhang und führen den Künstler mit einem individuellen gestalterischen Vokabular zu ganz eigenen bildschöpferischen Umsetzungen.“ So Dr. Liebel.

1966 in München geboren, bis heute teils dort, teils im Böhmerwald zuhause, gelangte Peter Fischerbauer bereits während seines Studiums an der Münchner Kunstakademie zur Abstraktion. Bekannt geworden ist er mit seinen Transformationen der klassischen Musik zu Werken von Beethoven und Mozart über Dvorák, Wagner und Gustav Mahler bis hin zu Arnold Schönberg und Viktor Ullman. In Burgkunstadt werden seine literarisch inspirierten Gemälde gezeigt.

Allerdings bedarf es nicht unbedingt des fundierten Wissens um die Romanvorlagen. Fischerbauers Bilder wirken auch ohne Kenntnis der literarischen Quellen auf den Betrachter. Liebel: „Mit dynamisch bewegtem Pinsel bringt der Maler in halb-transparent einander überlagernden Schichten die Ölfarbe dünnflüssig auf die Leinwand. Sanfte Töne überwiegen: Hellblau und Rosa, zart gemildertes Gelb, Grün oder Lila, dazu Weiß und ein lichtes Grau.“ Den sanften Tönen antworten leuchtendes Zinnober, kraftvolles Ultramarin, satte Grün- oder erdige Brauntöne, und immer wieder Schwarz. Allerdings reflektieren die Gemälde von Peter Fischerbauer nicht so sehr die sichtbare Wirklichkeit, sondern vor allem innere Regungs- und Gemütszustände. Dr. Matthias Liebel ordnet die Werke Fischerbauers stilistisch als „Abstrakten Expressionismus“ ein. Ohne freilich zu betonen, dass Fischerbauers Bilder einen gegenstandsbezogenen, einen intellektuell begründeten sachlichen Bezug.

Die Ausstellung „Die 19te“ zeigt neben den Arbeiten Peter Fischerbauers auch aus Papiermaché gefertigte Skulpturen von Eva Mandok (Nürnberg/Feucht) sowie Keramiken (Molecular Pottery) des Bambergers Denis Delauney. Geöffnet ist die Schau noch bis einschließlich 22. Mai 2022 immer samstags und sonntags jeweils von 14 bis 17 Uhr.