Barmherzige Brüder Gremsdorf gedenken des seligen Fraters Eustachius Kugler

Der selige Frater Eustachius Kugler. © Archiv Barmherzige Brüder

Der selige Eustachius als Steuermann

Zum 75. Todestag des seligen Frater Eustachius Kugler am 10. Juni

Frater Benedikt Hau, Provinzial der Bayerischen Ordensprovinz © Simone Stiedl

Frater Benedikt Hau, Provinzial der Bayerischen Ordensprovinz © Simone Stiedl

„Gerade in Zeiten wie diesen könnte man Frater Eustachius Kugler seligsprechen, wenn er es nicht schon wäre…“, meint Frater Benedikt Hau lächelnd. Der Provinzial der Bayerischen Ordensprovinz der Barmherzgen Brüder schätzt an Eustachius Kugler aktuell besonders den Weitblick und den Mut: „In sehr schwierigen Zeiten, mitten in der Weltwirtschaftskrise, hat er den Krankenhausneubau in Regensburg geschafft und die Provinz sicher durch den Zweiten Weltkrieg gebracht. Die Dienstgemeinschaften unserer Einrichtungen in Bayern und wir Ordensbrüder fühlen sich bis zum heutigen Tage seinem Erbe verpflichtet – auch damit gelingt es uns durch die aktuelle Corona-Pandemie zu steuern und unsere Häuser als Orte der Heilung und Linderung zu gestalten“, bekräftigt der Ordensobere.

Frater Eustachius Kugler und sein Weg

Der selige Frater Eustachius Kugler © Archiv Barmherzige Brüder

Der selige Frater Eustachius Kugler © Archiv Barmherzige Brüder

Am 15. Januar 1867 wurde der spätere Selige als Joseph Kugler in Neuhaus bei Nittenau als Sohn des Dorfschmieds und Kleinbauern Michael Kugler und dessen Frau Anna Maria geboren. In München erlernte er das Bauschlosser-Handwerk, kehrte aber nach dem Sturz von einem Baugerüst und einem komplizierten Bruch am rechten Bein 1884 in seine Oberpfälzer Heimat zurück.

In Reichenbach am Regen arbeitete Joseph Kugler in der Schmiede seines Schwagers Josef Reichenberger. Dort lernte Kugler den Orden der Barmherzigen Brüder kennen, der im ehemaligen Benediktinerkloster 1891 eine Einrichtung für Menschen mit Behinderung aufbaute. Fasziniert vom Leben der Brüder trat er am 1. Januar 1893 in den Orden ein und erhielt den Namen Frater Eustachius. Von Reichenbach aus kam Frater Eustachius Kugler nach Wörishofen, wo er im noch jungen Kurhaus „Sebastianeum“ bei Pfarrer Sebastian Kneipp erste Schritte in der Krankenpflege machte. Nach dem Noviziat in Neuburg an der Donau legte er 1895 die Einfache und 1898 die Feierliche Profess ab.

Verantwortung und Tatkraft als Provinzial

Das Regensburger Krankenhaus gehörte 1929 zu den modernsten Einrichtungen Deutschlands. © Archiv Barmherzige Brüder

Das Regensburger Krankenhaus gehörte 1929 zu den modernsten Einrichtungen Deutschlands. © Archiv Barmherzige Brüder

Der Weg des Oberpfälzer Ordensmannes führte in verschiedene Einrichtungen der Barmherzigen Brüder in Bayern. 1925 wählten ihn seine Mitbrüder zum Provinzial der Bayerischen Ordensprovinz, viermal wurde er wiedergewählt und übte das Amt bis zu seinem Tode aus. Als Provinzial trug Frater Eustachius Kugler die Verantwortung für 18 Ordenseinrichtungen unterschiedlicher Art – Krankenhäuser, Einrichtungen der Behindertenhilfe, Versorgungsheime, Kureinrichtungen – und für bis zu 400 Barmherzige Brüder.

Zu seinem unermüdlichen persönlichen Einsatz für Kranke, Schwache und Arme gehörte ein unerschütterliches Gottvertrauen, welches ihn zu Krisenzeiten zu dem großen Krankenhausbau in Regensburg ermutigte. Bei seiner Eröffnung am 19. Juni 1929 gehörteder Bau des „Star-Architekten“ Professor Albert Boßlet zu den modernsten Einrichtungen in Deutschland.

Mit Gottvertrauen durch dunkle Zeiten

Die Zeit des NS-Regimes war für die Ordensprovinz und den Provinzial eine besonders schwere Herausforderung: Zahlreiche Einrichtungen der Barmherzigen Brüder in Bayern mussten auf Druck der Nationalsozialisten abgetreten oder geräumt werden, viele Brüder wurden zum Militärdienst eingezogen, etliche kamen ums Leben oder verließen den Orden.

Auch musste Frater Eustachius Kugler zermürbende Verhöre durch die Gestapo über sich ergehen lassen. Als 1942 das Krankenhaus in München-Nymphenburg und 1944 die Pflegeeinrichtung in Straubing durch Luftangriffe schwer beschädigt wurden, spendete er Mitbrüdern, Betreuten und Mitarbeitern Trost.

Verehrung eines heiligmäßigen Ordensmannes

Prozession mit dem Reliquienschrein nach der Seligsprechung am 4. Oktober 2009 in Regensburg © altrofoto.de

Prozession mit dem Reliquienschrein nach der Seligsprechung am 4. Oktober 2009 in
Regensburg © altrofoto.de

An seinem Lebensende litt Frater Eustachius Kugler an Magenkrebs und einem Zwölffingerdarmgeschwür. Er ertrug die Krankheiten ohne Klage und war dankbar für jede kleine Aufmerksamkeit. Der aufrichtige, demütige und glaubensstarke Barmherzige Bruder starb am 10. Juni 1946, einem Pfingstmontag, in Regensburg.

Papst Benedikt XVI. hat Frater Eustachius Kugler in das Verzeichnis der Seligen aufgenommen. Die Seligsprechung wurde am 4. Oktober 2009 mit rund 8000 pilgernden und betenden Menschen in Regensburg gefeiert. Die sterblichen Überreste ruhen seitdem in einer Seitenkapelle der Krankenhauskirche in Regensburg.

Noch immer wird der Schrein von Frater Eustachius von vielen Menschen besucht und dort gebetet. Für Frater Seraphim Schorer, den Prior des Regensburger Krankenhauses, ist der Selige auch persönlich stetes Vorbild: „Diene stets den armen Kranken wie der Person Jesu Christi“, zitiert er ihn.

Frater Magnus Morhardt und Kirsten Oberhoff