Bayreuther Landrat Wiedemann initiiert Runden Tisch: „Mehr Unabhängigkeit vom globalen Energiemarkt“
Wie werden wir unabhängiger vom globalen Energiemarkt? Dieser Frage ist Landrat Florian Wiedemann bei einem Runden Tisch mit Vertretern der regionalen Energieversorger nachgegangen. „Wir müssen die Energie- und Mobilitätswende voranbringen – das wird in diesen besorgniserregenden Wochen deutlicher denn je“, sagt der Landrat, dessen Initiative bei den Teilnehmern des Energie-Gipfels auf offene Ohren stieß.
In einem Impulsvortrag zeigte Klimaschutzmanager Bernd Rothammel zunächst die Energiepotenziale des Landkreises Bayreuth auf. Schnell stellte er fest: „Nie war die Zeit günstiger, so etwas anzugehen.“ Bei der Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energien habe der Landkreis seine überdurchschnittliche Quote von 120 Prozent auf jüngst 133 Prozent ausgebaut, im Verkehr und in privaten Haushalten laufe der Verbrauch allerdings noch zu stark über fossile Quellen.
Jürgen Bayer, Geschäftsführer der Stadtwerke Bayreuth, erkennt im Landkreis Bayreuth grundsätzlich großes Potenzial für regenerative Energien. Die große Fläche des Landkreises – bei einer gleichzeitig eher geringen Bevölkerungsdichte – biete viele Möglichkeiten. Er empfiehlt, einen Energienutzungsplan für den Landkreis zu erstellen und so mögliche Potenziale auszuloten. Positive Erfahrungen habe man beispielsweise schon in Haßfurt mit der Einspeisung von Wasserstoff ins Gasnetz gemacht, allerdings sei der Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft auch mit hohen finanziellen Mitteln verbunden.
Für Markus Ruckdeschel, Pressesprecher der Energieagentur Nordbayern, muss die Wende hin zu einer Vollversorgung aus Sonne und Wind schnell geschehen. „Wir erleben eine rasante Entwicklung und müssen daher schnell handeln“, sagt er. Seine dringende Empfehlung lautet, jetzt zügig PV-Freiflächen gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern anzugehen und auch alle kommunalen Dächer mit PVAnlagen auszustatten. Auch bei der Windkraft sieht er eine neue Offenheit in vielen Kommunen, doch bürokratische Prozesse verlangsamten den Bau der Räder enorm: „Oft vergehen allein bei der Planung fünf oder sechs Jahre.“ Das Angebot der Energieagentur für Privathaushalte sieht nach Aussage Ruckdeschels derzeit wie folgt aus: beraten, beraten, beraten. „Wir klären auf, wo wir nur können, und sind auch momentan auf der Suche nach weiteren Energieberatern.“ Insbesondere zu den Themen Heizungserneuerung und Photovoltaik sei die Nachfrage derzeit ausgesprochen hoch.
Regionalleiter Franken der Bayernwerk Netz GmbH, Bernd Göttlicher, verweist auf die exorbitant gestiegenen Einspeiseanfragen dezentraler PV-Anlagen ans BayernwerkNetz. Auch der Landkreis Bayreuth sei davon nicht ausgenommen. Göttlichers klarer Appell lautet daher, die Netze massiv auszubauen. Hier seien die Genehmigungsverfahren immer wieder ein Problem. „Wir brauchen Regierung, Landkreis und Kommunen, die sich an die Spitze einer Bewegung stellen, um diese Verfahren zu beschleunigen. Sonst blockieren wir uns selbst.“ Das Bayernwerk bringt noch ein Gesellschaftermodell zum weiteren Ausbau regenerativer Anlagen mit regionaler Stromvermarktung ins Spiel: „Aus der Region für die Region.“ Eine Gesellschaft mit kommunaler Beteiligung könne sich auf Flächensuche begeben, diese anpachten, Anlagen bauen, betreiben und vermarkten.
„Die Gesellschaft wickelt das gesamte Verfahren ab, bezieht dabei regionale Akteure ein und betreibt die Anlage für die gesamte Laufzeit“, betont BayernwerkGeschäftsführer Thomas Oppelt. Auch hier liege eine Investitionsmöglichkeit nicht nur für Bürgerinnen und Bürger, sondern auch für Unternehmen, die sich auf dem Energiemarkt natürlicherweise Planungssicherheit und Stabilität wünschen.
Landrat Wiedemann dankt den Vertretern für deren Ideen und Vorschläge. „Wir müssen jetzt zusehen, dass wir bei unseren landkreiseigenen Bestandsgebäuden einen Schritt vorangehen und diese möglichst schnell und umfassend mit PhotovoltaikAnlagen ausstatten. Bei landkreiseigenen Neubauten müssen Photovoltaik-Anlagen zukünftig zur Selbstverständlichkeit werden.“ Außerdem sei es wichtig, die Landkreisbürgerinnen und -bürger über niedrigschwellige Beratungsangebote und Serviceleistungen – wie beispielsweise den Solarrechner – mit ins Boot zu holen.
Oberstes Ziel muss es laut Wiedemann sein, die Dächer im Landkreis für PhotovoltaikAnlagen zu nutzen.
Letztlich versichert Landrat Wiedemann noch, sich auch für das Voranschreiten der Mobilitätswende im Landkreis starkmachen zu wollen. Dabei hoffe er auch auf ein baldiges neues Förderpaket der Bundesregierung für Wallboxen.
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