Sonntagsgedanken: Am Aschermittwoch fängt alles (neu) an
Liebe Freunde, wer kennt ihn nicht, den Faschingsschlager: „Aschermittwoch, ist alles vorbei?“
Ja, es ist vorbei, aber es beginnt auch wieder etwas ganz Neues. Die Fastenzeit, die mit dem Aschermittwoch beginnt, möchte für jeden einzelnen zu einer Zeit eines Neuanfangs werden.
Sie kann und möchte mir die Möglichkeit geben, mich selber und mein Leben anzusehen und das abzulegen, was mich immer und immer wieder belastet, das, was mir selber immer wieder weh tut. Der Stein, der mich so niederdrückt, der mir zu Last wird, der Stein, an dem ich mich und andere oft stoße, darf ich lernen anzunehmen und sogar zu liebe.
Denn genau das, was mir weh tut, meine Fehler und Schwächen, darf ich, ohne Angst haben zu müssen, anschauen, weil es zu mir gehört und weil deswegen Gott genau auch das an mir liebt. Und er will mich nicht verurteilen, sondern mir Leben in Fülle schenken.
Für mich ist das ein wunderbarer Gedanke! Ich muss kein anderer werden, denn so wie ich bin, bin ich geliebt. Es gibt keinen strafenden, keinen rächenden Gott, sondern einen Gott, der genau auch das an mir liebt, was mir selber so weh tut.
Aber halt: Das hat auch Konsequenzen! Denn genau das, liebt er auch am anderen, dessen Fehler, seine Ecken und Kanten, das, was dem anderen selber auch weh tut. Das dürfen wir nie vergessen. Denn wie oft ziehen wir, oft mit einer gewissen Schadenfreude, dem anderen den Schutz von seinen wunden Stellen ab und brandmarken ihn, auch in der Kirche!
Doch, wenn ich um meine Fehler weiß und lerne, sie zu lieben, weil Gott sie liebt, kann und muss ich auch den anderen und seine wunden Stellen lieben.
Wäre das nicht eine wunderbare Gemeinschaft, wo das geschieht, wo Fehler nicht gebrandmarkt werden, sondern behutsam damit umgegangen wird, weil keiner perfekt ist und keiner perfekt sein muss?
In unseren Pfarreien wollen wir uns das für die Fastenzeit vornehmen. Wir wollen deswegen am Aschermittwoch einander einen Stein schenken. Dieser Stein soll für mein Leben stehen, für das, was mir an mir selber weh tut und was mich belastet. Wir wollen lernen, all das zu lieben und nicht zu vertuschen, denn es gehört zu jedem von uns. Wir wollen auch lernen, den anderen und das was ihn belastet und ihm weh tut, zu lieben.
So wollen wir zeigen, dass mein Stein des Anstoßes auch zu einem Stein des Anstoßes für einen Neubeginn werden kann. Und wir möchten dem Stein dann Farbe geben und ihn an die Osterkerze legen – Ostern das Fest der Auferstehung und des Lebens. –
Ich wünsche ihnen eine gesegnete Fastenzeit und den Mut, sich und das was Ihnen an Ihnen selber weh tut, zu lieben, denn Sie sind geliebt – ein wunderbarer Mensch.
Klaus Weigand
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Infos zu Pfarrer Klaus Weigand
- Geboren 1966 in Erlenbach am Main (Unterfranken)
- Abitur am Theresianum in Bamberg 1989
- Studium der Kath. Theologie in Bamberg und Wien
- Priesterweihe 1998
- Tätigkeiten:
- Fürth, Christkönig von 1997 – 2010
- Buckenhofen als Pfarradministrator 2010 – 2015
- seit 2015 in Heroldsbach und Hausen
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