100 Jahre SRK Kleingesee nachgefeiert – Reservistenvereine sind wichtiger denn je
Es sollte letztes Jahr ein großes Fest werden. Mit gepanzerten Fahrzeugen der Bundeswehr und einer Haubitze. Doch dann kam Corona und die bereits geplante 100-Jahrfeier der Soldaten- und Reservistenkameradschaft (SRK) Kleingesee musste abgesagt werden. An diesem Wochenende wurde daher nur ein kleines internes Sommerfest mit einem Festakt in der Krachershöhe gefeiert zu dem neben Bürgermeister und Vereinsmitglied Hanngörg Zimmermann und CSU-Bundestagsabgeordneter Silke Launert auch der Forchheimer Werenfried Broja in seiner Eigenschaft als oberfränkischer Organisationsleiter des Verbands der Reservisten der Deutschen Bundeswehr und der stellvertretende Kreisvorsitzende des Reservistenverbands Franz Küffner aus Pegnitz kamen um die zahlreichen Ehrungen vorzunehmen.
Gegründet wurde der einstige Krieger- und Veteranenverein Kleingesee am 4. Januar 1920 in der Bierwirtschaft Schmitt von sieben Kriegsheimkehrern des Ersten Weltkriegs zur Kameradschaftspflege. Das Gründungsprotokoll ist als einziges Dokument des Krieger- und Veteranenvereins noch erhalten. Die Mitgliederzahl wuchs schnell an bis der Verein dann im Dritten Reich verboten wurde. Die Wiedergründung fand 1965 statt, ein Jahr später konnte die Fahnenweihe gefeiert werden. Der Wiedergründungsvorstand bestand aus Vorsitzendem Johann Simmerlein, seinem Stellvertreter Konrad Müller, Kassier Stefan Müller und Schriftführer Joachim Gebhardt.
Im Jahre 1970 wurde in Kleingesee ein Reservistenverein für ehemalige Soldaten der Bundeswehr gegründet der dann 1999 mit dem Krieger- und Veteranenverein zur heutigen SRK fusionierte die aktuell 44 Reservisten der Bundeswehr und sieben Mitglieder des Bayerischen Soldatenbunds (BSB) angehören. Der Schwerpunkt liegt auf den Reservisten, von denen in letzter Zeit sogar jüngere Mitglieder hinzukamen. Vorsitzender Gerhard Dressel erklärt aber das die Mitgliederzahl stagniert, vor allem auch weil es keine Wehrpflicht mehr gibt. Einige „Kriegervereine“ seien schon ausgestorben und es sei auch irgendwann möglich das die SRK Kleingesee das gleiche Schicksal ereilt weil keine Reservisten mehr nachkommen.
Heute wie damals ist die Kameradschaftspflege nach wie vor wichtig, eine der Hauptaufgaben ist aber die Pflege und der Erhalt des Kriegerdenkmals an der Herz-Jesu-Kirche. Mit viel ehrenamtlichen Stunden wurde das Ehrenmal der Gefallenen und Vermissten der beiden Weltkriege erst letztes Jahr für 5600 Euro restauriert. 5000 Euro steuerte die Marktgemeinde dazu bei.
Wie Major d. R. Wehrenfried Broja jedoch betont, werden Reservistenvereine aufgrund der Sicherheitsvorsorge immer wichtiger. Durch die Aussetzung der Wehrpflicht stünden zwar immer weniger Reservisten zur Verfügung, neu ab diesem Jahr sei aber der „freiwillige Wehrdienst im Heimatschutz“ mit dem man den Mangel an Reservisten ausgleichen will. Erforderlich dazu sind sieben Monate Präsenzausbildung als freiwillige Wehrdienstleitende um sich anschließen bis zu fünf Jahre für Reservedienstleistungen der Bundeswehr zu verpflichten. Eingesetzt werden die so ausgebildeten Reservisten als Sicherungssoldaten oder im Rahmen des Katastrophenschutzes im Inland. Wie wichtig dies sei, habe sich bei der Flutkatastrophe im Ahrtal gezeigt. Dieses Pilotprojekt umfasst heuer 1000 Stellen.
In Oberfranken gibt es aktuell rund 4200 organisierte Reservisten von denen 33 Prozent unter 40 Jahren sind. In den letzten vier Jahren habe man zwar 150 Mitglieder in den Reservistenvereinen verloren, 164 waren jedoch verstorben. Es kamen somit auch neue hinzu. Außerdem kann jeder, auch Ausländer, der sich zur freiheitlich demokratischen Grundordnung bekennt, Mitglied in einem Reservistenverein werden und als ungedienter Bundeswehrsoldat zum Reservisten ausgebildet werden, so Broja. Ein Reservistenverein wie Kleingesee sei sehr wohl wichtig für den Zusammenhalt der Reservisten, auch wenn sie nicht mehr im aktiven Reservistendienst sind.
„Wer nicht ganz blind ist weiß das die Wehrhaftigkeit wichtig ist wenn wir unsere Freiheit behalten wollen“, sagte Launert und betonte, dass man genau deshalb auch in Zukunft die Soldatenvereine brauche. Denn wer die chinesischen Expansionsbewegungen beobachte wisse wie wichtig es sei immer wehrhaft zu sein. 70 Jahre Frieden habe man sich auch mit der Bereitschaft der Reservisten erkämpft, so die Abgeordnete, die den Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan nicht pauschal verurteilt.
Launert freute sich das endlich wieder etwas, wie das kleine Sommerfest, stattfand bei dem man normale Menschen treffen kann. Bürgermeister Zimmermann überbrachte auch die Glückwünsche des Marktes und betonte ebenfalls die Wichtigkeit von Soldaten- und Reservistenkameradschaften. Erhard Ruder und Winfried Wolf haben 1970 den Reservistenverein mitgegründet und wurden daher als Gründungsmitglieder besonders geehrt. 50 Jahre dabei sind auch Josef Forster und Ludwig Buchholz die ein Jahr später eintraten. Für 40 Jahre Mitgliedschaft geehrt wurden Peter Brütting und Bernhardt Bauernschmidt und für 25 Jahre Günther Dürler. Ehrennadeln für besondere Verdienste im Reservistenverband erhielten Jürgen Schiller, Edi Singer, Peter Brütting und Norbert Seybold.
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