Starker HC Erlangen muss sich nach großem Kampf hauchdünn gegen den Tabellenführer geschlagen geben

Symbolbild Handball

Der HC Erlangen rutschte am Sonntagnachmittag hauchdünn an einem Punktgewinn beim Tabellenführer vorbei. In einer Partie, die an Spannung kaum zu überbieten war, setzte sich der bisher ungeschlagene Tabellenführer und frisch gekürte Klubweltmeister SC Magdeburg erst nach Ablauf der regulären Spielzeit mit einem Siebenmetertreffer zum 28:27 (16:13) durch. Schuld am Handball-Krimi waren stark aufspielende Erlanger, die trotz Personalsorgen niemals aufgehört haben an sich zu glauben und bis zum Schluss aufopferungsvoll kämpften. Beste Werfer der Franken waren Johannes Sellin und Nico Büdel, die sich beide jeweils fünf Mal in die Torschützenliste eintrugen.

Neben den verletzten Rückraumspielern Benedikt Kellner und Steffen Fäth musste der HC Erlangen im zweiten Spiel in Folge auf seinen besten Torschützen Christoph Steinert verzichten. Die Nummer 44 der Franken stand seiner Mannschaft am 9. Spieltag krankheitsbedingt nicht zur Verfügung. Zudem reiste der HCE auch ohne seinen Kapitän Nikolai Link nach Sachsen-Anhalt. Der abwehrstarke Rückraumspieler fehlte seinem Team aus familiären Gründen. Die Erlanger gingen durch den Treffer von Antonio Metzner mit 0:1 in Führung und auch Klemen Ferlin fand direkt gut ins Auswärtsspiel, als er den ersten Wurf vom starken Isländer Magnusson parierte. Die Franken begannen mutig und legten nach zwei starken Abwehraktionen per Tempogegenstoß durch Johannes Sellin nach. Weil die Gäste aus Erlangen stark verteidigen, dauerte es stolze sieben Minuten, bis der Tabellenführer das erste Mal zum Torerfolg kam (1:2). Im nächsten Erlanger Angriff zeigte sich der deutsche Nationalspieler Sebastian Firnhaber hellwach, als er sich den Abpraller sicherte und zum 1:3 verwandelte. Weil der HC Erlangen im Angriff daraufhin zu viele Chancen ausließ, konnten die Hausherren sich mit einem 4:0-Lauf in der 14. Minute die Führung zurückerobern (5:4). Doch lange hielt die Führung der Hausherren nicht, denn Christopher Bissel zeigte sich wenige Sekunden später nach Zuspiel von Simon Jeppsson treffsicher und stellte auf 5:5. Es blieb spannend in der GETEC Arena, denn beide Mannschaften lieferten sich einen harten Kampf und fighteten um jeden Ball. Nach 20 Minuten gelang es dem Meisterschaftsfavoriten das erste Mal mit zwei Toren in Führung zu gehen, als sich Saugstrup am Kreis sehenswert durchsetzte (9:7). Den neunten Treffer der Magdeburger nahm HCE-Coach Michael Haaß zum Anlass, um seine erste Auszeit zu legen. Die Ansprache zeigte Wirkung, denn nur wenig später stellte der HC Erlangen seine Abwehr um und konnte durch den Ballgewinn von Sebastian Firnhaber zum 10:10 kommen. Dank einer starken Parade von Klemen Ferlin und dem Doppelschlag von Rechtsaußen Johannes Sellin, kämpften sich die Erlanger nach 24 Minuten wieder zum 11:11-Ausgleich. Die Franken nahmen die Zweikämpfe in der Abwehr früh an, sodass sich die spielstarken Magdeburger im Angriff schwertaten. Durch den Treffer zum 13:13 vom gut aufgelegten Nico Büdel blieb die Partie weiterhin Spitz auf Knopf. Kurz vor dem Seitenwechsel verlies die Erlanger das Wurfglück, sodass die Hausherren noch drei Mal in Folge zum Treffer kamen und mit einem Buzzer-Beater das 16:13 machten.

Nach dem Wiederbeginn verteidigte der HC Erlangen stark und kam durch Nico Büdel direkt zum 16:14 Anschlusstreffer. Weil sich der Spielmacher kurz danach wieder durchsetzte und zum 16:15 treffen konnte, war der HC Erlangen wieder Aufschlagdistanz. Christopher Bissel zeigte sich aufmerksam, als er sich kurz darauf einen Abpraller schnappte und zum 18:17 traf. Wieder verhinderte es die phasenweise schlechte Chancenverwertung der Franken, dass der HCE zum Ausgleich kam. Stattdessen stellte der SCM nach 38. Minuten auf 19:17. Doch Erlangen ließ sich nicht abschütteln und blieb dran. Simon Jeppsson tankte sich zum 19:18 durch und weil sich Linkshänder Antonio Metzner in 40. Minute verletzungsbedingt auswechseln lassen musste, agierten die Erlanger von nun an mit drei Rechtshändern (Leban, Jeppsson und Büdel) im Rückraum. Den Ausfall von Metzner kompensierten die Rückraumspieler gut und als Petter Overby nach einem Foul an Mertens für zwei Minuten auf die Bank musste, kam der HC Erlangen in Überzahl zum 21:19 (43.). Büdel stellte per Siebenmeter auf 22:21, aber auch diesen Treffer beantworteten die Favoriten aus Magdeburg postwendend mit einem schnellen Tor. Die Mannschaft von Michael Haaß spielte ihre Angriffe lange aus und in der 46. Spielminute schafften es die Franken durch ein Tor aus der Nahdistanz von Leban den 22:22-Ausgleich zu erzielen. Das Spiel entwickelte sich in der Crunch-Time zu einem wahrhaften Handball-Krimi. Der HCE kämpfte bis zum Umfallen und kam immer wieder zum Ausgleichstreffer. So auch in der 51. Minute, als Simon Jeppsson ein starkes Tor aus dem Rückraum zum 24:24 warf. Einen Dämpfer kassierte der HCE acht Minuten vor dem Schlusspfiff, als Abwehrchef Petter Overby nach einem Foul mit Rot vom Feld musste. In doppelter Überzahl gelang es den starken Magdeburgern ohne Probleme ihren Rechtsaußen frei zu spielen, doch Tim Hornke scheiterte am gut aufgelegten Martin Ziemer im Tor, sodass sich die Franken die Chance auf Punkte weiterhin offenhielten. Statt den Ausgleich zu erzielen, scheiterte der HCE in Unterzahl zwei Mal in Folge frei vom Kreis, was die cleveren Hausherren ausnutzten, um den Ball ins leere Tor der Erlanger zu werfen (26:24). Michael Haaß nahm die Auszeit und Erlangen blieb daraufhin im Spiel, denn Patrik Leban zeigte sich nach der Ansprache von seinem Trainer treffsicher und stellte auf 26:25 (56.). Nach einer sensationellen Parade von Routinier Martin Ziemer hatte der HC Erlangen wieder die Chance zum Ausgleich zu kommen. Abermals spielten die Franken ihren Angriff lange und clever aus und schafften es damit Johannes Sellin frei zu spielen, der keine Nerven zeigte und den erlösenden Anschlusstreffer zum 26:26 markierte. Die Ereignisse überschlugen sich in der GETEC Arena und der HC Erlangen schnupperte an der großen Überraschung. Nach einem Gegentreffer sorgte Simon Jeppsson für ein Sensationstor, als der Rückraumriese unter höchster Zeitnot über den Magdeburger Fünf-Mann-Block den Ball in die Maschen schweißte (27:27). In der letzten Minute hatte Johannes Sellin die Möglichkeit den 28. Treffer zu erzielen und sein Team in Führung zu bringen, doch aus Sicht der Franken scheiterte der Co. Kapitän leider am starken Green im Tor. Der SCM hatte nun noch 26 Sekunden Zeit, den Führungstreffer zu erzielen und schaffte in Überzahl erst eine Sekunde vor Schluss den Siebenmeter herauszuholen. Nach Ablauf der Spielzeit verwandelte der siebenfache Torschütze Magnusson seinen letzten Wurf zum 28:27, sodass die Hausherren das glücklichere Ende für sich behielt.

„Das war natürlich sehr bitter am Ende. Wir haben wieder mal gegen eine Top-Mannschaft 60 Minuten gut verteidigt, aber haben auch viele freie Chancen liegen lassen. Ich muss den Jungs, die auf dem Feld waren ein riesen Kompliment aussprechen. Sie haben echt alles reingeworfen und ich bin unglaublich stolz auf mein Team. Trotz der starken kämpferischen Leistung ist es sehr schade, dass wir hier nicht einen Punkt mit nach Hause nehmen konnten“, sagte HCE-Coach Michael Haaß nach dem Spiel.

Statistik

SC MAGDEBURG
Tor: Jensen, Green
Chrapkowski, Kristjansson (3), Pettersson, Magnusson (7/5), Hornke (1), Weber (1), Gullerud (1), Mertens (3), Jensen (2), O`Sullivan (2), Bezjak (1), Smits (1), Damgaard (6), Preuss

HC ERLANGEN
Tor: Ziemer, Ferlin
Sellin (5), Jaeger, Overby (1), Marschall, Firnhaber (3), Büdel (5/1), Bissel (4), Metzner (3), Jeppsson (4), Leban (2), Olsson, Zechel