365-Euro-Ticket im gesamten VGN kommt vorerst nicht

Gesamtkonzept erforderlich – Finanzierung nicht machbar – Anfrage zu Fördermitteln

Die Einführung eines 365-Euro-Tickets im gesamten Gebiet des VGN ist unter den gegebenen Rahmenbedingungen zum 1. Januar 2023 nicht zu realisieren. Sie würde auch nicht die erforderliche Zustimmung aller Verbundpartner finden. So lautet der Beschluss der Städte und Landkreise im Grundvertrags-Ausschuss des VGN aus der Sitzung vom 16. Dezember 2021.

Mit Blick auf den Klimaschutz und die dafür notwendige Verkehrswende wäre aus ihrer Sicht ein Gesamtkonzept notwendig, das zudem einer ausreichenden Finanzierung bedarf. Ein solches Konzept beinhaltet sowohl den konsequenten Ausbau der Verkehrsangebote als auch zusätzliche Attraktivitätssteigerungen. Dazu gehören weitere Erleichterungen beim Zugang zum ÖPNV wie auch tarifliche Verbesserungen. Die Abstimmung zu einem gemeinsamen Konzept übernimmt nun die Verbundgesellschaft im Rahmen ihrer laufenden Strategieplanung. Sie ist zudem beauftragt, gegenüber der Bayerischen Staatsregierung das Ziel der Verbundpartner zur Stärkung des ÖPNV zu bekräftigen und die hierfür notwendige finanzielle Unterstützung anzufragen.

Das vorliegende Gutachten 365-Euro-Tickets im VGN zeigt, dass die Einführung der ermäßigten Jahreskarte einen erheblichen finanziellen Einsatz erfordern würde. Am Volumen und der Qualität des Verkehrsangebots würde sich dadurch substanziell nichts ändern. Im Hinblick auf die Verkehrswende wäre aber gerade der Ausbau der Fahrtenangebote, – vor allen Dingen in der Region – eine zwingende Voraussetzung.

Für die Verkehrsunternehmen im VGN hätte ein 365-Euro-Ticket erhebliche Minderungen der Fahrgeldeinnahmen zur Folge. Diese wären von den Städten und Landkreisen vollständig auszugleichen.

Das ginge jedoch nicht mit einem einmaligen finanziellen Kraftakt, sondern die Ausgleichsleistungen müssten auch dauerhaft sichergestellt werden. Angesichts weiter steigender Kosten für die Verkehrsleistungen wäre zudem eine Dynamisierung des Ausgleichs vorzusehen. Solange diese grundlegenden Voraussetzungen nicht gegeben sind, kann ein Beschluss zur Einführung eines 365-EuroTickets im gesamten VGN nicht gefasst werden.

Ergänzend zur vorliegenden Studie zum 365-Euro-Ticket hat die Stadt Nürnberg das Gutachterbüro mit der Untersuchung zweier weiterer Modellvarianten beauftragt. Diese sehen eine Gültigkeit des Tickets nur im Stadtgebiet Nürnberg oder im Bereich der Preisstufe A vor. Die Ergebnisse werden in den nächsten Wochen von der Stadt Nürnberg zu bewerten sein.

1 Antwort

  1. Ferenc sagt:

    Von Beginn der Debatte um das 365-Euro-Ticket an hatte es warnende Stimmen, nicht zuletzt von Seiten ökologisch motivierter Verkehrsfachleute, denen die Stärkung des öffentlichen Personenverkehrs oft weit näher am Herzen liegt als den Betreibern selbst, gegeben.

    Ein Angebot, das überwiegend Menschen zu Gute kommt, die ohnehin schon im Besitz einer Dauerkarte sind, andererseits jedoch den vollen Leistungsumfang gar nicht nutzen, kostet vor allem viel Geld. Neue Fahrgäste aber sind so kaum zu gewinnen. Es fehlt am entsprechenden Angebot, während parallel resp. konkurrierend die Infrastruktur für den motorisierten Individualverkehr nach wie vor mit hoher Priorität erweitert wird.

    Vordringlich ist daher, endlich eine Neugewichtung der Verkehrsträger hinsichtlich der Finanzierung und der Angebotsqualität anzugehen.

    Kontraproduktiv ist in jedem Fall, daß die regelmäßigen Preiserhöhungen für Bahn und Bus deutlich über den Kostensteigerungen für den eigenen Pkw liegen. Gelegentliche spektakuläre Rabattierungen wie das angedachte, aber wenig effektive 365-Euro-Ticket, sind nicht geeignet, den hierdurch angerichteten Schaden auszugleichen – zumal die Preisspirale voraussichtlich auch dort wieder greifen wird.