Umweltstation Weismain: „Unaufgeräumte“ Gärten sind Paradiese für Insekten
Totholz, ungemähte Wiesen, Laub und Nisthilfen sind für Sechsbeiner im Winter überlebenswichtig
Die Staaten von Hummeln, Wespen und Hornissen überdauern im Gegensatz zu den Völkern der Honigbiene nur einen Sommer. Die Königin legt vor ihrem Tod im Herbst noch einmal Eier, dann sterben sie und ihr Volk. Aus dieser letzten Brutgeneration schlüpfen vor Einbruch des Winters Jungköniginnen und Drohnen, die sich noch schnell verpaaren, erläutert Michael Stromer, Leiter der Umweltstation des Landkreises Lichtenfels in Weismain.
Die Drohnen ereilt das gleiche Schicksal wie bei den Bienen: „Sie haben nach dem Paarungsakt ‚ausgedient‘ und sterben“, sagt Stromer. Die jungen Königinnen suchen sich im Herbst ein Winterquartier. Sie sind also die einzigen, die überwintern: in Ritzen, Laubhaufen, unter Wurzeln oder im Boden. Im Frühjahr suchen sie sich eine neue Stelle und bauen ein neues Nest, legen Eier ab und gründen so einen neuen Staat.
Hummeln lieben verlassene Mäusenester
Hummeln bewohnen dann oft ein verlassenes Mäusenest im Boden oder in einem Holzhaufen. Man kann ihnen aber auch helfen und einen Hummelnistkasten als halbschattiger Stelle unter Sträuchern aufstellen.
Schmetterlinge können in all ihren Stadien überwintern, es hängt jeweils von der Art ab: als Ei, als Raupe, als Puppe oder als erwachsenes Insekt, erklärt der Leiter der Umweltstation weiter. Die ersten Schmetterlinge, die wir im Frühjahr wieder sehen, sind meist Zitronenfalter, Tagpfauenaugen oder der kleine Fuchs. Sie überstehen die Kälte als erwachsene Falter. Mit Frostschutzmittel im „Blut“ überstehen Zitronenfalter auch kältere Temperaturen bis minus 20 Grad.
Admirale zieht es in den warmen Süden
Andere Falter flüchten sich in wärmere Verstecke wie Keller oder Dachböden. Scheinbar leblose Falter, die beim Aufräumen gefunden werden, können also im Frühjahr wieder zum Leben erwachen. Manche Schmetterlinge sind Wanderfalter, wie der Admiral. Ihn zieht es im Winter in wärmere Gegenden. Zum Beispiel zieht ein Teil der Admirale, denen es im Winter in Mitteleuropa zu kalt ist, über die Alpen in den warmen Süden. Mehr als 1.000 Kilometer weit, weiß Michael Stromer. Die Pässe, die sie überqueren sind bis zu 2.500 Meter hoch. Admirale fliegen bis zu 20 Stundenkilometer schnell.
Die meisten Schmetterlinge suchen als Raupe Schutz unter Rinden oder im Boden. Aber wer aufmerksam hinschaut, entdeckt vielleicht auch an Sträuchern oder Stauden hängende Puppen. Schmetterlinge, die mit Hilfe ihrer Eier überwintern, sind beispielsweise Apollofalter. Sie legen die Eier vor dem Winter in der Nähe von Pflanzen ab, die von den geschlüpften Raupen gerne gefressen werden.
Wie wir den Insekten helfen können
„Insekten halten einiges aus!“, erläutert Michael Stromer weiter. „Trotzdem können ihnen besonders harte Winter zusetzen. Dann schafft es nur ein kleiner Teil, die Zeit bis zum Frühling zu überstehen. Zu milde und feuchte Winter sind für die Insekten aber auch nicht gut. Dann drohen sie bzw. ihre Eier, Larven und Puppen zu ‚verpilzen‘, erklärt der Leiter der Umweltstation.
Er rät: „Es hilft den Insekten, wenn unsere Gärten ‚unaufgeräumt‘ bleiben: liegengelassenes Laub unter Bäumen und Sträuchern. Stauden, Gräser und Sträucher über den Winter stehen lassen – Rückschnitt erst im Frühjahr. Totholz, ungemähte Wiesen und Nisthilfen wie Insektenhotels sind für die Sechsbeiner überlebenswichtig!“
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