Freie Flüsse, freie Fließstrecken an der Baunach

Die Fachberatung für Fischerei bei der Befischung (Foto: Nicole Fleischer)
Die Fachberatung für Fischerei bei der Befischung (Foto: Nicole Fleischer)

Gemeinsam wollen der WWF Deutschland, die Wasserwirtschaftsverwaltung und die Fachberatungen der Bayerischen Bezirke die Durchgängigkeit in den heimischen Gewässern stärken. In Oberfranken fiel dabei die Wahl auf das ehemalige Wässerwiesenwehr „Leucherhof“ an der Baunach. Nach über hundert Jahren soll die Baunach hier auf sechs Kilometer Länge wieder frei fließen dürfen. Bisher getrennte Gewässerlebensräume werden miteinander vernetzt. In dem Projekt übernimmt der WWF über eine Crowdfounding Aktion die Finanzierung, das Wasserwirtschaftsamt Kronach (WWA) bringt seine fachliche Kompetenz ein, um den sachgerechten Rückbau sicher zu stellen. Der Erfolg soll später durch die Fachberatung für Fischerei des Bezirks Oberfranken kontrolliert werden.

Von ihrer Quelle im Fränkischen Schichtstufenland bis zu ihrer Mündung in den Main nördlich von Bamberg mäandriert die Baunach über 54 km im Naturpark Haßberge. Sie weist noch zahlreiche naturnahe Gewässerabschnitte auf und vor allem die ausgeprägten Mäanderstrecken, Mager- und Feuchtwiesen sind von überregionaler Bedeutung.

Aufgrund der Vorkommen von seltenen Arten wie Hellem und Schwarzblauem Wiesenknopf-Ameisenbläuling, Laubfrosch, Grüne Keiljungfer, über fünf Fledermausarten und zahlreicher wiesenbrütender Vogelarten, sowie hohem Biotopanteil und hohem naturschutzfachlichen Wert sind an der Baunach fünf Natura-2000-Gebiete ausgewiesen. In der Baunach selbst kommen noch schützenswerte Fischarten vor, wie der Aal, das Bachneunauge, die Barbe oder der Schneider.

Der „Schneider“ ist in Oberfranken ein seltener Fisch geworden. Er lebt in Schwärmen in Fließgewässern, in denen sandige und kiesige Bereiche eng beieinanderliegen und die abwechslungsreiche Strukturen aufweisen: Schnell fließende Stellen sollten sich mit beruhigten Zonen abwechseln. Dort fühlt sich die standorttreue Fischart wohl.

„Trotz vieler menschlicher Einflüsse weist die Baunach noch eine große Vielfalt an guten Lebensraumstrukturen auf, wie die Ergebnisse der Wasserrahmenrichtlinie zeigten. Den Nachweis für die noch vorhandenen relevanten Fischarten konnte unsere Fachberatung für Fischerei kürzlich bei einer Befischung liefern“, erklärt Bezirkstagspräsident Henry Schramm. Dennoch ist der Fischbestand in keinem guten Zustand. Das hat vorrangig mit den vielen Wanderhindernissen an den Querbauwerken und Staustufen zu tun. Wäre der Fluss für Fische gut durchwanderbar, würde es neben dem Schneider auch Aal, Barbe und Nase bessergehen. Bezirkstagspräsident Henry Schramm ruft demnach dazu auf, nicht mehr genutzte Querbauwerke, wo immer möglich, zurückbauen oder durchgängig zu gestalten, um den heimischen Fischbeständen zu helfen.

Eines dieser Wanderhindernisse, welches schon lange ungenutzt ist, ist das „Leucherhofwehr“. Das alte Wiesenbewässerungswehr liegt im Unterlauf der Baunach, nördlich der gleichnamigen Stadt Baunach, und stellt über einen Großteil des Jahres für die Fische und andere kleine Gewässerlebewesen eine unüberwindbare Barriere dar.

Die Hoffnung für die Zukunft ist, dass mit derartigen Aktionen weitere Querbauwerke durchgängig gestaltet werden und damit die Gewässerlebewesen zwischen den Gewässern wieder frei wandern können. Wenn Sie die Crowdfoundingaktion unterstützen wollen, können Sie das unter folgender Adresse tun: www.wwf.de/aktuell/wir-befreien-die-fluesse. Der Rückbau wird auch online unter www.wwa-kc.bayern.de mit verfolgbar sein. Über die möglichen Verbesserungen beim Fischbestand wird der Bezirk Oberfranken berichten.