Bamberg: Schwester Raphaela Brüggenthies OSB bekommt Kulturpreis Bayern verliehen

Preisträgerin Dr. Schwester Raphaela Brüggenthies OSB mit dem bayerischen Kunst- und Wissenschaftsminister Bernd Sibler (l.) und Bayernwerk-Chef Dr. Egon Leo Westphal (r.).  Bildquelle Pressefoto: Alex Schelbert/ Bayernwerk AG

Preisträgerin Dr. Schwester Raphaela Brüggenthies OSB mit dem bayerischen Kunst- und Wissenschaftsminister Bernd Sibler (l.) und Bayernwerk-Chef Dr. Egon Leo Westphal (r.).
Bildquelle Pressefoto: Alex Schelbert/ Bayernwerk AG

Bamberg. Dr. Schwester Raphaela Brüggenthies OSB ist diesjährige Preisträgerin des Kulturpreises Bayern in der Sparte Wissenschaft. Verliehen hat die Auszeichnung die Bayernwerk AG (Bayernwerk) gemeinsam mit dem Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst. Damit ehren sie die Leistung der Forscherin. In ihrer Doktorarbeit geht sie dem Frühwerk und Leben des deutsch-jüdischen Dichters Heinrich Heine in den Jahren von 1816-1826 auf den Grund. Die promovierte Germanistin aus Rüdesheim am Rhein ist eine von insgesamt 32 Absolventinnen und Absolventen bayerischer Hochschulen und Universitäten, die am Donnerstagabend (28. Oktober) geehrt wurden. Der Festakt fand vor 150 Gästen in den Eisbach Studios in München statt. Von hier haben ihn mehrere bayerische Regionalfernsehsender live übertragen. Moderatorin Nina Sonnenberg hat durch das rund 100-minütige Programm geführt.

Einblicke in das Leben einer jungen jüdischen Generation im 19. Jahrhundert

Die Abschlussarbeit von Dr. Sr. Raphaela Brüggenthies ist eine interdisziplinäre Studie über den Dichter Heinrich Heine. Sie vereint dabei Perspektiven aus der Germanistik, der Theologie und der Judaistik. Der junge Heine war ein Dichter der Übergänge. Als deutscher Jude befand er sich in einem Zweispalt zwischen seiner jüdischen Identität und einer antisemitisch geprägten nationalistisch-christlichen Gesellschaft. Im Juni 1825 ließ er sich in Heiligenstadt taufen, um seine Berufschancen zu verbessern. „Dieser Versuch, den Konflikt durch die Konversion zu lösen, scheitert kläglich. Doch dem Dichter gelang es, die Identitätsschwebe zwischen den Welten zu einer Existenz- und Kunstform zu erheben“, erläutert Dr. Sr. Raphaela Brüggenthies und fügt an: „In welches gelobte Land aber dieser Exodus führen soll, diese Frage variiert stark in Heines frühen Jahren und Schriften und schwankt zwischen Gegensätzen.“ Die Theologin und Germanistin fasst zusammen: „Heine wird selbst zum Seismographen einer jungen jüdischen Generation, die vergeblich einen Ausweg aus dem Bannkreis des Judentums sucht.“ In ihrer Dissertation behandelt sie die Jahre 1816 bis 1826 und spürt den Themen Konversion, Liminalität und Marginalität in Heines Leben und frühen Werken nach.

Mehr als ein Andenken

„Der Kulturpreis Bayern ist eine Auszeichnung mit jahrzehntelanger Tradition. Immer ging es darum, Menschen zu danken, die mit ihrem Engagement, ihrem Wirken und ihrer Begeisterung für Kunst, Kultur und Wissenschaft unsere Gesellschaft bereichern. Den diesjährigen Preisträgerinnen und Preisträgern danken wir für ihre Leistungen und gratulieren herzlich zu dieser Auszeichnung“, betont Dr. Egon Leo Westphal, Vorstandsvorsitzender des Bayernwerks. In der Sparte Kunst hat das Bayernwerk dieses Jahr die bildenden Künstler Thomas Demand sowie Gretel und Erwin Eisch, die Musiker Reinhard Kammler und Wolfgang Buck und die Schauspielerin Luisa Wöllisch ausgezeichnet. Vom Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst erhält der Kabarettist, Schauspieler und Musiker Hannes Ringlstetter einen Sonderpreis. Die sechs Kunst-Preisträgerinnen und -Preisträger sowie den Sonderpreisträger wählt eine Fachjury. Die 32 Preisträgerinnen und Preisträger der Sparte Wissenschaft werden von den bayerischen Hochschulen, Kunsthochschulen und Universitäten selbst benannt. Das Bayernwerk ehrt Erfolge in Kunst und Wissenschaft seit mehr als 60 Jahren, seit 2005 verleiht es in Partnerschaft mit dem Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst den Kulturpreis Bayern. Dieser geht auf den Kulturpreis Ostbayern zurück, der erstmals im Jahr 1959 verliehen wurde. Der Kulturpreis Bayern in der Sparte Kunst und der Sonderpreis sind mit jeweils 5.000 Euro dotiert, der Preis in der Sparte Wissenschaft mit je 2.000 Euro. Alle Preisträgerinnen und Preisträger erhalten außerdem den „Gedankenblitz“. Diese Bronzestatue wurde vom Schwandorfer Bildhauer Peter Mayer geschaffen. Die Aufzeichnung der Preisverleihung können Interessierte unter http://www.bayernwerk.de/kulturpreis2021 anschauen. Dort finden sie auch eine Liste aller Wissenschaftspreisträgerinnen und ‑preisträger.