Stadt Kulmbach erlässt Einschränkungen für Elektro- und Hybridfahrzeuge wegen Brandgefahr
Verbot für Elektro- und Hybridfahrzeuge in der Tiefgarage EKU-Platz – Zusätzliche Sperrung des Parkhauses Basteigasse – Neue Ausgleichsparkplätze für E-Autos
Wie vergangene Woche bekannt gegeben, gilt in den Tiefgaragen unterhalb des EKU-Platzes und der Dr.-Stammberger-Halle ein Parkverbot für Elektro- und Hybridfahrzeuge.
Bereits im September des vergangenen Jahres kam es in der Tiefgarage unterhalb des EKU-Platzes zu einem Brand eines Autos mit Verbrennungsmotor. Aufgrund der daraus resultierenden Schäden und den nachfolgenden Sanierungsarbeiten war die Tiefgarage bis vergangene Woche gesperrt. Bei den anschließenden Gesprächen mit der Feuerwehr wurde der Stadt Kulmbach geraten, E-Autos und Hybridautos nicht mehr in der Tiefgarage parken zu lassen, da bei diesen die brennenden Akkus nicht gelöscht werden können. Diese müsste man unter Aufsicht und Kühlung ausbrennen lassen, was mehrere Tage dauern kann. Aufgrund der niedrigen Deckenhöhe kann das Auto auch nicht aus der Tiefgarage abtransportiert werden, um es im Freien ausbrennen zu lassen und auch ein entsprechender Kühlcontainer kann nicht in die Tiefgarage gebracht werden. Sollte ein Auto dann also mehrere Tage in der Tiefgarage brennen, würde das enorme Schäden für die Statik des Gebäudes mit sich führen. Verbrennungsmotoren können natürlich genauso Feuer fangen wie die Akkus von E-Autos oder Hybridfahrzeugen. Es ist folglich nicht das Risiko, das größer ist, es sind die Folgen, die deutlich größere Ausmaße annehmen können. Die zentrale Frage ist auch nicht das Löschen oder die Bändigung des Brandes, dies wäre im Freien möglich – das entscheidende Problem ist der Transport des brennenden Wagens aus der Tiefgarage heraus. Aufgrund der baulichen Gegebenheiten kann kein Kranfahrzeug in die Tiefgarage einfahren, hierfür bräuchte es eine Deckenhöhe von rund 5 Metern. Die Deckenhöhe der Tiefgarage beträgt allerdings 2,10 Meter.
Aus baulicher Sicht entspricht die Tiefgarage allen nötigen Standards. Auch baurechtlich wurden alle Vorgaben des Brandschutzes – Sprinkleranlage, Brandmeldeanlage, Entlüftungsanlage – wie vorgegeben installiert. Hier gibt es keinen Grund zur Beanstandung.
Stadtbrandinspektor Heinrich Poperl ergänzt: „Die Feuerwehr vor Ort muss den Brand löschen oder im Zaum halten. Was nützt es uns in Kulmbach, dass die Feuerwehren in Großstädten bei einem dortigen Brand ganz andere Möglichkeiten haben als wir hier. Die Manpower ist deutlich größer, womöglich auch die technische Ausstattung. Mir wurde von der Feuerwehr München beispielsweise berichtet, dass im Brandfall im Werk in Ingolstadt angerufen wird, dass die Mitarbeiter dort mit der entsprechenden Technik vorbeikommen, um das Feuer in den Griff zu bekommen. Das klappt in Kulmbach nun mal leider nicht. Wir müssen mit dem arbeiten, was wir haben und die örtlichen Gegebenheiten ermöglichen es uns in keiner Weise, den Brand eines Lithium-Akkus in der Tiefgarage zu löschen oder zu kühlen. Denn im Brandfall bringen uns Halbwahrheiten und auf den ersten Blick einfache, aber leider nicht effektive Lösungen keinen Schritt weiter“.
Dass E-Autos seltener brennen ist zunächst eine Momentaufnahme. Auch Vertreter großer Versicherungen gehen davon aus, dass sich die Brandhäufigkeit in den nächsten Jahr an die Zahl der Brände von Autos mit Verbrennungsmotoren schrittweise anpassen kann, da viele E-Autos noch neu sind und es bekanntlich häufig ältere Autos sind, bei denen es zu Bränden kommt.
Bei einem Ortstermin mit dem Planer der Tiefgarage, der städtischen Tiefbauabteilung und der Feuerwehr hat Oberbürgermeister Ingo Lehmann nun folgende Neuerungen beschlossen:
- Das Parkverbot für Elektro- und Hybridfahrzeuge in den verbundenen Tiefgaragen unterhalb der Dr.-Stammberger-Halle und des EKU-Platzes bleibt bestehen.
- Auch für das Parkhaus Basteigasse gilt nun ein Verbot für Elektro- und Hybridfahrzeuge. Hier werden als Ersatz zeitnah einige Stellplätze im Außenbereich des Parkhauses geschaffen, die nur für diese Fahrzeuge freigehalten werden.
- Auf dem EKU-Platz werden zunächst provisorisch einige Parkplätze für E-Fahrzeuge reserviert. In der März-Sitzung des Kulmbacher Stadtrates soll dann beraten werden, ob eine ganze Parkplatzreihe auf dem EKU-Platz für E- und Hybridautos reserviert werden soll.
„Natürlich wäre es auch möglich gewesen, einige wenige Stellplätze in der Tiefgarage nahe der Ausfahrt für E-Fahrzeuge zu reservieren. Was passiert aber, wenn diese voll sind und sich die Autofahrer mit einem entsprechenden Fahrzeug widerrechtlich auf einen anderen Parkplatz stellen oder gar in die Tiefgarage unterhalb der Dr.-Stammberger-Halle fahren? Hier kann das Auto im Falle eines Brandes nicht abgeschleppt werden und es kann zu erheblichen Schäden für das Gebäude kommen“, begründet Oberbürgermeister Ingo Lehmann die Entscheidung.
Doch wie sieht es langfristig aus? Bis 2030 sollen sieben bis zehn Millionen E-Fahrzeuge zugelassen sein, so das Ziel der Bundesregierung. „Hier müssen wir in erster Linie an die Hersteller appellieren, Technologien und Alternativen zu finden, die sich im Brandfall deutlich einfacher handhaben lassen. Wir brauchen uns nichts vormachen, die von uns angestoßene Problematik beschäftigt zahlreiche andere Kommunen ebenso und auch die Versicherungen werden sich früher oder später mit der Thematik befassen. Wir stellen uns keinesfalls gegen erneuerbare Energien oder wollen irgendjemanden bestrafen, aber diese Angelegenheit ist noch nicht ganz zu Ende gedacht“, so Oberbürgermeister Lehmann weiter. „Wenn das Löschen einfacher möglich ist, dann heben wir das Verbot gerne wieder auf. Hier steht einzig und allein die Sicherheit im Vordergrund und als Oberbürgermeister habe ich dafür Sorge zu tragen, dass sich potentielle Gefahren auf ein Minimum verringern oder sogar ganz vermieden werden können“.
Abschließend sei ergänzt, dass die Stadt Kulmbach eine Vielzahl innerstädtischer Parkplätze für Einheimische und Gäste bereithält. Eine derart hohe Anzahl an Parkmöglichkeiten im Zentrum oder in direkter Zentrumsnähe weisen nur wenige andere Städte vergleichbarer Größe auf. Es ist also nach wie vor für niemanden ein Problem, einen Parkplatz in Kulmbach zu bekommen.
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