Pottensteiner Erlebnismeile wird um Freilichtbühne reicher – Bauarbeiten haben begonnen – Pottensteiner Faust-Festspiele starten im Juni 2022
Pottenstein. Die Pottensteiner Erlebnismeile wird ab nächsten Jahr um eine Attraktion reicher. Und zwar um das Freilichttheater an der Schüttersmühle im Klumpertal unweit der Teufelshöhle. Eigentlich hätten die Faustfestpiele des gleichnamigen inzwischen eingetragenen Vereins „Faustfestspiele Pottenstein e.V.“ schon heuer wieder stattfinden sollen nachdem man vom Pegnitzer Schlossberg ins Klumpertal umgezogen war, doch wegen der Corona-Pandemie und der nicht einzuschätzenden Entwicklung der Corona-Lage entschlossen sich die Verantwortlichen um Geschäftsführer und Ersten Vorstand Uwe Vogel und Intendant Daniel Leistner den Start der Faust-Festspiele auf Juni 2022 zu verschieben.
Es regnet im Klumpertal. Und das nicht zu knapp, als Vogel auf einem kleinen Bagger sitzt um einen Schotterweg zum künftigen Festspielgelände in dem romantischen Tal unterhalb des Weihersbacher Männleins anzulegen. 350 Tonnen Schotter hat er dafür von der Firma Kornburger anfahren lassen. Uwe Vogel ist nicht nur Vereinschef und Geschäftsführer der Faust-Festspiele Pottenstein sondern Mädchen für alles und sogar Schauspieler. Er selbst spielt den Mephisto – als den Teufel – in dem berühmtesten Goethe-Stück. Es war eigentlich Zufall das die Faust-Festspiele, die vier Jahre auf dem Pegnitzer Schlossberg gastierten und vor über 25 Jahren von Daniel Leistner, der seitdem nicht nur Intendant ist sondern auch den Faust spielt, in Kronach gegründet wurden, nach Pottenstein kamen. Uwe Vogel suchte ein Haus das er kaufen konnte und wurde bei Harald Niklas, der auch den Kiosk an der Schüttersmühle betreibt, fündig. Als ihm Niklas dann sein über 1000 Quadratmeter großes Grundstück hinter dem Haus zeigte, war Vogel begeistert. „Das ist geradezu perfekt“, sagt Vogel. Eine einmalige Lage für eine schöne Naturbühne mit genügend Platz für die vorerst bis zu 300 Sitzplätzen große Tribüne, fest aufgebaute Hütten für die Kasse, Technik und Lagermöglichkeiten und sogar noch für einen kleinen Biergarten vor dem Festspielgelände. Mit Niklas wurde Vogel für einen dauerhaften Pachtvertrag schnell handelseinig und bei Bürgermeister Stefan Frühbeißer rannte er für die Genehmigung offene Türen ein. Die warme Küche für den Biergarten wird Niklas übernehmen. Wie Vogel betont ist die Lage zwischen der Teufelshöhle, die nur 600 Meter weit weg liegt und genügend Parkplätze und sogar Busparkplätze hat, und der nicht weniger romantisch gelegenen Schüttersmühle einmalig. „Wir wollten immer unser eigenes Festspielgelände haben auf dem die Bewirtschaftungshütten dauerhaft stehen bleiben können. „Dies war in Pegnitz nicht realisierbar, da am Schlossberg immer alles ab- und wieder aufgebaut werden musste“, so Vogel. Hier brauche man, bis auf die Tribüne, nicht jedes Jahr alles Auf- und Abbauen.
„Wir versuchen möglichst viel in Eigenleistung zu machen“, sagt Vogel. Dies spart dem aktuell 35 Mitglieder zählendem Verein natürlich Geld. Man sei auch immer auf der Suche nicht nur nach Statisten und Schauspielern, sondern auch nach freiwilligen Helfern, gespendetem Material und natürlich nach weiteren Vereinsmitgliedern. „Wir können alles gebrauchen, Holz, Latten Dämmmaterial. Wenn jemand etwas übrig hat, nur her damit“, so Vogel. In Pottenstein will Vogel daher auch einenn Aufruf für freiwillige Helfer starten. Jeder sei jederzeit gerne willkommen der bei den Erdarbeiten oder auch beim späteren Festspielbetrieb mitarbeiten will. Das Ensemble für die verschiedenen Stücke besteht aus Profis und Laien aus Berlin, Baden-Württemberg, Kulmbach, Bayreuth und Pegnitz und man hoffe auch, das man den ein oder anderen Pottensteiner als Schauspieler gewinnen kann. Wie Vogel sagt betreibe der Verein auch Bildungsförderung und daher werde man auch versuchen mit den Schulen der Region eng zusammenzuarbeiten. Mindestens ebenso eng soll die Zusammenarbeit mit der Stadt Pottenstein, der Tourist-Info und anderen Betreibern von Einrichtungen der Erlebnismeile sowie der Gastronomie und den Vermietern, aber auch mit der Kultur in der Teufelshöhle sein. Denn es sei durchaus denkbar das auf dem Festspielgelände nicht nur die eigenen Stücke gezeigt werden, sondern hier auch Konzerte oder andere kulturelle Veranstaltungen stattfinden können. „Das muss alles mit der Zeit erst wachsen“, sagt Vogel und man könne die Tribüne ja jederzeit erweitern um mehr Zuschauerplätze zu schaffen. Platz sei schließlich genügend. Es spricht nichts dagegen das auch Pottensteiner eigene Veranstaltungen auf dem Gelände abhalten und eine große Herzensangelegenheit von Vogel ist auch die Förderung von Schultheatergruppen. Es soll alles weitgehend naturbelassen bleiben. Die Bühne sowieso. Sie soll sogar noch ein kleines Gewässer als Feuchtbiotop bekommen um seltene Tierarten, wie den Feuersalamander, der hier in großer Zahl vorkommt, zu schützen. Naturschutz ist für Vogel in dem Naturschutzgebiet besonders wichtig. Auch der Frankenweg wird Teil der Bühne sein und auch während den Vorstellungen begehbar bleiben. Was für Vogel auch ganz wichtig ist, das die vordere Reihe der Tribüne Rollstuhlgerecht ist und das gesamte Gelände behindertengerecht angelegt wird. Behindertenparkplätze werden unmittelbar vor dem Festspielgelände geschaffen.
Starten sollen die Faust-Festspiele Pottenstein am Mittwoch, 22. Juni 2022, mit der turbulenten Sommerkomödie „Frühere Verhältnisse“. Am Samstag, 2. Juli 2022, wird der Klassiker „Faust“ auf die Freilichtbühne erstmals gebracht, der dann im Laufe der Festspielzeit vier bis fünf mal aufgeführt wird. Und am Mittwoch, 6. Juli 2022, findet die Premiere des fröhlichen Lustspiels „Der Rehbock“ statt. Natürlich wird es dann auch wieder ein Kinderstück geben das vier bis fünf mal aufgeführt wird und das ein oder andere musikalische Gastspiel. Außerdem soll es ein spezielles Pottensteiner Historienstück geben, an dem Intendant Leistner schon arbeitet. Nach einer berühmten Pottensteiner Volkssage, die an der Teufelshöhle spielt. Hier soll im Mittelalter ein Raubritter einen Pakt mit dem Teufel geschlossen haben, damit der ihn bei seinen Überfällen und Raubzügen beschützt. Die Liebe zu einer Frau jedoch hat den Ritter erlöst. Damit hat Pottenstein tatsächlich seine ganz eigene „Faust“-Legende, eine originäre Teufelspakt-Geschichte, die Teil der Pottensteiner Überlieferungen und Volksmythen ist. Und damit ist Pottenstein und die Schüttersmühle bei der Teufelshöhle ein geradezu idealer Ort, um Goethes „Faust“, das berühmteste deutsche Theaterstück, auf die Bühne zu bringen Auch mit dem Festival junger Künstler Bayreuth sei man bereits in Kontakt. Dessen Intendantin Sissy Thammer will auch einige Stücke auf der Pottensteiner Freilichtbühne aufführen.
Foto: Uwe Vogel steht auf der Wiese wo die Zuschauertribüne aufgebaut wird und zeigt auf den Platz wo die Naturbühne (zwischen Felsen links und großem Baum rechts) entstehen wird. Unmittelbar darüber verläuft der Frankenweg der Teil der Bühne wird. links seine Frau Liliane, die auch Schatzmeisterin des Festspielvereins ist. Foto: Thomas Weichert
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