Gedenkstätte bleibt in Leuschners Geburtshaus in Moritzhöfen

Stadt Bayreuth sichert durch neuen Mietvertrag die Unterbringung der Gedenkstätte am authentischen Ort

Die Wilhelm-Leuschner-Gedenkstätte der Stadt Bayreuth wird auch in den kommenden Jahren im Geburtshaus des Gewerkschaftsführers und Widerstandskämpfers gegen die NS-Gewaltherrschaft ihr Domizil haben.

Die Stadt Bayreuth hat zwischenzeitlich mit dem Eigentümer der Räume der Gedenkstätte im Erdgeschoss des Anwesens Moritzhöfen 25 einen neuen Mietvertrag abgeschlossen. Damit wurde ein Beschluss des Hauptausschusses vom Oktober dieses Jahres umgesetzt, der die Verwaltung beauftragt hatte, entsprechende Schritte einzuleiten. Durch den Mietvertrag ist die Unterbringung der Gedenkstätte in Wilhelm Leuschners Geburtshaus zunächst bis Ende 2016 gesichert. Zudem besteht die Option auf eine Verlängerung des Mietverhältnisses bis Ende 2021.

„Die Stadt ist sich der herausragenden Bedeutung Wilhelm Leuschners als ein großer Sohn Bayreuths und ein Vorbild der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts wohl bewusst. Wilhelm Leuschner ist eine Persönlichkeit von nationaler Bedeutung, ein mutiger Vorkämpfer für Demokratie und Freiheit“, betont Oberbürgermeister Dr. Michael Hohl. Mit dem neuen Mietvertrag sei nun gewährleistet, dass der politischen Lebensleistung Leuschners auch weiterhin an authentischem Ort, nämlich in seinem Geburtshaus gedacht werden könne. „Die Gedenkstätte ist damit auf Jahre hinaus in ihrem heutigen Domizil gesichert.“

Zur Erinnerung an den Gewerkschaftsführer und Widerstandskämpfer Wilhelm Leuschner (1890 – 1944) hat die Stadt Bayreuth im Jahr 2003 in seinem Geburtshaus eine Gedenkstätte eingerichtet. Zuvor war das 1878 als Mietshaus errichtete Gebäude von seinen neuen Eigentümern grundlegend saniert worden.

Wilhelm Leuschner wurde hier am 15. Juni 1890 geboren. Er wuchs in Bayreuth auf und absolvierte nach der Schulzeit die Lehre bei einem Holzschnitzer in der Richard-Wagner-Straße. 1908 übersiedelte er nach Darmstadt, wo sich ihm bessere berufliche Aussichten boten. Bald engagierte er sich gewerkschaftlich, nachdem er schon in Bayreuth enge Kontakte zur Arbeiterbewegung geknüpft hatte.

1919 begann mit der Wahl zum Stadtverordneten in Darmstadt Leuschners politische Karriere, die 1928 in seiner Ernennung zum hessischen Innenminister gipfelte. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten lebte der SPD-Politiker unter ständiger Beobachtung und Bedrohung. Ab 1942 hatte Leuschner Kontakte zu Widerstandsgruppen aus anderen gesellschaftlichen Schichten, vor allem zum Kreisauer Kreis und zur Gruppe von Carl Friedrich Goerdeler. Nach dem gescheiterten Attentat vom 20. Juli 1944 wurde auch Leuschner, der als Vizekanzler für ein künftiges Kabinett „nach Hitler“ vorgesehen war, festgenommen und nach der Verurteilung durch den Volksgerichtshof am 29. September 1944 in Berlin-Plötzensee hingerichtet.

Die Gedenkstätte zeigt im Erdgeschoss die Stationen von Leuschners Leben in Bayreuth, Darmstadt und Berlin. Ein Video mit Filmdokumenten und mit Aufnahmen von den originalen Schauplätzen verdeutlicht sein Leben von 1933 bis 1944 unter ständiger Bedrohung durch die Nationalsozialisten und seine Verbindungen zu anderen Gruppen des Widerstands.