Bamberger GRÜNE Kreistagsfraktion zum Bürgerentscheid „Franken-Gut“ in Hirschaid

Die Grünen begrüßen das starke bürgerschaftliche Engagement in Hirschaid

In nur 10 Tagen sammelte die Bürgerinitiative 1800 Unterschriften für einen Bürgerentscheid. Die Ansiedlung eines Logistikzentrums mit angeschlossener Wurst- und Fleischfabrik soll gestoppt und Hirschaid nachhaltig und zum Wohl der hier lebenden Menschen entwickelt werden.

Die Informationsveranstaltung der Edeka-Tochter „Franken-Gut Fleischwaren GmbH“ zur geplanten Ansiedlung einer Logistik und Produktionsanlage auf 74.000 m2 Fläche nahmen zahlreiche Grüne und auch Aktivist:innen von „Fridays for Future“ zum Anlass, mit Hirschaider Bürger:innen und den Vertreter:innen der Bürgerinitiative ins Gespräch zu kommen.

Wie bereits in Stadelhofen und Walsdorf in diesem Jahr nehmen auch in Hirschaid engagierte Bürger:innen ihre Anliegen selbst in die Hand. Statt Gewerbeansiedlungen mit zweifelhaftem Kosten/Nutzenverhältnis fordern sie, das Wohl und die Lebensqualität der in Hirschaid lebenden Menschen als Maßstab für zukünftige Gewerbeansiedlungen zu nehmen.
„Dabei sind sie in der Bewertung von Aspekten der Nachhaltigkeit dem Großteil ihres Gemeinderats und dem Bürgermeister offensichtlich weit voraus“, stellt Bernd Fricke, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Kreistag fest. Als Beispiele nennt er „den besonnenen Umgang mit Flächen, die resultierenden Belastungen für Umwelt und Mensch oder die Bewertung, wie nachhaltig eine Gewerbeansiedlung tatsächlich ist, wenn man hinter die blumigen Worte der Marketingabteilungen blickt.“

Kreisrat und Biolandwirt Otto Weiß ergänzt: „Wir erleben hier nun zum dritten Mal innerhalb kürzester Zeit in der Region Bamberg, dass die vollmundigen Versprechungen der bayrischen Landesregierung, den Flächenverbrauch auf 5 Hektar pro Tag begrenzen zu wollen, bei den Entscheidern vor Ort überhaupt keine Rolle spielen. Auch wird bisher völlig ignoriert, dass eine Halbierung des Flächenverbrauchs im Klimaanpassungskonzept für die Region als unabdingbare Voraussetzung für wirksame Maßnahmen konstatiert wird. Stattdessen erleben wir, wie das Regnitztal Stück für Stück zugebaut wird. Hirschaid, Strullendorf, Buttenheim – überall laufen Planungen für Infrastruktur und Gewerbegebiete.“ Sebastian Frank, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Hirschaider Gemeinderat bekräftigt: “Wenn wir nicht aufpassen, sieht das Regnitztal südlich von Bamberg bald genauso aus, wie der Gewerbe- und Siedlungsbrei zwischen Forchheim und Erlangen und weiter entlang der A73 bis Nürnberg.“

Auch MdB Lisa Badum versteht die Anliegen der Bürgerinitiative: „In Hirschaid sind die Menschen vor Ort aktiv geworden. Sie wollen, dass der Bau einer großen Industrieanlage nicht einfach hintenrum im Gemeinderat beschlossen wird, sondern dass die Bürger:innen bei einem Vorhaben dieser Dimension mit eingebunden werden und in einem Bürgerentscheid darüber abstimmen. Schließlich sind sie es, die mit den Folgen – Verkehr, mögliche Erhöhung der Abwassergebühren, Verlust von Naherholungsgebieten und landwirtschaftlichen Flächen, Emissionen und Immissionen, etc. – leben müssen.“

Hier zeigt sich sehr deutlich, dass die bisherige Praxis, Gewerbegebiete auszuweisen, um Einnahmen für die Kommunen zu generieren an seine Grenzen stößt. „Wir müssen dringend eine Diskussion über zeitgemäße, klimafreundliche und nachhaltige Gewerbeansiedlungen führen. Immer neue Gewerbegebiete auf der grünen Wiese oder auf fruchtbarem Ackerboden vergrößern den Ballast, den wir künftigen Generationen aufladen. In die Köpfe unserer Bürgermeister:innen, Stadt- und Gemeinderät:innen muss das Bewusstsein dafür gelangen, dass Boden eine endliche Ressource ist und nicht Alles gut ist, nur weil es Gewerbesteuer bringt“, fasst Sarah Eisenberger, Sprecherin des Kreisverbandes der Grünen Bamberg-Land und selbst als Einwohnerin von Hirschaid betroffen, zusammen.

2 Antworten

  1. Ferenc sagt:

    In der Liste der erfolgreichen Bürgerengagements darf der Bürgerentscheid in der Stadt Bamberg nicht fehlen. Auch hier wurde der Stadtrat überdeutlich in die Schranken verwiesen.

  2. R. Pfaff sagt:

    Was da in Hirschaid abgeht ist wirklich schwer verständlich. Wenn man sich die Pläne von Edeka ansieht, dann ist das definitiv ein großer Schritt nach vorne zu mehr Umweltschutz und Nachhaltigkeit.
    Auch wenn immer mehr Menschen ihre Verbrauchsgewohnheiten ändern, so wird die große Mehrheit zumindest noch längere Zeit Fleisch essen. Und selbst dieser Entwicklung, dass immer mehr Menschen vegetarische oder vegane Lebensmittel wünschen, trüge das neue Werk Rechnung.
    Für mich wird hier die Realität ignoriert und die eigene Weltanschauung zur Richtschnur für alle gemacht. Mit Gemeinwohl hat das nichts zu tun, eher mit Egoismus. Etwas, dass man immer öfter erlebt.
    Für mich ist das ein klarer Fall von Nimby-Mentalität.