Roman „Sonntagsschüsse II“ von Jonas Philipps: „1. FC Hohentannen – TSV Weiherfelden (3. Spieltag)“

Sonntagsschüsse II

Die Feierlichkeiten des Kantersieges machten die Kerwa noch schlimmer als sonst.

Karl hatte am darauf folgenden Dienstag kein Mitleid, als er die 26 verlotterten Gestalten zum Training zitierte. „Noch haben wir überhaupt nichts erreicht!“, lautete das stete Motto unseres neuen Trainers. Er war ehrgeizig. Er wollte in die Kreisliga. Mit einem klaren Sieg über einen Aufsteiger gab er sich noch lange nicht zufrieden.

Dementsprechend waren wir im Training hochkonzentriert. Vor allem, weil mit dem 1. FC Hohentannen der erste richtige Prüfstein auf dem Spielplan stand. Seit ich nach Oberfranken gezogen war, spielte Hohentannen jede Saison um den Titel mit. Den Aufstieg hatten sie nie geschafft, aber sie waren jedes Mal nahe dran gewesen. Es war ein ernstzunehmender Gegner, nicht zuletzt wegen ihrem Mittelfeldass Söldner, mit dem ich mir bei jedem Duell aufs Neue eine hart umkämpfte Schlacht lieferte.

Nach dem Training hatte ich aber erstmal andere Sorgen. Meine Gedanken kreisten um Annika. Der Entschluss, ihr einen Antrag zu machen, stand fest. Aber irgendwie zögerte ich die Vorbereitungen jeden Tag aufs Neue hinaus. Hatte ich etwa Angst vor der alles entscheidenden Frage? Was, wenn sie „Nein“ sagte? Aber warum sollte sie das tun? Wir hatten immerhin einen Sohn zusammen. Und wir verstanden uns gut und verbrachten noch viele heiße Nächte in unserem Schlafzimmer – zumindest wenn das Babyphon stumm blieb.

Trotzdem war es ein mulmiges Gefühl, eine Frau zu bitten, ob sie einen heiraten wollte. Dabei hatte ich doch so einen guten Plan. Das Zeitfenster ihres Teilzeitjobs hatte ich in Gedanken perfekt durchgetaktet: Rosen kaufen, Teelichter aufstellen, Musik und romantisches Ambiente vorbereiten, … Ich hatte an alles gedacht. Nur mein eigenes Zaudern hatte ich völlig unterschätzt.

Dafür machten wir wenigstens bei der Wohnsituation Nägel mit Köpfen.

„Ich hab nochmal aweng rumgerechnet“, murmelte Annika. Der kleinlaute Tonfall ihre Stimme war Musik in meinen Ohren. Denn das schlagfertige Teufelsweib war selten auf den Mund gefallen.

„Grins nicht so doof!“, lachte sie und kniff mir in den Arm. „Du weißt sowieso genau, was jetzt kommt!“

„Da bin ich aber gespannt, Fräulein Bankkauffrau!“

Sie würde mich sicher bei der nächstbesten Gelegenheit für meine offen zur Schau gestellte hämische Freude leiden lassen, aber der Moment des Triumphes war zu süß, um auch nur einen einzigen Gedanken an später zu verschwenden.

„Lass uns die Optionen durchgehen: Bauplätze in Weiherfelden und Obsthofen sind schweineteuer. Wenn man überhaupt welche bekommt. Vielleicht können wir uns das langfristig mal leisten, aber mit unserem Eigenkapital so hohe Schulden aufzunehmen … Darauf hab ich eigentlich keine Lust.“

„Ich auch nicht“, stimmte ich ihr ernst zu.

„Und in irgendeinem Kaff, wo der Quadratmeter 30 Euro kostet, möcht ich fei auch ned wohnen. Dort gibt’s bestimmt nedmal einen Bäcker.“

„Und in den Tiefen Frankens gibt’s sogar Orte, in denen es nicht mal Handyempfang und Internet gibt.“

„Also haben wir nur drei Möglichkeiten: Wir können in der Wohnung deiner Eltern wohnen bleiben, und später entscheiden. Wir können uns eine Mietwohnung anschauen. Oder wir bauen hier bei deinen Eltern an.“

„Aber Miete hatten wir doch eigentlich im Vorfeld schon ausgeschlossen.“

„Das seh ich schon auch noch so“, stimmte Annika zu. „Das Geld, das wir unserem Vermieter in den Rachen werfen, können wir auch jetzt gleich zum Tilgen verwenden. Dann haben wir wenigstens was Eigenes.“

„Und die Wohnung hier hilft uns auch nur ein paar Jahre weiter. Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich möchte schon noch ein zweites Kind. Und nicht erst wenn wir 35 sind.“

Annika nickte.

„Dann bleibt ja nur eine Möglichkeit übrig, oder?“, fragte ich zur Sicherheit nochmal nach.

„Ja“, stöhnte Annika gequält. „Es sieht wohl so aus, als bleibt mir nichts anderes übrig, als eine dauerhafte Weiherfeldenerin zu werden.“

„Dann ist es beschlossen? Wir gehen diesen Weg?“

„Lass es uns machen!“

Ich atmete innerlich auf, zwang mich aber, Annika nicht länger damit zu ärgern. Es war sicher keine einfache Entscheidung für sie gewesen.

„Jetzt, wo wir das entschieden haben, und wo Timo gerade hoch zu meinen Eltern ist … Wollen wir uns nicht gleich um weiteren Nachwuchs kümmern?“, regte ich mit einem schelmischen Grinsen auf den Lippen an und fiel über meine geliebte Neu-Weiherfeldenerin her.

Während unsere Babyproduktion auf Hochtouren lief, feierten meine Mannschaftskollegen bei unserem nächsten Gegner Kerwa. Ich war mir nicht sicher, ob es ein Vorteil oder Nachteil für uns war, an der Hohentanner Kerwa dort spielen zu müssen. Viele Mannschaften waren an ihrer heimischen Kirchweih umso motivierter. Schließlich wollten sie gemeinsam mit ihren Fans eine rauschende Siegesfeier zelebrieren, anstatt mit hängenden Köpfen über den Festplatz zu schlurfen.

Als ich am Sonntagmittag beim Treffpunkt eintraf, war ich überrascht, in so viele nüchterne Gesichter zu blicken. Der neue Trainer, der tolle Saisonstart und nicht zuletzt die schwere Aufgabe gegen den 1. FC Hohentannen hatten selbst auf unsere feierwütige Mannschaft guten Einfluss. Die Spieler schienen ausgeruht und gut vorbereitet zu sein. Welch eine Überraschung.

Meine Sonderaufgabe hingegen war keine große Überraschung. Es stand Unentschieden zwischen Mittelfeldspieler Söldner und mir. Viermal waren wir uns im direkten Duell gegenübergestanden. Zweimal hatte er keinen Stich gegen mich gemacht, aber zweimal hatte er mich vorgeführt. Ich liebte den Kampf gegen ihn. Denn der großgewachsene, technisch beschlagene und schussgewaltige Mittelfeldregisseur kitzelte das Beste aus mir heraus.

Als ich nach der Ansprache unseres Trainers angespornt den Rasen betrat, um mich aufzuwärmen, kam mir dann doch so einiges spanisch vor.

Ich blickte auf den Sportplatz des 1. FC Hohentannen und traute meinen Augen kaum. So einen Platz hatte ich noch nie gesehen. Das Grün selbst war nicht das Problem. Der sorgfältig gepflegte Rasen war einer der besten in der gesamten Kreisklasse Nord. Vielmehr sorgte die eigenartige Linienführung am Spielfeldrand für Irritation. Ich war es aus Hamburg nicht gewohnt, dass auf einem Fußballplatz so krumme Linien zugelassen waren, dass man glauben musste, der Platzwart habe vor dem Spiel nicht nur eine Flasche Bier, sondern drei Flaschen Schnaps geleert. In Kirchthein oder Hohenstein hätte mich das nicht gewundert, aber beim 1. FC Hohentannen? Die Kreisklasse Nord war eben auch gegen langjährige Spitzengegner stets für eine Überraschung gut.

Eins war sofort klar für mich: Der Linienrichter würde an diesem Tag kein leichtes Spiel haben. Denn ein auf dem Flügel geradeaus geschlagener Ball könnte je nach Interpretation mal drei Meter im Seitenaus oder mal drei Meter im Spielfeld sein. Der Strafraum ähnelte mehr einem Kreis als einem Viereck. Der Fünfmeterraum war viel zu groß. Und der Mittelkreis stellte eine solch eigenartige Ellipse dar, dass man sich fragen musste, ob der Platzwart eine Schleife in den Platz malen wollte. Es fehlte nur noch, dass die Linien bis in die Zuschauertribüne hineinragten.

Ich wollte nie Fußballschiedsrichter werden, und zum Glück ist dieser Kelch stets an mir vorübergegangen, aber wäre ich es an jenem Tage gewesen, ich hätte das Spiel nicht angepfiffen. Unser Schiedsrichter jedoch begutachtete die Linien mit einem kritischen Blick, kniff beide Augen zusammen und pfiff die Partie an, ohne jegliche Korrekturen von Seiten der Gastgeber zu fordern. Auch wenn es in meiner vierten Saison in der Kreisklasse Nord nicht mehr viel gab, was mich noch überraschte, so zählte diese Linienführung zweifellos dazu.

Nach dem Aufwärmen rief der Schiedsrichter die beiden Mannschaften zu sich. Wir stellten uns nebeneinander auf und trabten gemeinsam in den Mittelkreis. Von dort winkten wir den Zuschauern kurz zu. Der obligatorische Handshake zwischen den Kontrahenten begann. Kampfeslustig blickte ich jedem einzelnen Gegner in die Augen. Und was ich dort sah, machte mir Mut. Denn eins war klar: Der Platzwart, der die krummen Linien auf das Feld gestreut hatte, war an diesem Tag noch der nüchternste Mensch auf dem Sportplatz. Der 1. FC Hohentannen war in einem gotterbärmlichen Zustand.

Es entwickelte sich ein rasantes und risikofreudiges Spiel. Hohentannen überspielte seinen rekordverdächtigen Promillespiegel mit Kampfkraft und Laufbereitschaft. Ein prestigeträchtiges Derby gegen den Nachbarverein Weiherfelden verlieh nun mal Flügel.

In der 5. Spielminute grätschte ich Söldner einen Ball von den Füßen. Während er frustriert fluchte („Dieser verdammte bissige Zwerg schon wieder!“), kullerte der Ball zu unserem Unglück zu einem Gegenspieler. Der fasste sich ein Herz, zog aus einer unmöglichen Position ab, und hämmerte einen Sonntagsschuss in den Torwinkel. Hohentannen führte mit 1-0. Wir waren geschockt. Georg Weiler und Karl Adler versuchten verzweifelt, unsere Mannschaft anzutreiben. Aber wir waren zu enttäuscht, hatten uns gegen diesen volltrunkenen Gegner zu sicher gefühlt, um nun das Ruder herumzureißen. Die Abwehrspieler wirkten verunsichert. Mein Kumpel Niklas leistete sich einen kapitalen Fehler auf der Außenbahn und ebnete bereits nach zehn Minuten dem 1. FC Hohentannen den Weg zum 2-0.

Ich konnte es nicht fassen. Gegen diesen Gegner. Natürlich war es eine gute Mannschaft, aber nicht heute. Je näher man dem Halbzeitpfiff kam, desto mehr bemerkte man, wie schwankend sie sich über den Platz bewegten. Eine Abstimmung unter den Spielern war unmöglich. Denn sie waren alle heiser und brachten keinen Ton heraus. Die gefürchteten langen Bälle aus der Abwehr flogen links und rechts ins Seitenaus. Und der feine Techniker Söldner hatte selbst mit den einfachsten Zuspielen Probleme, die er sonst im Schlaf verarbeitete. Trotzdem führten sie 2-0. Was für eine Schande!

Der Platzwart war anscheinend noch betrunkener gewesen als vermutet. Ich hatte vom Anpfiff an das Gefühl gehabt, dass irgendetwas fehlte. Etwas, das womöglich noch wichtig sein konnte. Nun wusste ich, was es war.

Martin „Lupo“ Kruse hatte wieder einmal einen Gegenspieler umgenietet, ohne jede Not, versteht sich. Der Schiedsrichter entschied auf Strafstoß. Ratlos stand der gegnerische Elfmeterschütze mit dem Ball in den Händen im Strafraum. Wo sollte er das Leder nun hinlegen? Der Platzwart hatte vergessen, den Elfmeterpunkt in den Sechzehnmeterraum zu streuen. Genervt eilte der Schiedsrichter zur Torlinie und machte sich bereit, die elf Schritte abzulaufen.

„Kein Elfmeterpunkt, kein Elfmeter. Lassen wir den doch einfach weg und spielen weiter“, versuchte Schwätzer Niklas mit einem mehr als sinnfreien Vorschlag sein Glück. Aber der Schiedsrichter ließ sich von dieser Schnapsidee natürlich nicht überzeugen.

Missmutig machte er elf große Schritte und bat den gegnerischen Spieler, den Ball an seiner Fußspitze abzulegen. Wir hatten Glück im Unglück. Der Schiedsrichter hatte große Schritte gemacht. Mit bloßem Augenmaß konnte man erkennen, dass er viel zu nah an der Linie des Sechzehnmeterraums war. Aber dreizehn Meter, neun Meter, elf Meter, was spielte das alles schon für eine Rolle? Der Elfmeterschuss war reine Nervensache. Auf einen Meter hin oder her kam es dabei im Grunde nicht an. Söldner lief an … und scheiterte am Außenpfosten. Wir waren wieder da!
Ich entschloss mich, ein weiteres Zeichen zu setzen. Bei seinem nächsten Ballkontakt fegte ich Söldner rüde von den Beinen. Es war im Kampf um den Ball passiert, so dass der Schiedsrichter mir für die überharte Attacke nur die gelbe Karte zeigte. „Los Jungs, jetzt reißt euch mal zusammen und haltet dagegen!“. brüllte ich meinen Kameraden zu. Und es wirkte.

Langsam aber sicher legte sich unsere Lethargie. Wir begannen Fußball zu spielen. Und wie. „Knight Rider“ Georg trieb den Ball mit viel Tempo nach vorn, passte zu Karl Adler, der direkt auf den freistehenden Michael Meister durchsteckte. Nur noch 2-1. Kurz vor der Pause brach Kevin Mai auf dem linken Flügel durch die Hohentanner Defensive. Der groß gewachsene Karl köpfte seine punktgenaue Flanke zum Ausgleichstreffer in die Maschen.

In der zweiten Hälfte wurde das Spiel für Hohentannen zum Debakel. Die Kräfte der kerwageschädigten Feierbiester schwanden. Und mit ihnen die Konzentration. Und so mussten wir selbst nicht mehr viel nachhelfen. Der 1. FC Hohentannen deklassierte sich selbst. Mit drei ungelenken Eigentoren besiegelten sie den 2-5 Endstand und schlichen wie elf geprügelte Hunde vom Platz.

Wir waren erleichtert und außer uns vor Freude. Es war ein harter Prüfstein gewesen, trotz des Ausnahmezustands. Aber wir hatten Moral bewiesen und drei wichtige Auswärtspunkte mitgenommen. Neun Punkte aus drei Spielen, und noch dazu 14-3 Tore. Das konnte sich sehen lassen.

Unseren Pflichtbesuch in Hohentannen machten wir nicht im Sportheim, sondern auf der Kerwa. Denn auch die heimischen Spieler kehrten sofort nach dem Duschen dorthin zurück. Wir bestellten uns Schnitzel und Bier und feierten den verdienten Sieg. Ein kleiner brennender Aperitif an der Bar stimmte uns auf einen legendären Abend im heimischen Sportheim ein.

„Setz mich bitte in Obsthofen ab“, bat ich Willi, der uns im Vereinsbus ins Weiherfeldener Sportheim kutschierte.

„Nicht dein Ernst jetzt, oder?“, grinste Niklas hämisch.

„Schau dir den Pantoffelhelden an!“, lachte Max.

„Ihr Affen! Was soll ich denn machen?“

„Ich dachte, Annika wohnt bei dir?“

„Tut sie ja auch.“

„Und was willst du dann in Obsthofen?“

„Ihr Vater hat heute Geburtstag!“

„Und da willst du in dem Zustand noch hin?“

„Was heißt da, in dem Zustand? Ich hatte doch nur ein paar Bier.“

„Und die Schnäpse an der Bar. Du lallst, Marco!“

„Kommt schon, Leute …“

„Lasst den Mann tun, was er tun muss“, griff Willi ein und hielt den Bus an. „Von hier aus kannst du die paar Meter laufen. Ich wage mich in Obsthofen nicht von der Hauptstraße runter.“

Seufzend stieg ich aus dem Bus. Ich schwankte tatsächlich etwas, als ich mir die Sporttasche zu schwungvoll über die Schulter legte. Verdammte Schnäpse auf nüchternen Magen direkt nach dem Spiel!

Ich klingelte und gratulierte Annikas Vater Hans zum Geburtstag. Eigentlich war er ganz in Ordnung, aber das durfte ich in Weiherfelden niemandem sagen. Als ich das Wohnzimmer betrat, erwartete mich bereits die ganze Obsthofener Sippschaft und begaffte den Auswärtigen wie eine verbotene Attraktion.

„Oh, er hat sogar seinen blau-gelben Trainingsanzug angezogen, um uns zu zeigen, dass er auch nächstes Jahr nicht nach Obsthofen wechseln wird“, raunte Annikas Onkel „Hardy“.

„Naja, die einen haben’s eben drauf, und die anderen versauern lieber in der Kreisklasse!“, lachte mein Schwiegervater in spe, der alte Verräter.

Na klar, nur weil ihr jetzt vier Spiele in der Kreisliga gemacht habt.

„Der Stachel sitzt ganz schön tief, dass ich trotz eures Aufstiegs nicht zu euch gewechselt bin, was?“, lallte ich grinsend.

Annika verdrehte genervt die Augen. Nun ahnte sie gleich zweimal, wie betrunken ich war. Zum einen konnte ich meine Zunge nicht mehr richtig bewegen, und zum anderen wusste sie, dass ich mich nüchtern nie so angriffslustig auf diese Gesprächsrichtung einließ.

„Nächstes Jahr kommst du von selbst angelaufen, wenn du siehst, welche Rolle wir in der Kreisliga spielen.“

„Wer weiß, vielleicht spielen ja wir nächstes Jahr in der Kreisliga und ihr wieder Kreisklasse“, antwortete ich leichthin. Mit neun Punkten aus drei Spielen im Rücken stichelte es sich ganz hervorragend.

Seufzend zog mich Annika von ihrer Verwandtschaft weg. „Jetzt reiß dich fei mal zusammen“, zischte sie. „Die Stimmung ist eh schon etwas gedrückt, seit ich meinem Papa gesagt hab, dass ich wohl länger in Weiherfelden wohnen werde als geplant.“

„Du hast es ihm heute gesagt?“

„Ja“, gestand sie mit gesenktem Blick.

„Heute? An seinem Geburtstag?“

„Ja!“, fauchte sie.

„Du hättest Diplomatin werden sollen“, prustete ich.

„Nicht witzig! Jetzt hol dir mal was zu essen und verhalte dich einfach ruhig.“

Auf dem Weg zum Essen kam ich an dem kleinen Stehtisch vorbei, der die Schnapsbar darstellte. Irgendwie hatte ich plötzlich keinen Hunger mehr. Ein kleiner Klarer hier, ein fruchtiges Likörchen dort. Meine Mannschaftskollegen ließen schließlich daheim im Sportheim auch gehörig die Korken knallen.

Langsam aber sicher verschwamm das Wohnzimmer von Annikas Eltern vor meinen Augen. Ich redete und lallte, aber ich wusste gar nicht mehr so recht, was ich sagte. Alles lag hinter einem Nebelschleier verborgen. Plötzlich waren Annikas Onkel wieder ganz nett zu mir. Hier holte mir einer ein Schnäpschen. Dort winkte der Nächste mit einem Bierchen. Es war wie im Paradies. Wenn da nur nicht dieser komische Bierdeckel gewesen wäre, mit dem sie ständig vor meinem Gesicht herum wedelten. Ach, egal!, dachte ich, ehe mir die müden Augen zu fielen und ich mit dem eigenartigen Gefühl einschlief, der größte Idiot unter der Sonne zu sein.


Sonntagsschüsse II – Das Bierdeckel-Dilemma

Sonntagsschüsse II – Das Bierdeckel-Dilemma

Sonntagsschüsse II – Das Bierdeckel-Dilemma

Nun beginnt also die zweite Reise des jungen Fußballers Marco Tanner über die zuweilen holprigen Fußballplätze der Fränkischen Schweiz. Die Leser erwarten urige Handwerker, ein wahnwitziger Heiratsantrag, ein verhängnisvoller Bierdeckel, ein folgenschwerer Anruf, legendäre Neuzugänge und vieles mehr. Wird dem TSV Weiherfelden der ersehnte Aufstieg gelingen? Die 332 witzigen Seiten werden es beantworten. Alle Sonntagsschüsse

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Über den Autor

Jonas Philipps lebt mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen im Landkreis Bamberg. Er schreibt unterhaltsame Romane über Sport und Musik. Aus vielen Ideen und zahlreichen Gedanken zu seiner Vergangenheit als Amateurkicker und Bandmitglied entstehen witzige Romane, die Lesespaß garantieren. Homepage: www.jonas-philipps.de