Fünf Tipps für einen igelfreundlichen Frühjahrsputz im eigenen Garten

Igel. Foto: Pixabay/Alexas

Igel teilweise noch im Winterschlaf – LBV rät zur Vorsicht bei Gartenarbeiten

Die ersten warmen Tage im Frühling locken nicht nur die Menschen in die Natur hinaus, auch viele Tiere und Pflanzen erwachen nach der stillen Jahreszeit. Gartenbesitzer*innen machen sich an den Frühjahrsputz in den bayerischen Gärten, um Blumenbeete von Laub und abgestorbenen Stängeln zu säubern. „Doch was auf den ersten Blick als nutzloses Überbleibsel des vorigen Herbstes scheint, ist für Igel, Insekten und Amphibien ein wichtiger Rückzugsort, wenn das Wetter doch noch winterliche Kapriolen schlägt“, sagt LBV-Igelexpertin Dr. Angelika Nelson. Einige Arten sind auch noch gar nicht aus dem Winterschlaf erwacht. So werden manche Insekten beim Rückschnitt der Pflanzen und Entfernen des Laubes in ihrem Überwinterungsquartier mit entsorgt. „Auch viele Igel sind noch im Winterschlaf oder haben sich über die letzten, frostigen Wochen noch einmal in ihre Verstecke zurückgezogen. Bei Gartenarbeiten sollte deshalb noch Rücksicht auf mögliche schlafende Gäste genommen werden“, erklärt die LBV-Biologin. Der LBV gibt deshalb fünf Tipps wie ein gutes Miteinander mit dem stacheligen Gartenbewohner gelingt.

Tipp 1 – Vorsicht mit Werkzeugen

Igel halten ihren Winterschlaf gerne in Totholzhaufen und natürlichen Höhlen. Gartenbesitzer*innen sollten deshalb beim Umschichten alter Gartenabfälle oder Zusammenrechen von Laub- und Asthaufen aus dem letzten Jahr vorsichtig sein. „Bitte nicht mit der Mistgabel in den Komposthaufen stechen, denn sonst könnte man einen Igel stark verletzen. Besser ist es das Laub vorsichtig mit dem Rechen auseinanderzunehmen. Falls noch ein Igel darin schläft, sollte man ihn gleich wieder zudecken und an Ort und Stelle lassen“, erklärt Angelika Nelson. Abends und nachts sind Igel jetzt auch wieder auf offenen Rasenflächen auf Nahrungssuche. Der LBV rät daher dringlich, Mähroboter nicht nach Einbruch der Dämmerung arbeiten zu lassen. „Ein Igel läuft bei Gefahr nicht weg, sondern rollt sich zu einer stacheligen Kugel zusammen. Bei einer Begegnung mit dem Mähroboter bringt ihm das allerdings schlimme, oft tödliche Verletzungen“, so die LBV-Biologin.

Tipp 2 – Versteckmöglichkeiten bieten

Reisighaufen sind im Frühjahr, solange es noch kälter ist, beliebte Schlafplätze von Igeln. „Wer in seinem Garten gut isolierte Höhlen in Reisig- oder Laubhaufen hat, sollte diese am besten so belassen. Sie bieten das ganze Jahr über nicht nur dem Igel, sondern auch Insekten und anderen Tieren Unterschlupf“, sagt Angelika Nelson. Weitere Verstecke kann man bei der Neuanlage eines Komposthaufens, einer Trockenmauer oder eines Holzstoßes schaffen, indem man Hohlräume ausspart. Auch ein Quartier aus Steinen oder Ästen sowie ein selbstgebautes oder gekauftes Igelhaus dient als Unterschlupf.

Tipp 3 – Auf Gift im Garten verzichten

Chemische Dünger, Insektizide oder Pestizide sind ebenso wie Schneckenkorn im igelfreundlichen Garten tabu. Schnecken, Käfer und deren Larven sind wichtige Nahrungsquellen für den Igel. Somit kann er vermeintliches Ungeziefer auf natürliche Weise in Schach halten. „Eine Behandlung mit Giften, egal ob chemisch oder biologisch, ist ein beträchtlicher Eingriff ins empfindliche Ökosystem, das sich in einem naturnahen Garten größtenteils selbst reguliert“, so die LBV-Biologin. „Schutz vor Schädlingen, wie Mäusen und Schnecken sowie Pilzerkrankungen, bietet zum Beispiel Knoblauch, wenn er mit anderen Pflanzen in der Mischkultur angebaut wird“, rät Angelika Nelson. Anstelle von chemischen Düngern kann Kompost, Brennnesseljauche und verrotteter Mist verwendet werden.

Tipp 4 – Igelfreundlich pflanzen

Ein igelfreundlicher Garten ist reich an Strukturen wie Blumenwiesen, Hecken und Stauden. Wichtig ist, dass die Pflanzen möglichst heimische Arten sind und ungefüllte Blüten bilden, bei denen Pollen und Nektar frei zugänglich sind. Das lockt viele Insekten an, die wiederum Nahrung für den Igel sind. „Ideal ist auch eine kleine wilde Ecke im Garten, in der die Natur wachsen darf und zum Beispiel ein Dickicht bilden kann. Dort findet der Igel Nahrung, Versteckmöglichkeiten und Nistmaterial“, sagt Angelika Nelson. Wer Laub und anderes Mulchmaterial liegen lässt, schützt nicht nur den Boden und seine Bewohner, sondern spart auch Wasser, da weniger verdunstet.

Tipp 5 – Dem Igel Eintritt gewähren

Der beste Naturgarten nützt den Igeln und anderen Tieren nichts, wenn sie ihn nicht betreten können. „Abhilfe schafft bereits ein etwa zehn mal zehn Zentimeter großer Durchgang in Bodennähe“, rät die LBV-Igelexpertin. So kann der Igel ohne Probleme den Garten betreten und wieder verlassen. Sein Revier, in dem er genug Nahrung findet, erstreckt sich nämlich oft über mehrere Gärten.

Weitere Infos zum igelfreundlichen Garten unter: https://www.igel-in-bayern.de/igel-igelfreundlicher-garten-tipps/.

Zu Fragen rund um den Igel und allen weiteren Themen, die Vögel, Wildtiere und Garten betreffen, bietet der bayerische Naturschutzverband ab sofort kostenlose Beratung am LBV-Naturtelefon an unter 09174/4775-5000.