Grußwort des Forchheimer Landrats zu Weihnachten und zur Jahreswende

Wieder neigt sich ein Jahr dem Ende zu. Traditionell ist das für uns der Anlass zur Besinnung, zum Rückblick und zum Ausblick. 2011 war ereignisreich. Es war das Jahr der Proteste und Revolutionen in der Arabischen Welt, das Jahr der Dreifachkatastrophe mit Erdbeben, Tsunami und Atom-GAU in Japan, das Jahr der EHEC-Epidemie. Es war auch das Jahr, in dem die Weltbevölkerung die Marke von sieben Milliarden Menschen erreicht hat.

Auch der Landkreis hat 2011 viel erlebt. Fast auf den Tag genau vier Jahre nach der Starkregenkatastrophe im Jahr 2007 suchte ein ähnliches Ereignis etliche Gemeinden im Landkreis heim. Viele Helfer und Retter waren gefragt und setzten sich unermüdlich ein. Wir haben gesehen, dass auch wir in unserer vor Naturkatastrophen vermeintlich sicheren Gegend nicht so sicher sind. Aus kleinen Bächen wurden reißende Ströme. Die von uns eingeengte Natur hat sich ihren Platz gesucht. Es wurde deutlich, dass auch wir nur ein Teil des Ganzen sind.

Nach der großen Bankenkrise im Jahr 2008 war dieses Jahr auch geprägt von einer umfassenden Finanzkrise. Nicht nur Banken, sondern ganze europäische Länder mussten und müssen weiterhin von anderen Ländern mit hohen Summen finanziell unterstützt werden. Und dabei geht es nicht nur um Länder mit niedriger Wirtschaftskraft. Mit Irland hat es auch ein Land getroffen, das vor einigen Jahren noch als Musterbeispiel in Sachen Wirtschaftsentwicklung galt. In der Krise vor drei Jahren waren die Schuldigen schnell ausgemacht: Die Banker in ihren Glaspalästen mit ihren skrupellosen Spekulationen und Wetten. Und jetzt? Die Krise der Euroländer in 2011 kann man nicht nur auf das Bankenwesen schieben. Die Steuer- und Sozialgesetze werden nicht von den Banken erlassen. Hier waren und sind die Regierungen gefragt, Maßnahmen zu ergreifen, die die immensen Staatsverschuldungen begrenzen und zurückfahren. Es regiert und lebt sich leicht wenn sich Haushaltslöcher mit Krediten stopfen lassen. Doch was ist in der Zukunft wenn es um die Rückzahlung der Kredite geht? Das darf nicht rücksichtslos auf die nachfolgenden Generationen abgeschoben werden.

Es scheint, als ob man aus der Krise vor drei Jahren nicht viel gelernt hat. Die Rufe nach strengeren Vorschriften für die Finanzbranche waren schnell verflogen, als es wirtschaftlich wieder aufwärts ging. Damals lebten Banken über ihre Verhältnisse, heute sind es ganze Länder. Vielleicht war die Krise damals zu schnell vorbei, als dass man daraus ernsthafte Konsequenzen zog.

Wir in Deutschland sind von der Krise bisher noch wenig betroffen. Die Wirtschaft in Deutschland und Bayern floriert wie kaum zuvor. Die Arbeitslosigkeit im Landkreis hat mit 2,7 % einen Wert annähernd an der Vollbeschäftigung erreicht.

Aus einem anderen Ereignis wurden dagegen in diesem Jahr die Konsequenzen gezogen: Die Dreifachkatastrophe in Japan mit Erdbeben, Tsunami und Atom-GAU bringt Deutschland in den nächsten Jahren eine umfassende Energiewende. Durch den Atomausstieg muss der Ausbau der alternativen Energien beschleunigt werden.  Doch wir müssen uns darauf einstellen, dass die Energie nicht nur „grüner“, sondern auch teurer wird. Gemäß dem Motto „die günstigste Energie ist die, die man nicht verbraucht“, sind daher sowohl die öffentliche Hand als auch die privaten Haushalte gefragt, sparsam mit Energie umzugehen. Alleine damit kann auf das eine oder andere Atomkraftwerk ersatzlos verzichtet werden.

Um auch im Landkreis die Energiewende voranzubringen, wird weiterhin an der Umsetzung der Energieziele aus dem Jahr 2007 gearbeitet. Ein neues integriertes Klimaschutzkonzept unter Beteiligung der Bürger wird in den nächsten Wochen fertig gestellt. Gefragt sind aber nicht nur Konzepte, sondern deren Umsetzung. Diese wird uns alle betreffen. Eine Energiewende erfordert den Ausbau und damit auch eine größere Toleranz diesen Energiequellen gegenüber. Sei es durch den Anblick von Windrädern, Photovoltaikanlagen oder Biogasanlagen. Gemäß dem Floriansprinzip zu sagen „Alternative Energien ja, aber nicht bei uns“ kann auch hier nicht die Lösung sein. Ich bin mir aber sicher, dass – auch aufgrund der Ereignisse in Japan – die Bereitschaft gewachsen ist, diese Veränderungen zu akzeptieren.

In diesem Sinne wünsche ich uns allen besinnliche und erholsame Weihnachtsfeiertage und fürs neue Jahr Gesundheit und Zufriedenheit, aber auch die Bereitschaft, den Mut und die Kraft, die Dinge anzupacken.

Henry Ford brachte es auf den Punkt: „Es hängt von dir selbst ab, ob du das neue Jahr als Bremse oder als Motor benutzen willst.“

Nutzen wir alle das neue Jahr als Motor!

Ihr

Reinhardt Glauber

Landrat