Offener Brief: MdL Eduard Nöth zum Thema "Realisierung eines Realschulstandortes in Baiersdorf"
Aufgrund der Berichte in NN und FT über eine Sitzung des FW-Kreisvorstandes Forchheim hat MdL Nöth dem Kreisvorsitzenden Dorscht folgende Mail geschrieben:
Sehr geehrter Herr Kreisvorsitzender,
lieber Herr Dorscht,
dem heutigen (15.8.) FT entnehme ich Ihr großes Interesse an der Realisierung eines Realschulstandortes in Baiersdorf. Sie begründen Ihre Auffassung, wonach der RS – Standort Forchheim dadurch nicht gefährdet würde, damit, dass „in den kommenden Jahren die Zahl der Realschüler zunehmen werde“. Dem ist leider mitnichten so. Ich bitte Sie herzlich die Zahlen des von einem FW – Landrat geleiteten Landratsamtes zur Hand zu nehmen, die den Kreisgremien zur Verfügung gestellt wurden. Demnach ergeben sich für die Realschule Forchheim nach Übertrittszahlen von 175 im Schuljahr 2010/11 in den kommenden Jahren folgende Zahlen : 2011/12 : 138, 2012/13 : 140 , 2013/2014 132, 2014/15 : 114, 2015/2016 : 98 Übertrittsschüler. Von derzeit 6 Eingangsklassen sinkt in Forchheim aufgrund der demografischen Entwicklung (die Kinder sind bereits geboren) die Zahl der Eingangsklassen auf künftig 3.
Ähnliche Entwicklungen ergeben sich an den weiteren Landkreisrealschulen in Ebermannstadt und Gräfenberg. Unter diesen Zahleneindruck machen Sie der Öffentlichkeit weiß, die Zahl der Realschüler steigt. Würde in Baiersdorf – vor den Toren der Stadt – eine weitere Realschule gegründet und würden dort die Kinder aus dem südlichen Landkreis beschult werden, wäre die Realschule Forchheim in Bälde eine Rumpfschule, zumal der Druck auch aus Hausen/Heroldsbach groß würde, den näheren und dann bequemeren Standort Baiersdorf zu wählen.
Eine weitere Zahl widerspricht ganz Ihren veröffentlichten Einlassungen. Die Anmeldezahlen für die Realschulen in Mittelfranken sind zum beginnenden Schuljahr um rund 11% gesunken, die in Oberfranken um rund 10%. Insofern sind Ihre Annahmen wirklich in das Reich der Fabeln zu verweisen. Ich frage auch, ob es sich eine Partei wie die Ihre leisten kann, so leichtfertig mit Fragen der Schulentwicklung umzugehen. Das Wort von Populismus will ich nicht bemühen, es liegt jedoch bei derartigen Äußerungen sehr nahe. Man möchte es eben jedem Recht machen. Als Rechtsanwalt sind sie es gewohnt mit Fakten umzugehen. Diese Zahlen sind definitiv. An ihnen kann nicht gedeutelt werden.
Zudem bitte ich zu bedenken, dass der Übertrittswunsch ans Gymnasium noch zunehmen kann. Desweiteren sprechen Sie sich ohne Hintergrund so einfach für einen Hauptschulstandort in Poxdorf aus. Wenn dies alles nur so einfach wäre, wie sie dies vorgeben. Ich hoffe nicht, dass allein die politische Führung der Gemeinde Poxdorf Anlass für sie ist dies zu unterstützen. Auch hier bitte ich Sie herzlich sich mit den nackten Zahlen zu beschäftigen und einmal der Frage nachzugehen, wie viele Kinder z.B. aus Poxdorf diese Schulart besuchen. Zudem müssten Sie ernsthaft hinterfragen, ob – falls Poxdorf Grundschulstandort bleiben möchte – das räumliche Angebot überhaupt für eine Grund- , und Mittelschule ausreicht.
Es sind also nicht ganz einfache Fragen gestellt, die jetzt zunächst sachkundig vom Ministerium und den beteiligten Regierungen beantwortet werden müssen. Warten wir deshalb die laufenden Prüfungen ab. Im Übrigen hat FW – Landrat Glauber in einem Schreiben an das Kultusministerium noch im Dezember 2009 deutlich gemacht, dass Schülerinnen und Schüler des Landkreises auch in Landkreisschulen beschult werden. Dem füge ich nichts hinzu. Selbstverständlich müssen wir landkreis- und bezirksübergreifend zusammenarbeiten und tun dies ja in vielen Bereichen des Landkreises erfolgreich. Ich wehre mich jedoch dagegen Schüler großzügig in Nachbarlandkreise abzugeben, hierfür Gastschulbeiträge zu zahlen und gleichzeitig die eigenen Schulstandorte zu gefährden. Dies ist mit mir nicht zu machen.
Im Übrigen bitte ich Sie auch einmal darüber nachzudenken, ob aufgrund der erschreckenden Geburtenentwicklungen überhaupt noch neue Schulen zu gründen und zu bauen sind. Die Zahl der Schüler in Bayern, derzeit 1,8 Mio, wird sich in wenigen Jahren bei 1,4 Mio einpendeln. Unter diesem Licht müssen Entscheidungen getroffen werden, nicht nach Gefühl oder Parteitaktik.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Eduard Nöth, MdL
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