Ab Montag: Für Gößweinsteiner Gärtnereien nur noch Click&Meet

Gößweinsteiner Gärtnermeister Wiedow und Schrüfer erheben schwere Vorwürfe an die Politik

Bundestagsabgeordnete verweist auf Gerichtsurteil – Bürgermeister äußert sich dazu grundsätzlich nicht

Gärtner- und Floristmeisterin Anna-Lena Wiedow während ihrer Mittagspause mit ihrem Hund Oskar vor ihrem Blumenladen. Die Gewächshäuser stehen voll, mit Blumen und Gemüsepflanzen aus eigener Produktion, liebevoll aufgezogen. "Blumen sind das Lächeln der Erde", sagt sie. Dieses Lächeln sei ihr aber inzwischen gründlich vergangen. Foto: Thomas Weichert

Gärtner- und Floristmeisterin Anna-Lena Wiedow während ihrer Mittagspause mit ihrem Hund Oskar vor ihrem Blumenladen. Die Gewächshäuser stehen voll, mit Blumen und Gemüsepflanzen aus eigener Produktion, liebevoll aufgezogen. „Blumen sind das Lächeln der Erde“, sagt sie. Dieses Lächeln sei ihr aber inzwischen gründlich vergangen. Foto: Thomas Weichert

Die Gößweinsteiner Gärtnermeister Anna-Lena Wiedow und David Schrüfer hatten mit einem Video in Facebook zusammen mit zahlreichen Gärtnerkollegen für Aufsehen gesorgt und durften danach ihre Gärtnereien und Blumenfachgeschäfte mit den ganz normalen Hygieneregeln wieder für ihr Kunden öffnen. Nun der nächste Schock, weil das bayerische Kabinett am Mittwoch entschieden hat dass unter anderem Blumenfachgeschäfte und Gärtnereien keine Sonderstellung mehr haben und in das normale Konzept des Handels eingegliedert werden.

Ab kommenden Montag, 12. April gelten daher auch für Gärtnereien die Regeln das sie unter einer Inzidenz von 50 zwar normal wie bisher öffnen können, über 50 bis 100 aber nur noch Click&Meet, über 100 bis 200 Click&Meet mit Test und bei einer Inzidenz über 200 nur noch Click&Collect erlaubt ist. Da die beiden Gärtnereien im Landkreis Forchheim liegen ist für sie ab Montag nur noch Click&Meet erlaubt.

Anna-Lena Wiedow erhebt deshalb schwere Vorwürfe gegen die Politik und äußerte diese auch auf ihrer Facebook-Seite. Schon beim ersten Lockdown hätte die Politik nicht verstanden das Gärtnereien systemrelevant sind. Und jetzt gäbe es mit Click&Meet schon wieder eine neue Regelung. „Es macht traurig, wütend und müde. Ich bin weder ein Corona-Gegner noch Leugner. Aber ich kann nicht verstehen, dass zusätzlich die Gesellschaft, Unternehmen, Gastronomie dermaßen kaputt gemacht wird. Psychisch und auch körperlich, durch all diese Vorschriften, die sich ständig ändern. Es geht an die Substanz. Man ist völlig erschöpft, man wird krank davon, langsam kann man einfach nicht mehr“, schreibt Wiedow und fragt: „Wo ist das Licht am Ende des Tunnels?“ Dann ihr Appell an die Politiker: „Liebe Politik – wisst ihr wie es da außen überhaupt aussieht: in Unternehmen, in der Gastronomie, in Familien, in unseren gärtnerischen Betrieben?“

Wiedow betont das bisher doch alles so gut funktioniert habe. Hygienevorschriften wurden eingehalten, jeder schützt sich – Betriebsleiter, Mitarbeiter, Kunden. „Wenn die Perspektive für die eigene Zukunft, mit solch sich ständigen politischen Änderungen und Regelungen abläuft, wird man verrückt“, sagt Wiedow die dies alles nicht mehr verstehen und begreifen kann. Auch ihre Kunden wissen nicht mehr was aktuell gilt oder nicht. Weil sich dies ja ständig abhängig von der jeweiligen Inzidenzzahl ändern kann. „Wir produzieren sehr viele Gemüsejungpflanzen wie Tomaten, Gurken, Salat und viele mehr“, so Schrüfer, der nicht versteht wieso diese, noch dazu verderblichen, Artikel nicht genauso systemrelevant und Dinge des täglichen Bedarfs sind. „Die Produktion dieser Produkte sollte doch dem Staat wichtig sein“, so Schrüfer für den Click&Meet nicht die Lösung sein kann.

Auf seiner Facebook-Seite hat ihm als bisher einzige Politikerin die Bayreuther CSU-Bundestagsabgeordnete Silke Launert geantwortet. „Du kannst mir glauben, das ärgert mich auch, zumal ich mich sehr für die Öffnung der Gärtnereien stark gemacht habe“, antwortet Launert auf David Schrüfer und verweist darauf das der Hintergrund für die aktuelle Änderung das Gerichtsurteil des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs in Sachen „Schuhgeschäfte“ sei. „Daraufhin muss die Landesregierung ihre Regelungen anpassen“, so die ehemalige Richterin.

Bürgermeister Hanngörg Zimmermann (FW) äußert sich grundsätzlich nicht zu diesen Diskussionen. Denn er könne sich nicht nur hinter die Gärtner stellen. Noch schlimmer seien die Gastronomiebetriebe dran von denen einige in Gößweinstein schon vor der Geschäftsaufgabe stünden. Und vor allem die vielen Vereine wie den beiden Sportvereinen und den Freiwilligen Feuerwehren, denen die Mitglieder weglaufen. „Es blickt aber bald keiner mehr durch“, so Zimmermann.

Wiedow und Schrüfer überlegen sich inzwischen, ob sie Klage einreichen.