Sonntagsgedanken: Vom Sinn der Gebote
Aus dem heiligen Evangelium nach Markus:
In jener Zeit versammelten sich die Pharisäer und einige Schriftgelehrte, die aus Jerusalem gekommen waren, bei Jesus. Sie sahen, dass einige seiner Jünger ihr Brot mit unreinen, das heißt mit ungewaschenen Händen aßen. Die Pharisäer essen nämlich wie alle Juden nur, wenn sie vorher mit einer Handvoll Wasser die Hände gewaschen haben; so halten sie an der Überlieferung der Alten fest. Auch wenn sie vom Markt kommen, essen sie nicht, ohne sich vorher zu waschen.
Noch viele andere überlieferte Vorschriften halten sie ein, wie das Abspülen von Bechern, Krügen und Kesseln. Die Pharisäer und die Schriftgelehrten fragten ihn also: Warum halten sich deine Jünger nicht an die Überlieferung der Alten, sondern essen ihr Brot mit unreinen Händen? Er antwortete ihnen: Der Prophet Jesája hatte Recht mit dem, was er über euch Heuchler sagte, wie geschrieben steht: Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, sein Herz aber ist weit weg von mir. Vergeblich verehren sie mich; was sie lehren, sind Satzungen von Menschen. Ihr gebt Gottes Gebot preis und haltet euch an die Überlieferung der Menschen. Dann rief Jesus die Leute wieder zu sich und sagte: Hört mir alle zu und begreift, was ich sage! Nichts, was von außen in den Menschen hineinkommt, kann ihn unrein machen, sondern was aus dem Menschen herauskommt, das macht ihn unrein. Denn von innen, aus dem Herzen der Menschen, kommen die bösen Gedanken, Unzucht, Diebstahl, Mord, Ehebruch, Habgier, Bosheit, Hinterlist, Ausschweifung, Neid, Lästerung, Hochmut und Unvernunft. All dieses Böse kommt von innen und macht den Menschen unrein.
„Piep, Piep, Piep, wir ham uns alle lieb.
Jeder ess‘ so viel er kann, nur nicht seinen Nebenmann.
Nehmen wir es ganz genau, auch nicht seine Nebenfrau.
Hat er sie dann doch gegessen, Zähneputzen nicht vergessen!“
So, liebe Freunde,
so haben unsere Kinder bei den Zeltlagern, auf die ich 13 Jahre lang in meiner Zeit in Fürth mitgegangen bin, immer scherzhaft gebetet. Freilich haben wir vor jedem Essen auch richtig gebetet. Aber dieses kleine scherzhafte Gebet zeigt eines: Es gibt Vorschriften, die man schon als Kind lernt, wie etwa „nach dem Essen Zähne putzen nicht vergessen“. Und diese Gebote wurden uns als Kinder richtig eingebläut, genauso wie „vor dem Essen die Hände waschen“. Diese Gepflogenheiten haben wir uns alle bis ins Erwachsenenalter hinein bewahrt.
Solche Hygienevorschriften kennen wir jedoch nicht nur in unserem Alltag, sondern die gibt es überall; auch in der Religion. Und offenbar kritisiert Jesus genau jene.
Aber tut er das wirklich?
Nein, das glaube ich nicht.
Was er kritisierte, war die Tatsache, dass viele Menschen vor lauter Reinigungsvorschriften deren eigentlichen Sinn vergessen hatten. Vielen ging es nur um das stupide Einhalten dieser Vorschriften. Aber sie hatten vergessen, dass die Waschungen für etwas anderes stehen:
für ein reines Herz.
Und ich fürchte, dass sich daran auch heute wohl kaum etwas geändert hat. Gibt es nicht auch heute so viele, die an Äußerlichkeiten festhalten und dabei den eigentlichen Sinn einer Sache vergessen haben? Auch heute gibt es viele Menschen, die genau darunter leiden, dass es Riten und Formen in Gesellschaft und Kirche gibt, deren stupide Einhaltung wichtiger geworden ist als der Inhalt, für den diese Gebote eigentlich stehen. Aber genau dann verlieren solche Riten und Formen ihren Sinn. Genau dann sollten sie überdacht werden.
Und was für Formen und Riten gilt, das trifft auch für Menschen zu: Wie oft beurteilen wir Menschen rein nach dem Äußerlichen und nicht nach dem Inneren in ihrem Herzen! Genau das hat Jesus heftig angeprangert, und er würde es heute auch tun. Belassen wir es nicht bei Äußerlichkeiten! Sehen wir in das Herz der Menschen hinein! Verurteilen wir andere nicht nach ihrem Aussehen, nach ihrer Haltung, Hautfarbe oder Sprache, Religion oder Konfession, sondern achten wir aufeinander und schätzen wir einander! Schätzen wir jeden Menschen, schätzen wir die ganze Schöpfung als einmalig, als wertvoll, wichtig und gut, als ein wunderbares Geschenk Gottes!
Genau das möchte ich Ihnen mit auf Ihren Weg geben.
Bleiben Sie nie an der Oberfläche stecken oder an Äußerlichkeiten hängen, sondern versuchen wir alle, in das Herz der Menschen zu sehen.
Alles Liebe und Gute und eine gute Woche für Sie alle.
Klaus Weigand
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Infos zu Pfarrer Klaus Weigand
- Geboren 1966 in Erlenbach am Main (Unterfranken)
- Abitur am Theresianum in Bamberg 1989
- Studium der Kath. Theologie in Bamberg und Wien
- Priesterweihe 1998
- Tätigkeiten:
- Fürth, Christkönig von 1997 – 2010
- Buckenhofen als Pfarradministrator 2010 – 2015
- seit 2015 in Heroldbach und Hausen
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