Klinikum Forchheim: Mangelernährung im Krankenhaus erkennen und behandeln

v.l. Ernährungsberaterin Sabine Lamprecht, Dr. Elisabeth Dewald mit Zertifikat, stellvertretende Stationsleitung Stat.11 Nadine Abert und Geschäftsführer Sven Oelkers
v.l. Ernährungsberaterin Sabine Lamprecht, Dr. Elisabeth Dewald mit Zertifikat, stellvertretende Stationsleitung Stat.11 Nadine Abert und Geschäftsführer Sven Oelkers (Foto: Klinikum Forchheim-Fränkische Schweiz)

Am 4. November 2021 nahm das Ernährungsteam des Klinikums Forchheim-Fränkische Schweiz erneut am ‚nutritionDay‘, einem weltweiten Aktionstag zu Erfassung ernährungsmedizinischer Probleme in Kliniken und Pflegeeinrichtungen, teil und erhielt dafür nun von der ESPEN (European Society of Parenteral and Enteral Nutrition) ein Zertifikat.

Der ‚nutritionDay‘ wurde 2006 ins Leben gerufen. Mittlerweile beteiligen sich Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen aus 51 Ländern weltweit an der Datenerhebung mit dem Ziel, Mangelernährung bei Patienten rasch zu erkennen und zu behandeln. Das Klinikum in Forchheim, das die Behandlung von Mangelernährung seit Jahren als etablierten Schwerpunkt in Diagnostik und Therapie berücksichtigt, unterzieht sich seit 2017 dieser Evaluierung.

Fragebogen und Follow-up

Anhand eines Fragebogens werden an diesem Tag Patienten hinsichtlich ihrer Ernährung befragt. Ein weiterer Faktor ist die Berücksichtigung der Mangelernährung in der Therapie durch die Gesundheitseinrichtungen. Ein Follow-up nach vier Wochen überprüft, ob sich der Gesundheitszustand des Patienten verbessert hat.

Ein Drittel der Patienten ist mangelernährt

„Mangelernährung bei Patienten ist keine Seltenheit, mehr als ein Drittel aller stationären Patienten ist als mangelernährt einzustufen“, sagt die Leiterin des Diabetes- und Ernährungsteams am Klinikumsstandort Forchheim, Oberärztin Dr. Elisabeth Dewald. Weiter führt sie aus: „Eine Mangelernährung hat erheblichen negativen Einfluss auf die Verweildauer der Patienten in der Klinik, auf die Sterblichkeitsrate oder die Wundheilung. Daher ist die Vermeidung, frühzeitige Erkennung und Behandlung der Mangelernährung ein wesentlicher Schwerpunkt in der Arbeit des Ernährungsteams an unserer Klinik.“ Ein Screening-Verfahren bei stationärer Aufnahme identifiziert die potenzielle Gefahr. In der sich anschließenden Ernährungstherapie für Risikopatienten arbeiten Pflegekräfte, Ärzte, Klinikküche und das Ernährungsteam eng zusammen, erstellen Ernährungspläne, spezielle Kostformen werden angeboten, hochkalorische Trinknahrung wird eingesetzt, parenterale und enterale Ernährung sind ein weiterer Behandlungsschwerpunkt des Ernährungsteams.

Ursachen

Die Ursachen für eine Mangelernährung sind komplex: schwerwiegende, meist chronische Erkrankungen wie z.B. Tumorleiden, Schlaganfälle mit Schluckstörungen, Demenzerkrankungen, führen dazu, dass die Betroffenen mengenmäßig nicht mehr genügend Nahrung zu sich nehmen, Gewicht verlieren und Muskelmasse abbauen, was wiederum zu einer zunehmenden Schwäche des Körpers und des Immunsystems führt. Erschwerend kommen dann noch Faktoren wie Appetitverlust, schlechter Zahnstatus v.a. bei älteren Patienten, soziale Isolation oder eine nötige, komplexe Medikamenteneinnahme u.a. hinzu.

Auch Menschen mit Übergewicht können mangelernährt sein

Die Internistin und Diabetologin Dr. Elisabeth Dewald räumt mit einem gängigen Vorurteil auf: „Menschen mit Übergewicht bzw. Fettleibigkeit können durchaus mangelernährt sein, auch wenn der äußere Anschein dies nicht vermuten lässt.“

Ernährungsberaterin Sabine Lamprecht konkretisiert: „Mangelernährung lässt sich einerseits durch den augenscheinlichen körperlichen Zustand der Patientin erkennen, zum anderen haben wir hier im Forchheimer Klinikum vielfältige diagnostische und apparative Möglichkeiten, mit denen wir eine Mangelernährung feststellen können“. Bei den Laborwerten sei oft ein Vitamin-D Mangel zu verzeichnen und ein Mangel an Folsäure, Eiweiß und Zink – Folge einer unausgewogenen Ernährung, die zu kohlehydratlastig ist, mit vielen Softgetränken, wie zuckerhaltige Limonade, so Sabine Lamprecht.