Blick über den Zaun: Handwerkskammer für Mittelfranken fordert bayerische Regierung zum Handeln auf

Geschlossene Handwerksbetriebe brauchen jetzt eine Öffnungsperspektive

Die Pandemie im Allgemeinen und die erforderlichen Eindämmungsmaßnahmen, inklusive der Schließung der Betriebe, haben Gesellschaft und Wirtschaft bisher viel abverlangt. Allerdings führt die langanhaltende Betriebsschließung in zahlreichen der 22.000 mittelfränkischen Handwerksbetriebe mit ihren 125.000 Beschäftigten zu existenziellen Problemen. „Die langanhaltenden Betriebsschließungen können wir nicht unkommentiert lassen“, so Prof. Dr. Forster, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für Mittelfranken.

Dabei handelt es sich im Regierungsbezirk Mittelfranken neben 1.929 Friseur – und 1.119 Kosmetikerbetrieben, vor allem auch – aber nicht nur – um Fotografen, Goldschmiede, Maßschneider und weitere – häufig – Ladenhandwerker. Forster weiter: „Die Tatsache, dass diese Betriebe nun erneut seit 16.12.2020 schließen mussten, führt unter anderem dazu, dass diese Betriebe seit gut sieben Wochen de facto ohne finanzielle Hilfe dastehen. Dezember Hilfe erhalten sie nicht, da sie noch im Dezember ihre Geschäfte geöffnet hatten, Übergangshilfe II können sie nicht beantragen, da die hierfür ausschlaggebenden Umsätze im Dezember 2019 nicht die entsprechenden Voraussetzungen erfüllen und die Übergangshilfe III kann noch nicht einmal beantragt werden. Hier ist eine belastbare Perspektive von Seiten der Politik dringend erforderlich – so geht es nicht weiter.“

Gerade in Innenstadtlagen mit hohen Geschäftsmieten wie in Nürnberg, Fürth und Erlangen führt die fehlende Unterstützung dazu, dass Betriebsinhaber teilweise gezwungen sind, Grundsicherung Hartz IV zu beantragen. Handwerkskammer Präsident Pirner: „Wir fordern von den verantwortlichen Landespolitikern die Wiedereröffnung der Betriebe – unter Beachtung der epidemiologisch vertretbaren Möglichkeiten – so schnell als möglich zu gestatten. Dies kann gerne unter Beachtung der vorhandenen Hygienepläne erfolgen, die – auch nach Angabe der einschlägigen Berufsgenossenschaften – in der Vergangenheit zu keinerlei erhöhtem Infektionsgeschehen in den entsprechenden Betrieben geführt haben.“

In jedem Fall benötigen die betroffenen – aber auch alle anderen – Handwerksbetriebe von der Politik eine konkrete Öffnungsperspektive, mit welchen Erleichterungen bei weiter sinkenden Inzidenzwerten zu rechnen ist, so wie es von der Politik in der Vergangenheit immer in Aussicht gestellt wurde. Die Alternative ist, dass in den genannten Bereichen mit einer Insolvenzquote von mehr als 40 % zu rechnen ist. „Denn bei einer weiter fehlenden Perspektive und einem fortdauernden Lockdown verlieren unsere Handwerksunternehmer zuerst die Geduld, dann ihren Mut, und letztlich ihre Existenz,“ konstatiert Forster nüchtern.