Klettern und Naturschutz im Naturpark Fränkische Schweiz –Veldensteiner Forst

Zonierungsschild

Zonierungsschild

Wieder neigt sich ein Jahr seinem Ende zu und es wird Zeit, über das vergangene nachzudenken. Irgendwie will es nicht gelingen, denn die Gedanken schweifen weiter zurück. Ein großes Projekt, welches vor ca. 20 Jahren seinen Anfang nahm, wird in nächster Zeit fertiggestellt: Kletterkonzepte für das gesamte Gebiet der Fränkischen Schweiz mit gut 1.000 Kletterfelsen und an die 11.000 Klettertouren. Ein wahrlich historisches Ereignis für die Kletterszene, aber auch für den Naturschutz.

Klettern im Frankenjura war bereits vor 100 Jahren selbstverständlich.  Herr Brosin und etliche andere Weggefährten eroberten die Felstürme. Der Klettertourismus, so wie wir ihn heute kennen, war noch nicht geboren, und so wäre es den damaligen Felsbezwingern sicher nicht im Traum eingefallen, dass man die Felsen vor irgendwem oder -was schützen müsste. Bereits kurz nach dem 2. Weltkrieg begannen Naturliebhaber, die Felsen vor dem industriellen Abbau zum Bau von Häusern und Straßen durch Ausweisung zu Naturdenkmälern zu schützen. Nach und nach wurde die ökologische Bedeutung der Felsvegetation und  Fauna entdeckt. Ende der 80er / Anfang der 90er Jahre kollidierten die gesetzlichen Vorgaben des Naturschutzes mit den Interessen der stark zunehmenden Anzahl an Klettersportlern. Die Kletterer wurden gar als „Naturfrevler“ bezeichnet und es drohten massive Sperrungen von Kletterfelsen. Andererseits wollten sich die Kletterer ihr Sportterrain nicht nehmen lassen. Vertreter von DAV und IG-Klettern setzten sich mit Vertretern der Naturschutzbehörden, des Naturparks und anderen Naturschutzorganisationen zusammen, diskutierten heftig die jeweiligen Interessen und schauten sich 1992 die „Eibenwände bei Gößweinstein“ und die „Weiße Wand im Wiesenttal“ an. Mit der Niederschrift der protokollierten  Vereinbarungen war das erste Kletterkonzept geboren. Nicht nur klein und fein, sondern ungeheuer wichtig für einen damals noch nicht zu erahnenden Erfolg. Klettern war in Bereichen außerhalb von Vegetationszonen möglich und wurde von den Naturschützern akzeptiert! So wurde 1995/96 das erste Konzept für ein ganzes Gebiet, nämlich die Hersbrucker Alb, erstellt. Bereits bald erkannte man den Wert der Konzepte: dort, wo es klare Absprachen und Zonierungen gab, blieben Beschwerden aus. Die Kletterer hielten sich an die neuen Regeln.

Das Begehungsteam mit Vertretern der Kletterverbände, wechselnden Behördenvertretern der Landratsämter und Regierungen (der Naturpark erstreckt sich über Oberfranken, Mittelfranken und die Oberpfalz), des Naturparks und teilweise auch Eigentümern hat sich sehr, sehr viele Freitag Nachmittage an Wanderparkplätzen getroffen, um gemeinsam die Felsen eines Gebietes  zu sichten und die Zonierungen festzulegen. Manchmal wurde bis zum Konsens heftig gestritten, manchmal waren zusätzliche Vereinbarungen unabdingbar, aber geeinigt haben wir uns immer. Ein zeitaufwändiges Verfahren. Nach den Begehungen folgen Sanierungsarbeiten, wie z.B. Umlenkhaken setzen, um die Felskopfvegetation zu schützen, oder Wegebauarbeiten, um die Zustiege zum Felsfuß  zu kanalisieren. Weniger beliebt sind die „Büroarbeiten“ zum Erstellen der Konzeptpapiere. An den beiden letzten, Nr. 13 „Auerbach-Königstein-Krottenseer Forst“ und Nr.14 „Hirschbachtal und Umgebung“, wird noch kräftig gearbeitet. Aber die Begehungen sind – abgesehen von späteren Nachbegehungen – für den gesamten Naturpark abgeschlossen. Mit einem Gesamtkonzept, vielleicht 2013, soll das Gebiet vollendet vorgestellt werden. Schon jetzt ist das Klettergebiet mit seinen Kletterkonzepten weit über Deutschlands Grenzen hinaus bekannt und erhält Beachtung und Anerkennung. Die gute Zusammenarbeit von Kletterverbänden, den Behörden, des Naturparks und anderer Naturschutzverbände hat diese Erfolgsstory möglich gemacht. Und darauf können wir allesamt stolz sein!

Barbara Eichler