Deutsches Kameramuseum in Plech plant schon für die „Nach-Corona-Zeit“

Kameramuseum Plech. © Deutsches Kameramuseum/Kurt Tauber
Kameramuseum Plech. © Deutsches Kameramuseum / Kurt Tauber

Saison 2021 vorzeitig beendet

Die Corona-Pandemie hat auch 2021 das Deutsche Kameramuseum in Plech ausgebremst – jedenfalls was die öffentlich wahrnehmbaren Veranstaltungen und Ausstellungen angeht. Und auch die Besucherzahlen waren in dieser Saison (die erst am 6. Juni beginnen konnte) nicht gerade berauschend. Doch auch in diesem Jahr, dem zehnten seines Bestehens, wurde das Plecher Museum wieder ein großes Stück nach vorne gebracht. Das werden auch die Besucher erkennen, wenn die gerade vorzeitig begonnene Winterpause am Sonntag, 6. Februar 2022, endet – wenn es Corona zulässt…

Viel Arbeit in Winterpause

Völlig im Verborgenen lief diese Arbeit im Keller des Deutschen Kameramuseums ab: Wo hier fast kein Durchkommen mehr ist, herrscht normalerweise gähnende Leere. In den Sommerferien wurde dieser Gang benutzt, um das Depot 1 völlig auszuräumen, alle Exponate neu zu sortieren und teilweise auf die anderen beiden Depots zu verteilen, um bestimmte Warengruppen jeweils an einem Lagerort zu konzentrieren. Danach musste alles wieder neu eingeräumt werden. Voraussetzung für eine zügige Katalogisierung und Digitalisierung der Altbestände. Foto: Deutsches Kameramuseum / Kurt Tauber

Völlig im Verborgenen lief diese Arbeit im Keller des Deutschen Kameramuseums ab: Wo hier fast kein Durchkommen mehr ist, herrscht normalerweise gähnende Leere. In den Sommerferien wurde dieser Gang benutzt, um das Depot 1 völlig auszuräumen, alle Exponate neu zu sortieren und teilweise auf die anderen beiden Depots zu verteilen, um bestimmte Warengruppen jeweils an einem Lagerort zu konzentrieren. Danach musste alles wieder neu eingeräumt werden. Voraussetzung für eine zügige Katalogisierung und Digitalisierung der Altbestände. Foto: Deutsches Kameramuseum / Kurt Tauber

Bedingt durch die Corona-verursachte unfreiwillige Verlängerung der üblichen Winterpause um vier Monate konnten 2021 Arbeiten im Museum vorgenommen werden, die bei laufendem Betrieb unmöglich durchzuführen gewesen wären: Vitrinen wurden neu gruppiert, um weitere Themenbereiche erweitert und die Bestände etwa an Diaprojektoren, Vergrößerer oder Filmkameras, die bislang auf alle drei Depots verteilt waren, wurden jeweils an einem Ort zusammengeführt.

Beispielsweise konnten erstmals die in mehr als zehn Jahren angesammelten 800 (in Worten: achthundert!) Diaprojektoren und Laternae Magicae gesichtet, sortiert, fotografiert und katalogisiert werden, wie aus einer Pressemitteilung mit der Jahresbilanz des Kameramuseums hervorgeht: Vorstandsmitglied Wolfgang Schanderl aus Nürnberg nahm sich in vielen Wochen Urlaub und Dutzenden von Sonn- und Feiertagen dieser Sisyphusarbeit an: Fertig wird er nämlich nie werden, denn laufend erhält das Museum weitere seltene Exemplare übereignet. Aber jetzt sind diese Schätze „gehoben“ und werden im Laufe des Jahres 2022 via Internet den Sammlern und Fotohistorikern als eine Art digitalem Lexikon zugänglich gemacht werden.

Das soll nach und nach mit allen über 20.000 Sammlungsstücken geschehen, die am Schluss in einer Art digitaler Inventarliste von Interessenten weltweit recherchiert und abgerufen werden können. Ein neues Alleinstellungsmerkmal unter den deutschen Fotomuseen.

Seit Monaten laufen im Hintergrund intensive Vorbereitungen zum Relaunch des Internetauftritts www.kameramuseum.de, dessen Ursprünge jetzt immerhin 25 Jahre zurückliegen und dessen Technik und Design doch sehr in die Jahre gekommen sind. Inzwischen sind gigantische 30.000 Dateien mit insgesamt 2,5 Gigabyte online, davon etwa 17.000 Fotos. Im Durchschnitt besuchen 50.000 Menschen weltweit pro Monat die Internetseiten des Kameramuseums.

Diese Vielfalt an Informationen in ein neues System möglichst automatisiert zu übertragen, dabei die wichtigsten Links zu erhalten, aber „dem über Jahre wuchernden Wildwuchs“, so Museumsleiter Kurt Tauber selbstkritisch, eine übersichtliche neue Struktur zu geben, „wird uns auf Jahre hinaus beschäftigen“, ist sich der heute 70-Jährige sicher, der in den letzten 25 Jahren dieses Wissen hobbymäßig alleine zusammengetragen und Seite für Seite veröffentlicht hat.

Das modernisierte und auch für Smartphones optimierte Webangebot geht dann in die Verantwortung des Fördervereins Deutsches Kameramuseum in Plech e.V über, der sich im vergangenen Jahr ebenfalls organisatorisch neu aufgestellt hat, um die Plecher Einrichtung zukunftssicher zu machen.

In der Hauptversammlung Ende Juni wählten die 20 anwesenden oder per Videokonferenz zugeschalteten Mitglieder den bisherigen Schatzmeister Thomas Wanka (Bayreuth) zum neuen ersten Vorsitzenden, der gleichzeitig weiter das Amt des Schatzmeisters ausübt. Zum zweiten Vorsitzenden rückt der bisherige Beisitzer Andreas Wolf (Bindlach) auf, der bisherige Vize Kurt Tauber (Pegnitz), der nun auch offiziell Museumsleiter ist, wurde zum ersten Ehrenmitglied des Fördervereins ernannt. Der Gründungsvorsitzende des Fördervereins, Plechs Bürgermeister Karlheinz Escher, der zusammen mit Andreas Wolf und Tauber das Museum nach Plech geholt hatte, arbeitet im Vorstand weiterhin als Beisitzer mit.

Die Verteilung der immer größer und vielseitiger werdenden Aufgaben auf mehr Schultern als bisher führte schon Wochen später zu einer „generalstabsmäßig geplanten und präzise durchgeführten Aktion, die bisher einmalig war in der zehnjährigen, durchaus ereignisreichen Geschichte des Deutschen Kameramuseums in Plech“, wie Vorsitzender Thomas Wanka nicht ohne Stolz berichtet. Mit zwei voll beladenen Hochdach-Sprintern holten Wanka und Wolfgang Schanderl eine riesige Spende fotografischer und fotohistorischer Artikel aus dem rund 450 Kilometer entfernten Bad Lippspringe.

Die Hauptarbeit im Museumsjahr 2021 spielte sich drei Monate lang in dieser 500-Quadratmeter-Halle im Plecher Industriergebiet ab: Die über 3.000 Positionen der Spende des ehemaligen Agfa-Managers Dieter Schade mussten gesichtet, sortiert, katalogisiert und fotografiert werden. Doppelte Exemplare wurden bei einem Sonderverkauf mit Einverständnis des Spenders an den Mann gebracht.  Foto: Deutsches Kameramuseum / Tauber

Die über 3.000 Positionen der Spende des ehemaligen Agfa-Managers Dieter Schade mussten gesichtet, sortiert, katalogisiert und fotografiert werden. Foto: Deutsches Kameramuseum / Tauber

Der ehemalige hochkarätige Agfa-Manager Dieter Schade hatte dem Plecher Museum nach jahrelangen Verhandlungen seine mehr als 3.000 Positionen umfassende Sammlung übereignet, die neben Hunderten von Fotoapparaten auch eine Unmenge an „Agfa-Devotionalien“ beinhaltete. Drei Monate lang wurden diese Schätze in einer eigens angemieteten 500-Quadratmeter-Halle in Plech gesichtet, sortiert und fotografiert. In einem sehr erfolgreichen Sonderverkauf konnten mit Einverständnis des Spenders doppelt vorhandene Exemplare an Sammler aus ganz Europa weitergegeben werden – auch eine Ersatzveranstaltung für die schon zweimal wegen Corona ausgefallenen Plecher Foto- und Filmbörsen.

Agfa-Sondervitrinen

Ein Schmuckstück aus der Sammlung Dieter Schade: eine wunderschöne Agfa-Neon-Leuchtreklame, vermutlich aus den 1950er-Jahren, etwa 70 cm breit. Foto: Deutsches Kameramuseum / Tauber

Ein Schmuckstück aus der Sammlung Dieter Schade: eine wunderschöne Agfa-Neon-Leuchtreklame, vermutlich aus den 1950er-Jahren, etwa 70 cm breit. Foto: Deutsches Kameramuseum / Tauber

2022 sollen diese „aufregenden Neuzugänge“ (Museumsleiter Kurt Tauber) in einer Sonderausstellung „Agfa-Sammlung Dieter Schade“ der Öffentlichkeit „live“ präsentiert werden. Und sämtliche Agfa-Exponate, auch die, die im Museum aus Platzgründen nicht ausgestellt werden können, sollen später in einer digitalen Ausstellung den Museumsfreunden im Internet gezeigt werden. Ob frei zugänglich wie bisher oder hinter einer Bezahlschranke gegen einen kleinen Obolus wird noch diskutiert.

Start ins Jahr 2022 mit „optimistischer“ Fotoausstellung: Landschaftsfotos aus dem Raum Garmisch-Partenkirchen

Einige Fotoausstellungen sind in der Planung und gleich zum Saisonstart – angepeilt wird der 6. Februar – gibt es „heile Welt“ in Bildern: Prächtige Landschaftsfotos aus der Gebirgsregion um Garmisch-Partenkirchen. Der Fotoamateur Adrian Vesa wird damit beweisen, dass man vor allem einen sicheren Blick für das sich anbietende Motiv und nicht immer eine teure Fotoausrüstung braucht, um perfekte Aufnahmen zu machen. Vesa hat meist nur sein Smartphone dabei, wenn er berufsbedingt auch oft zu sehr früher Stunde im Gebirge unterwegs ist. Ob die weiteren Aktionen und Workshops, die bereits in der Planung sind, verwirklicht werden können, hängt vor allem von der weiteren Entwicklung der Corona-Pandemie ab.

Info:

Mehr auf der Homepage des Museums unter www.kameramuseum.de. Die wichtigsten 37 Stationen im Museum können auch jederzeit digital per kostenlosem Audioguide von zuhause aus besichtigt werden: https://www.kameramuseum.de/audioguide/.