Sonntagsgedanken: Die Beichte

Symbolbild Religion

Liebe Freunde,

als ich noch in Fürth tätig war, besuchten mich jedes Jahr die Konfirmanden unserer evangelischen Nachbarpfarrei. Ich erkläre ihnen die katholische Kirche. Freilich gehörte dazu auch der Beichtstuhl. Da die Jugendlichen dieses Sakrament nicht kannten, versuchte ich es Ihnen nahezubringen. Da geschah es, dass einmal eine Jugendliche feststellte: „Das finde ich cool: Wenn ich etwas falsch gemacht habe, dann kann ich es sagen, mir wird vergeben und alles ist wieder in Ordnung!“

Pfarrer Klaus Weigand (rechts) mit Urmel ...

Pfarrer Klaus Weigand (rechts) mit Urmel …

Ja, das stimmt. Aber es stimmt auch wieder nicht. Wenn ich an das Gleichnis vom Barmherzigen Vater denke, wird deutlich, was Vergebung wirklich nicht ist: Nicht einfach hingehen, beichten und alles ist wieder in Ordnung.

Der Sohn geht zum Vater und bittet ihn um Verzeihung. Denn er hat ja nicht nur gegen Gott, sondern vor allem gegen den Vater gesündigt oder anders gesagt, ihm wehgetan. Und deswegen muss er sich auch mit ihm versöhnen. Nur wo das geschieht, da ist Vergebung möglich. Und der Vater kann seinen Sohn liebevoll und verzeihend in die Arme schließen.

Deswegen ist es also mit der Beichte gar nicht so einfach, wie viele es sich gerne vorstellen.
Wenn ich einem anderen Menschen weh getan habe, wenn ich einen anderen Menschen verletzt habe, wenn ich einem anderen gegenüber schuldig geworden bin, dann braucht es auch die persönliche Vergebung.

Und wenn ich den anderen um Verzeihung bitte und mir dieser auch vergibt, dann ist da auch Gott mit ihm Spiel. Wenn ich den anderen um Vergebung bitte, dann bitte ich auch Gott um Vergebung. Nein, bitte verstehen Sie mich nicht falsch, ich möchte die Beichte nicht abschaffen. Aber wenn ich meine, ich gehe hin, beichte und alles sei wieder in Ordnung, dann wäre das ein falsches Verständnis von Beichte.

Wer sich auf Jesus wirklich beruft, der kann die Dinge nie einseitig regeln. Die Liebe zu Gott und die Liebe zum Nächsten gehören zusammen.
Dort, wo der Mensch nicht mehr im Blick ist, dort geschieht auch keine Versöhnung.

Denn, wo der Mensch in den Blick kommt, wo der andere eine Rolle spielt, wo ich mich mit anderen Mitmenschen versöhne, dort ist der Gott, der von sich sagt, dass wir das für ihn tun, was wir für seine Brüder und Schwestern getan haben: Dort ist dieser Gott von vorneherein schon mit dabei.
Mit meinen Schülern haben wir im Unterricht Zeichen der Versöhnung überlegt:

eine Umarmung, ein gutes Wort, eine Einladung, ein kleines Geschenk, ein Brief, ein Bild usw.

Und dazu gehören natürlich auch die drei Worte: „Ich verzeihe dir.“

Ich frage mich, ob es nicht für jede und für jeden so ein Zeichen der Versöhnung gibt, dass sie oder er tun könnten. Geben wir dem Frieden und der Versöhnung unter uns eine Chance!

So wünsche ich uns allen, dass wir immer wieder aufeinander zugehen und uns immer wieder Vergebung schenken und dass auch uns immer wieder vergeben wird.

So könnten wir alle zu mehr Menschlichkeit, zu mehr Frieden in unserem kleinen Umfeld beitragen.

Einen guten Sonntag und eine gute Woche!

Klaus Weigand


Weitere Sonntagsgedanken

Infos zu Pfarrer Klaus Weigand

  • Geboren 1966 in Erlenbach am Main (Unterfranken)
  • Abitur am Theresianum in Bamberg 1989
  • Studium der Kath. Theologie in Bamberg und Wien
  • Priesterweihe 1998
  • Tätigkeiten:
  • Fürth, Christkönig von 1997 – 2010
  • Buckenhofen als Pfarradministrator 2010 – 2015
  • seit 2015 in Heroldsbach und Hausen