Sonntagsgedanken zum Verhältnis der Christen zu Gott
Im Theresianum befasste ich mich in meiner Facharbeit mit monotheistischen Religionen und damit verbunden auch mit ihrem Menschenbild. Und damals habe ich geschrieben: „Der Jude geht mit Gott, der Muslim fällt nieder vor Gott und der Christ…“
Ja, liebe Freunde, was tut der Christ? Ich könnte Sie jetzt ja mal raten lassen, wie der Satz wohl weitergehe. Was ist charakteristisch für das Verhältnis des Christen zu Gott?
Um Sie nun nicht unnötig auf die Folter zu spannen, verrate ich Ihnen, dass der Satz so weitergeht: „Der Christ steht vor Gott!“
Ist das nicht großartig: Ich muss mich vor Gott nicht klein machen. Ich darf vor Gott aufrecht stehen, denn Gott hat uns allen eine einzigartige Würde verliehen. Ich darf vor Gott stehen, als der, der ich bin.
Heute feiern wir in der katholischen Kirche das Christkönigsfest. Dabei denken wir daran, dass Er einmal wiederkommen wird. Er wird kommen, nicht, wie oft gesagt wird, um zu richten, im Sinne von, um zu strafen, sondern er wird kommen und alles geraderichten und um die, die niedergedrückt sind, aufzurichten.
Gott wird uns alle aufrichten. Doch bei dieser zugesicherten Gewissheit frage ich mich oft, ob wir eigentlich in passender Weise miteinander umgehen. Richten wir auch wie Er einander auf?
Aus meiner persönlichen Erfahrung heraus kann ich nur sagen: leider nicht. Wie oft werden Menschen, die traurig sind, die am Boden liegen, noch weiter nieder gedrückt.
Wo spenden wir noch Trost? Wo richten wir andere durch hoffnungsvolle Worte auf? Allzu oft habe ich selbst schmerzlich erfahren müssen, dass es anstelle von Trost und Zuversicht nur vorwurfsvolle Worte gab, die mich niederdrückten. Und bestimmt haben Sie auch ähnliche Erfahrungen gemacht. Aber diese Frage muss auch an die ganze Kirche gestellt werden: Werden da Menschen wirklich aufgerichtet oder wird nicht viel mehr über sie gerichtet?
„Gott hat uns berufen, vor ihm zu stehen“, so bete ich im Hochgebet des Gottesdienstes. Deswegen wollen auch wir einander mit einer solchen Würde begegnen und das Gute und Positive in jedem Menschen sehen.
Wir sollten einander aufrichten, ermutigen, trösten und beistehen und somit ein wenig Hoffnung in das Leben der Menschen bringen.
Das wäre doch eine gute Möglichkeit für mich, so den Advent zu beginnen, der in einer Woche anfängt. Denn so mache ich deutlich, dass unser Gott ein Gott der Liebe ist.
So wünsche ich Ihnen allen in diesem Sinne Begegnungen mit Menschen, die sich aufrichten, die Sie ermutigen und die Ihnen Trost und Hoffnung schenken.
Und vielleicht schaffen Sie es ja auch selber, andere Menschen aufzurichten durch ein aufmunterndes Wort, denn wir alle sind berufen, aufrecht zu stehen, und kein Mensch soll niedergedrückt werden.
„Herr ich bitte dich, gib mir zu rechten Zeit den Mut, Worte des Trostes und der Hoffnung zu finden, damit keiner mehr niedergedrückt oder gering geachtet wird, und lass mich so ein wenig Licht bringen in die Dunkelheit so vieler Menschen!
Klaus Weigand
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Infos zu Pfarrer Klaus Weigand
- Geboren 1966 in Erlenbach am Main (Unterfranken)
- Abitur am Theresianum in Bamberg 1989
- Studium der Kath. Theologie in Bamberg und Wien
- Priesterweihe 1998
- Tätigkeiten:
- Fürth, Christkönig von 1997 – 2010
- Buckenhofen als Pfarradministrator 2010 – 2015
- seit 2015 in Heroldsbach und Hausen
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