Erzbischof Schick besorgt über Ausbreitung von rassistischen Gewalttaten

Bamberger Oberhirte befürchtet Verwahrlosung der Gesellschaft – Aufruf zu einer Bündelung der Kräfte gegen Rechtsradikalismus

(bbk) Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick, Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, ruft angesichts der rassistischen Gewalttaten und der Ausbreitung neonazistischen Gedankenguts zum Schulterschluss aller gesellschaftlichen Gruppen auf.  „Mit großer Besorgnis muss unsere ganze Gesellschaft in Deutschland wahrnehmen, was sich zurzeit bei uns tut.

Rechte Gewalttaten und menschenverachtende Ideologien nehmen zu“, beklagte Erzbischof Schick. Die Thüringer Neonazizelle, die etliche Morde an Mitbürgerinnen und Mitbürgern mit Migrationshintergrund verübt habe, scheine die Spitze des Eisberges zu sein.

Der Erzbischof erinnert daran, dass die braune Ideologie der Nazizeit mit der geistigen Verwahrlosung vieler Menschen begonnen habe. „Verwahrlosung bedeutet, die Wahrheit über den Menschen zu verlieren.“ Dies geschehe durch Entfremdung von unserer abendländisch-christlichen Tradition, zu deren Grundbestand die Achtung der Menschenwürde und der Menschenrechte gehörten. Diese „Verwahrlosung“ werde durch mangelnde Erziehung, Unachtsamkeit und verborgene oder auch öffentliche ideologische Propaganda für den Rassismus gefördert.

Die Anerkennung der Gleichheit aller Menschen unabhängig von Rasse, Nation, Herkunft, Geschlecht und Gesundheit sei Teil unserer Kultur und müsse es bleiben. „Für die Christen ist die Gleichheit und gleiche Würde aller Menschen in der Erschaffung des Menschen durch Gott nach Seinem Bild und Gleichnis begründet. Alle gesellschaftlichen Kräfte guten Willens müssen sich deshalb zusammenschließen, um unsere Gesellschaft wach zu halten und jeder menschenverachtenden rassistischen Ideologie entgegenzuwirken.“

Notwendig sei eine gesamtmenschliche Bildung bereits ab dem Kindergarten, die dann in der Schule und der Ausbildung fortgesetzt werden müsse, forderte der Weltkirchenbischof. Die Sorge um die Familien müsse in unserem Staat wieder höchste Priorität haben, „denn die Familie ist die Schule der Menschenwürde und der Menschenrechte“.

Eindringlich appellierte Erzbischof Schick an die Politiker sich überparteilich und gemeinsam gegen rechte Gewalt und rassistische Gedanken einsetzen. „Wir dürfen keine Verwahrlosung der Menschen zulassen, damit jeder bei uns sicher leben kann und niemand um Leib und Leben fürchten muss.