Gedanken zum Buß- und Bettag am 16. November: Ein heißes Eisen

Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Dieser Tag lädt ein, darüber nachzudenken, was in unserem leben, in der Gesellschaft insgesamt wichtig ist, wo es Fehlentwicklungen gibt. Mich persönlich stört die Sexualisierung unserer Gesellschaft, denn zahllose Promis lassen sich nackt für die Presse fotografieren und selbst gutbürgerliche Blätter preisen erotische Kalender an. Solche Kalender unterscheiden sich fundamental von allgemeinen, auf ein breites Publikum zielenden Mode-Katalogen und gleichen den berüchtigten Magazinen.

Dass sich solche Produkte gut verkaufen, ist zwar unbestreitbar, der wirtschaftliche Erfolg darf aber nicht Maßstab der Beurteilung sein. Mit solchen Kalendern Werbung machen zu wollen, finde ich absurd: Die Leistung der Sportlerin, die Produkte der Bäuerin müssen mich überzeugen, nicht ihre entblößten Brüste. Dass die Einnahmen manchmal für einen guten Zweck gespendet werden, reicht zur moralischen Rechtfertigung nicht aus: Im Gegenteil untergraben diese Kalender die Bereitschaft, selbstlos, ohne Hintergedanken zu spenden.

Der Charakter, nicht der Sex eines Menschen ist wichtig, und Ehebruch beginnt im Kopf. Solche Kalender frustrieren letztlich uns Männer, da „man“ stets die eigene Partnerin mit der entblößten Schönen vergleicht. Da sich fast alle Erotik-Kalender an Männer wenden, verstärken sie alte, machohafte Vorurteile: die Frau, das lustbetonte-sexgesteuerte Wesen . Macht es den Fotografierten wirklich Spaß, die Sexualfantasien wildfremder Kerle anzustacheln? Die Frauen könnten belästigt, ihre Kinder gehänselt, ihre Männer am Arbeitsplatz dumm angemacht werden. Wie gedemütigt müssen sich andererseits Frauen fühlen, die wegen mangelnder Erotik beim Casting für solche Kalender durchfallen.

Mutig finde ich nicht den Auftritt als Sex-Model, sondern Menschen, die z. B. Gemobbten beistehen. Wer solche Kalender unterstützt, muss dann jedenfals dem eigenen Ehemann erlauben, ein Stripplokal zu besuchen bzw. darf sich nicht darüber aufregen, wenn die eigene Tochter dort auftritt.Der öffentliche Lobpreis solcher Kalender könnte dazu führen, dass noch mehr grobe Kerle ihre Frauen/Töchter dazu drängen, als „Professionelle“ ihr Geld zu verdienen. Schon gibt es Gerüchte, wonach eine bekannte Fluglinie ihr weibliches(!) Personal dazu auffordert, sich am hauseigenen Erotikkalender zu beteiligen.

Wer bei der röm.-kath. Kirche beschäftigt ist bzw. bei der CARITAS und an solchen Kalendern als Model teilnimmt, muss mit dienstlichen Konsequenzen rechnen. Der Auftritt als erotisches Kalender-Girl könnte ferner noch nach Jahren die politisch-berufliche Karriere ruinieren, wenn sich ein ExModel etwa um das Amt des Bürgermeisters oder um ein Spitzenamt in der Wirtschaft bemüht. Der heute in Sachen Sex liberale Wind in der Gesellschaft kann sich auch wieder drehen. Die öffentliche Meinung in den USA ist heute moralistischer als vor 30 Jahren.

Den Kalender-Models wünsche ich von Herzen Gottes Segen. Ich will niemanden aburteilen, nur zum eigenen Nach- und, wenn möglich, Umdenken anregen. Anstelle der erotischen Kalender empfehle ich übrigens die christlichen Losungskalender.

Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de