Sonntagsgedanken: Advent

Symbolbild Religion

Jetzt dauert es nicht mehr lange! Nur noch wenige Tage, dann öffnet sich das erste Türchen am Adventskalender. Die Spannung bei den Kindern ist schon riesig, denn vielerorts werden jene schon an der Wand hängen: diese Kalender mit den 24 Türchen, die eins nach dem anderen geöffnet werden möchten. Und es ist jedes Mal aufs Neue ein Ereignis, wenn solch ein Türchen sein Geheimnis preisgibt, wenn man entdecken darf, welches Bild oder welche Süßigkeit sich dahinter verbirgt.

Ja, liebe Freunde,

Pfarrer Klaus Weigand (rechts) mit Urmel ...

Pfarrer Klaus Weigand (rechts) mit Urmel …

es ist eine spannende Sache, eine Tür zu öffnen – und das nicht nur bei einem Adventskalender. Wie oft schon bin ich vor einer Tür gestanden und habe mich gefragt, was mich dahinter wohl erwarten wird. Es gab schon wunderschöne Erlebnisse hinter solch neu geöffneten Türen, aber manchmal habe ich auch Ablehnung erfahren. Man weiß bei keiner Tür, die man zum ersten Male öffnet, was dahinter tatsächlich auf einen zukommt. Und manchmal weiß man es nicht einmal bei Türen, deren Klinke man immer wieder in die Hand nimmt.

Da wird es Ihnen nicht anders ergehen, wenn Sie erneut – zum wiederholten Male – die Türklinke zu ihrem eigenen Innern in die Hand nehmen. Denn auch das, was in uns drin steckt, das, was uns bewegt, wir selbst, wir stecken wie in einem geschlossenen Raum, verborgen hinter einer Tür, einer Tür, die man immer wieder aufs Neue öffnen muss, um wirklich zu sich selbst vorzudringen.

Sagen Sie nicht, Sie hätten es schon so oft getan; z.B. bei einer Meditation, in stillem Gebet oder beim Lauschen auf den eigenen Atem! Es ist jedes Mal eine neue Überraschung. Wir treffen uns selbst jedes Mal aufs Neue in immer anderen Situationen an; im Grunde jeden Tag. Und fast jedes Mal stellt sich dieses beklemmende Gefühl, fast Angst vor etwas Unbekanntem, ein, jedes Mal, wenn man sozusagen die Klinke in die Hand nimmt. Es wird immer wieder aufs Neue Überwindung kosten, diese Tür zu sich selbst aufzustoßen und in sich hineinzublicken, mir selbst zu begegnen und mich zu fragen, wer ich bin und wie ich bin und warum ich so bin. Wie viele Enttäuschungen gibt es da, wie oft stehe ich vor mir selbst da wie ein begossener Pudel? Doch wie oft gibt es auch überraschende Erlebnisse, wunderschöne Augenblicke und großartige Begegnungen – mit mir selbst! Das tut mir gut.

Die Adventszeit ist die Zeit, das alles neu zu entdecken, ist eine Zeit zum Türen öffnen, nicht nur die Türchen am Adventskalender, nicht nur Türen zu anderen Menschen, zu nahen oder auch fernen.

Jetzt ist die Zeit, die Türen zu mir selbst zu öffnen.

Und es ist Zeit, durch solche Türen hindurchzugehen, anderen – und auch mir selbst – wieder aufs Neue zu begegnen, andere – und mich selbst – neu kennen, neu verstehen und vielleicht sogar neu lieben zu lernen.

So wünsche ich Ihnen von ganzem Herzen eine besinnliche und ruhige, eine gesegnete Adventszeit!

Klaus Weigand


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Infos zu Pfarrer Klaus Weigand

  • Geboren 1966 in Erlenbach am Main (Unterfranken)
  • Abitur am Theresianum in Bamberg 1989
  • Studium der Kath. Theologie in Bamberg und Wien
  • Priesterweihe 1998
  • Tätigkeiten:
  • Fürth, Christkönig von 1997 – 2010
  • Buckenhofen als Pfarradministrator 2010 – 2015
  • seit 2015 in Heroldsbach und Hausen