VHS Landkreis Forchheim mit Schwerpunktthema 2021 „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“

Mit von der Partie: "Trin Schuka Morsch" mit Klezmermusik
Mit von der Partie: "Trin Schuka Morsch" mit Klezmermusik

Monatelang hat die VHS geplant, ein abwechslungsreiches Programm sollte es werden. Schließlich wird das Jubiläumsjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ auch an Regnitz, Aisch und Wiesent gefeiert. Zahlreiche Veranstaltungen lassen die wechselvolle Geschichte von Christen und Juden lebendig werden. Ein eigenes Programmheft bietet einen Überblick über all die Termine. Wir haben schon einmal hineingeblickt…

Symposium

Die Kunsthistorikerin Dr. Birgit Kastner aus Bamberg, der Geschichtsforscher Dr. Thomas Greif aus Schwarzenbruck, der Landeshistoriker Dr. Andreas Leipold… Solch namhafte Fachleute sind es, die während eines Symposiums im April miteinander ins Gespräch kommen sollen. Es geht um antijudaistische Aspekte in der christlichen Kunst, etwa Darstellungen der „Judensau“ an Kirchenfassaden, um einen jüdischen Berliner Bankier im 18. Jahrhundert und um Antisemitismus nach dem Zweiten Weltkrieg. „Natürlich können die Besucher auch mitdiskutieren, Fragen stellen, eigenes Wissen einbringen“.

Vorträge

Die Folienfabrik, die Papierfabrik, die Optische Fabrik Abraham Schweizer… Ohne sie hätte es die Industrialisierung in Forchheim so wohl nicht gegeben. Sie waren Fabrikanten aus Fürth, die jüdischen Glaubens waren und ihre Produktionsstätten aus ganz praktischen Gründen an die Wiesent verlegten. Hier gab es Platz, Wasserenergie und günstige Arbeitskräfte. Ihrem Schicksal spürt Dr. Helmut Schwarz aus Nürnberg nach. Für den Fall, dass die Corona-Beschränkungen wieder stärker greifen, planen Marion Rossa-Schuster und Silvia Bessler bereits eine Online-Version. „Wir haben da schon einige Erfahrungen sammeln können“. Das gälte auch für Toni Eckert aus Ebermannstadt, der Ignaz Bings Leben beleuchtet, Prof. Dr. Günter Dippold aus Lichtenfels, der sich mit dem Judentum am Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit befasst und für Dr. Manfred Franze aus Ebermannstadt, der mit der Reichspogromnacht 1938 in der Fränkischen Schweiz ein unrühmliches Kapitel lokaler Geschichte aufschlägt.

Exkursionen

Synagoge Ermeuth. Foto:  Alexander Nadler M. A.

Synagoge Ermeuth. Foto: Alexander Nadler M. A.

Die Fränkische Schweiz bietet die einzigartige Möglichkeit, auf kleinem Raum eine ungeheure Vielfalt zu erleben. Das gilt auch für die jüdischen Gemeinden, die einst Dörfer wie Tüchersfeld, Aufseß, Heiligenstadt oder Kunreuth prägten. Rolf Kießling aus Forchheim, der mit seinem Werk „Juden in Forchheim“ Maßstäbe gesetzt hat, wird einige dieser Orte erkunden. Wo lebten die Juden in Mittelweilersbach? Was ist aus dem Judenhof in Hagenbach geworden? Wer ist Curt Herrmann und welche seiner Kunstschätze kann man im Schloss Pretzfeld noch sehen? Dann zeigt Dr. Rajaa Nadler Synagoge und Friedhof in Ermreuth. Hinzu kommt die spannende Geschichte des Spielwaren-Herstellers Ignaz Bing, die Toni Eckert erzählen wird. Der ehemalige Landkreis-Kulturamtsleiter ist „Ur-Streitberger“ und hat in direkter Nachbarschaft zur Bing-Höhle gelebt. Im Jubiläumsjahr will man aber auch über den Tellerrand des eigenen Landkreises hinausblicken. Im Mittelpunkt steht im Mai das „fränkische Jerusalem“, wie man Fürth einst genannt hat. Auf dem Rückweg macht man auf dem jüdischen Friedhof in Baiersdorf Station. Schließlich wurden seit 1388 sehr viele Juden auch aus dem katholischen Hochstift Bamberg hier bestattet. Im Oktober suchen Bezirksheimatpfleger Prof. Dr. Günter Dippold und Dr. Dieter George aus Forchheim am Obermain nach den Anfängen jüdischen Lebens in unserer Nähe.

Literarisches

Das Duo Rainer Streng und René Kraus, beide aus Forchheim, gehört inzwischen als fester Bestandteil zur regionalen Kulturszene. Nicht zuletzt bei den Neideck-Spaziergängen im letzten Sommer haben der Schauspieler und der Multiinstrumentalist die Besucherscharen beglückt. Während der eine sich nun der spöttischen Verse Heinrich Heines annimmt, macht der andere auf allen möglichen und unmöglichen Gegenständen Musik. Im Herbst wird Rainer Streng dann Anekdoten, Sagen und Lebensweisheiten aus dem Munde der Rabbiner erzählen. „Trin Schuka Morsch“, also drei schöne Männer, werden aus Nürnberg kommen und mit Klezmer-Klängen die Gereonskapelle in Forchheim erfüllen. „Wenn die Sonne scheint, darf auch im Innenhof getanzt werden“.

Konzerte

So ganz nebenbei können die Gäste auch das kurz vor der Corona-Pandemie eröffnete Kuratenhaus in Heroldsbach kennenlernen. „Wenn das Wetter es zulässt, wird die Matinee mit dem Kölner Klezmer-Trio rund um Dimitri Schenker im kleinen Amphitheater stattfinden“. Wenn es regnet, wird der ehemalige Eiskunstlauf-Profi mit seiner Klarinette in den neu gestalten Räumen einen Säbeltanz aufführen. Auch die Balthasar Neumann-Musiktage widmen sich jüdischen Komponisten und deren Werken. Ein Kammerorchester aus Solisten der Staatskapelle Dresden wird im Oktober in der Basilika Gößweinstein etwas für die Freunde der klassischen Klänge darbieten. „Wir arbeiten hier mit dem Kuratorium zur Förderung von Kunst und Kultur im Forchheimer Land zusammen“. An anderer Stelle sind der Kulturkreis Ebermannstadt und die Volkshochschule der Stadt Forchheim Kooperationspartner.

Kochkurs

Auf eines freut sich Silvia Bessler ganz besonders: Den Einblick, den Dr. Rajaa Nadler in die israelische Küche geben will. Die langjährige Leiterin der Synagoge Ermreuth, die aus Syrien stammt, wird sich in Ebermannstadt und Heroldsbach der Vorspeisen namens „Masa“ annehmen. „Das ist weniger eine koschere Küche als vielmehr eine mediterrane“. Damit möchte man von Seiten der Volkshochschule all die Menschen ansprechen, die sich nicht so sehr für historische Themen interessieren. „Wir wollten auch etwas ganz Praktisches anbieten“. So rundet sich ein Wunschprogramm ab, das über all die Jahrhunderte und den gesamten Landkreis verteilt ist.

Anmeldung und Information:

VHS-Zentrum Forchheim, Hornschuchallee 20, Tel. 09191/86-1060
oder im Internet: www.vhs-forchheim.de