Forchheimer MdL Sebastian Körber besucht Startup-Unternehmen im Medical Valley Center in Forchheim

Dr. Sebastian Eckl von ProCarement mit Sebastian Körber. Foto: Franka Struve-Waasner
Dr. Sebastian Eckl von ProCarement mit Sebastian Körber. Foto: Franka Struve-Waasner

Digitale Beratung und Früherkennung bei Herzschwäche

Bei einem Besuch im Forchheimer Medical Valley Center informierte sich MdL Sebastian Körber (FDP) über das Leistungsspektrum der Startup-Firma ProCarement, die sich auf die digitale Pflege von Menschen mit Herzschwäche fokussiert hat mittels einer App, die die Betroffenen auf mobilen Geräten verwalten können.

Quartalsmäßige medizinische Kontrolle ist nicht optimal

Dr. med. Sebastian Eckl, Geschäftsführer von ProCarement, erklärt die Problematik an einem Beispiel: Ein Patient mit Herzinsuffizienz lebt in der Fränkischen Schweiz und nimmt fünfzehn verschiedene Medikamente ein. Das Herz wird zusehends schwächer, in der Lunge sammelt sich Wasser. Er denkt, er sei lungenkrank, weil er nicht mehr gut atmen kann. Ursächlich ist aber die Herzerkrankung. Die Knöchel werden langsam dicker und der Patient dekompensiert vor sich hin, das heißt, sein Körper kann die Herzprobleme nicht mehr ausgleichen. Er folgt der ärztlichen Anweisung, zu Hause in Tagebüchern sein Gewicht einzutragen und seinen Blutdruck. Diese Einträge ermöglichen Dr. Eckl dann post mortem zu sagen, warum der Patient gestorben ist, zu welchem Zeitpunkt er noch hätte gerettet werden können durch eine andere Medikation oder warum er auf der Intensivstation lag. „Das ist Barbarei“, findet Sebastian Eckl. So werde der Patient im Blindflug quartalsmäßig suboptimal versorgt.

Engmaschige Überprüfung der Vitaldaten und schnelle Reaktion

Mit der engmaschigen Kontrolle im CareCenter, unterstützt durch einen Algorithmus, erkennen die dort beschäftigten 20 Mitarbeiter, darunter Ärzte und Pflegekräfte, sehr schnell anhand vom Patienten gesendeten Daten wie Blutdruck und Sauerstoffsättigung, wenn sich das Krankheitsbild verschlechtert. Sie kontaktieren sofort die behandelnde Ärztin, die über ein Webportal Einblick in die Patientenakte erhält, besprechen mit ihr die richtigen Maßnahmen und setzen sich mit dem Patienten in Verbindung.

Erfolgreiche Bilanz

Nach drei Monaten ist die Bilanz unter den rund 70 Versuchsteilnehmern mit Herzschwäche, die im Durchschnitt zwischen 65 und 80 Jahre alt sind, beachtlich: Keiner ist gestorben. Aber es wurden zahlreiche Notfälle verhindert, Begleiterkrankungen entdeckt und Behandlungen optimiert.

So wurde bei Einigen ein obstruktives Schlafapnoesyndrom diagnostiziert, eine schlafbezogene Atemstörung, die zum Herzinfarkt und plötzlichem Herztod führen kann.

Durch diese virtuelle Pflege können über 90% Prozent der alarmierenden Symptome ausgefiltert werden. Als Konkurrenz zum niedergelassenen Hausarzt sieht sich Sebastian Eckl nicht: „Wir nehmen dem Arzt nicht die Patienten weg, denn wir bieten keine ärztlichen Dienstleistungen, sondern die rein pflegerische Auswertung der Daten.“ Der Arzt gewinne Zeit, um sich auf die wirklich komplexen Erkrankungen zu konzentrieren. ProCarement hat es sich zum Ziel gesetzt fünf Prozent der Menschen mit Herzinsuffizienz im Landkreis Forchheim digital zu betreuen.

Im Moment sei es schwierig, Herzkranke über die Möglichkeiten der ProHerzApp zu informieren, sie zu erreichen, sagt Sebastian Eckl. Umso mehr freut er sich, dass von den Versuchsteilnehmern bis auf einen alle weiterhin die Vorteile der Beratung und Früherkennung nutzen. „Die Akzeptanz ist da und die Patientenzufriedenheit ist groß, wenn sich die Leute mit der Idee, die dahintersteht, vertraut gemacht haben.“

Leuchtturmprojekt in der Medical Valley Region Erlangen – Forchheim

Sebastian Körber sieht ein großes Entwicklungspotential bei der digitalen Gesundheitsversorgung, denn die neue Generation der über 60-Jährigen sei internetaffin und digitalen Technologien aufgeschlossen.

„Ich freue mich sehr, dass wir so großartige, hoch innovative Firmen wie ProCarement im Medical Valley Center haben. Man muss nicht immer nach München fahren, um exzellente Startups zu besuchen, die fortschrittlich sind. Gut, dass so etwas auch in Forchheim stattfinden kann.“