IHK für Oberfranken Bayreuth kritisiert faktische Grenzschließung
Grenzkontrollen setzen oberfränkische Wirtschaft unter Druck
Rund 40 Prozent der oberfränkischen Unternehmen – so die aktuellen Ergebnisse einer Umfrage der IHK für Oberfranken Bayreuth – sind von der aktuellen Situation an der deutsch-tschechischen Grenze betroffen, in der Grenzregion sogar rund 60 Prozent. Die oberfränkische Wirtschaft fordert zeitnah Nachbesserungen.
Mehr als jedes zweite Unternehmen in Hochfranken spürt die negativen Auswirkungen der faktischen Grenzschließung zur Tschechischen Republik, im restlichen Oberfranken immerhin jedes dritte Unternehmen. „Es ist also beileibe nicht so, dass von den Grenzkontrollen und den rigiden Einreisebeschränkungen ausschließlich die Grenzregionen betroffen sind, es ist vielmehr ein gesamtoberfränkisches Problem“, so Gabriele Hohenner, Hauptgeschäftsführerin der IHK für Oberfranken Bayreuth. „Natürlich ist die Region Hof-Wunsiedel besonders stark betroffen, schließlich fallen dort fast zwei Drittel der tschechischen Mitarbeiter aus.“ So die Ergebnisse einer aktuellen Umfrage der IHK für Oberfranken Bayreuth. „Unsere Mitarbeiter aus Tschechien sind wichtige und gleichberechtigte Stützen unserer Unternehmen. Die Politik darf sie jetzt nicht im Stich lassen“, betont Dr. Laura Krainz-Leupoldt, IHK-Vizepräsidentin und Vorsitzende des IHK-Gremiums Marktredwitz-Selb.
„Erst spät konnte der Wirtschaftsraum beiderseits der Grenze, konnte die Euregio Egrensis zusammenwachsen. Dafür war dieser Prozess in den vergangenen Jahren besonders intensiv und fruchtbar“, so die IHK-Vizepräsidentin. Nicht zuletzt deshalb treffen die jüngsten Entscheidungen der Politik unsere Unternehmen und deren tschechische Mitarbeiter bis ins Mark.“
Grenzkontrollen haben negative Auswirkungen auf die Wirtschaft
Die Hälfte der oberfränkischen Unternehmen ist von zusätzlichen Kosten und Mehraufwand für anfallende Corona-Tests und Wartezeiten an den Grenzen betroffen, in den Grenzregionen sind es sogar mehr als zwei Drittel. Oberfrankenweit stellen Unternehmen Verzögerungen bei den Lieferketten fest, Produkte von Vorlieferanten kommen entweder mit Verzögerung oder gar nicht bei den Unternehmen an.“
Produktion oft gedrosselt
Gerade Unternehmen in der Grenzregion haben außerdem mit dem Ausfall ihrer tschechischen Mitarbeiter zu kämpfen, teilweise musste die Produktion gedrosselt oder sogar eingestellt werden. Ein großes Problem ist inzwischen auch die Verzögerung bei der Auslieferung eigener Waren. Erste Unternehmen vermelden auch Kündigungen ihrer tschechischen Mitarbeiter.
„Viele Unternehmer fühlen sich von der Politik in Stich gelassen“, so Dr. Heinrich Strunz, IHK-Vizepräsident und Vorsitzender des IHK-Gremiums Hof. „Unternehmerinnen und Unternehmer zeichnen nicht sich dadurch aus, dass sie lamentieren, sondern vielmehr dadurch, dass sie sich überlegen, wie eine Situation verbessert werden kann.“ Im Mittelpunkt der Vorschläge stehen dabei die Einführung von Fast-Lane-Spuren für Warenverkehr und Transit sowie schnellere Tests etwa für Lkw-Fahrer.
Wirtschaft braucht nachhaltige Lösungen
Die IHK-Vertreter sind sich einig: Die Politik ist dringend aufgefordert, nachhaltige Lösungen zu finden, um den Infektionsschutz zu gewährleisten und zugleich den Geschäftsbetrieb in den Unternehmen mit Einpendlern weiter zu ermöglichen. Dr. Strunz: „Zielführend wäre in den Grenzregionen mit hoher Inzidenzzahl vor allem eine kurzfristige und verstärkte Impf- und Teststrategie. Der richtige Weg wäre aus unserer Sicht die Bereitstellung zusätzlicher Impfstoffe, wie von Herrn Ministerpräsidenten Dr. Markus Söder bereits in Aussicht gestellt.“ Dr. Krainz-Leupoldt ergänzt: „Weiterhin plädieren wir für eine Ausweitung der Schnelltests in den hauptsächlich betroffenen Grenzlandkreisen und eine praxistaugliche Weiterentwicklung der Pendlerquarantäne.“
In einem Schreiben an Bundesinnenminister Horst Seehofer skizzieren die Vertreter der IHK für Oberfranken Bayreuth die problematische Situation an der Grenze und fordern nachhaltige Lösungen.
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