110 Jahre Männerchor Eintracht Reuth, eine bewegende Erfolgsgeschichte
Das gemeinsame Singen im Ort Reuth „entsprang 1911 einem inneren Bedürfnis einiger aufgeschlossener, patriotischer und vom Gesang und Musik begeisterter Bürger von Reuth“. So ist es in der Vereinschronik niedergeschrieben.
Im Dezember 1913 einigten sich die Sänger auf den Namen „Gesangverein Eintracht“ und schrieben auch die Vereinsstatuten nieder, die im Original bis heute erhalten sind.
Zu dieser Zeit war Johann Georg Amon der 1. Vorstand des 30 Mitglieder zählenden Vereins.
Übungsleiter, wie man den Dirigenten damals nannte, war Andreas Erlwein aus Wiesenthau, der bis zur Anschaffung eines Klaviers die Lieder lautstark mit seinem Flügelhorn anstimmte. Wenige Monate später musste der Probetrieb mit dem Beginn des 1. Weltkrieges für fünf Jahre eingestellt werden.
Danach studierten die Sänger in den 20er Jahren weltliches und kirchliches Liedgut ein und sahen es als eine ihrer schönsten Aufgabe an, kirchliche Feste und Gottesdienste durch Gesang zu verschönern.
Die Weltwirtschaftskrise 1929 und die kurz danach notwendige Anschaffung eines neuen Klaviers für 356 RM führte dazu, dass der Verein Schulden aufnahm. Der Mitgliedsbeitrag musste verringert werden. Vereinsausflüge wurden gestrichen, die Sängerabende wurden aber beibehalten. 1934 trat der Verein dem Fränkischen Sängerbund bei. Ein Jahr später stand der Chor kurz vor seiner Auflösung. Im ganzen Jahr fanden gerade einmal vier Chorproben statt, die von nur 12 Sängern besucht wurden.
Doch Dank unentwegter Ermunterungen durch die Vereinsführung stieg die Sängerzahl wieder. Bei einem Sängertreffen in Wiesenthau 1936 waren 27 Sänger anwesend. Dieser Aufschwung wurde mit dem Beginn des 2. Weltkrieges jäh unterbrochen.
Der Schriftführer Josef Schuster schrieb am 1. September 1939 als letzten Satz ins Schriftführerbuch:
„01. September 1939 – Krieg.
Statt Gesang der Vereine klingt das Lied der marschierenden Soldaten. Darum unterbleiben auch die Proben im Herbst 1939“
Erst 1948, nachdem das Vereinsleben wieder erlaubt wurde, gab es einen grandiosen Neubeginn. Alle früheren Sänger, die den Krieg überlebt hatten, sowie 24 Neuzugänge fanden sich zur ersten Probe ein. Der Neustart nach dem Krieg konnte mit 35 Sängern vollzogen werden.
1951 feierte der Chor an drei Tagen sein 40-jähriges Gründungsfest mit Fahnenweihe, für die der Gesangverein Burk die Patenschaft übernahm. Ein Höhepunkt am Sonntag war ein vierstündiges Konzert mit 23 Chören. Bei diesem Fest konnte man von einer regelrechten Blüte des Chorgesangs sprechen, was die Sängeranzahl in den Vereinen betrifft.
In den 50er Jahren nahm der Chor an verschiedenen Wertungssingen des Fränkischen Sängerbundes mit sehr guter Benotung teil. Das Dirigat übernahm ab 1955 Alfons Ammon, welches er bis 1987 innehatte. In dieser Zeit formte er den Chor bereits zu einem Klangkörper, der über die Grenzen von Forchheim hinaus bekannt war. 1961 wurde das 50-jährige Gründungsfest gefeiert, bei dem der Bundesvorsitzende mit seiner Anwesenheit als Ehrengast und Festredner die herausragenden Leistungen und die zahlreichen Vereinsaktivitäten des Reuther Männerchores würdigte.
Die folgenden Jahre waren bis auf eine kurze Zeit der nachlassenden Begeisterung für den Gesangverein eine gute Zeit. Das Durchschnittsalter im Chor war sehr niedrig. Bis Ender der 70er Jahre wurden alljährlich Vereinsausflüge von 3-4 Tagen unternommen. Faschingsbälle, Weinfeste und nicht zu vergessen das Auerbergfest gehörten zum festen Bestandteil im gesellschaftlichen Leben des Vereins.
1977 wurde der Verein unter dem Namen „Männerchor Eintracht Reuth e.V.“ in das Vereinsregister eingetragen.
Die Zahl der Sänger wuchs. Beim 75-jährigen Vereinsjubiläum 1986 sangen 64 Sänger ihr Jubiläumskonzert in der Turnhalle der Reuther Schule. Ein Jahr später legte Alfons Ammon nach über 30-jähriger Chorleitertätigkeit sein Amt nieder. Bis heute ist das Bestehen, die Qualität und das Ansehen der Reuther Sänger eng mit der Persönlichkeit von Alfons Ammon verbunden, der 1991 zum ersten und bisher einzigen Ehrenchorleiter des Männerchores Eintracht Reuth ernannt wurde.
Sein Nachfolger wurde der stellvertretende Kreischorleiter Gerhard Kauffer aus Ebermannstadt. Er formte den Reuther Chor zum Leistungschor, der 1990 erstmals am Bundesleistungssingen mitwirkte. Da bisher alle Teilnahmen erfolgreich abgeschlossen wurden, darf sich der Chor seit nunmehr 31 Jahren „Leistungschor im Fränkischen Sängerbund“ nennen.
1992 wurde der Chor für seine herausragenden Leistungen im Chorgesang mit dem Kulturpreis des Landkreises ausgezeichnet und nimmt seitdem am Konzert der Kulturpreisträger in der Basilika in Gößweinstein teil. Mit der Besiegelung der Städtepartnerschaft Forchheim – Rovereto begann auch die Freundschaft zum Coro Bianche Zime aus der Stadt am Gardasee. In den folgenden Jahren gestalteten die beiden Chöre sowohl in Rovereto als auch in Forchheim mehrere gemeinsame Konzerte.
Im Jahr 2000 übergab Gerhard Kauffer den Dirigentenstab an Kreischorleiter Udo Reinhart. Dieser entwickelte den Chor weiter und stieg mit ihm von der Leistungsstufe C in die Stufe B auf. Von dieser Qualität überzeugten sich schon bald die Zuhörer in der vollbesetzten Johanniskirche in Forchheim, als beim Festkonzert zum 90-jährigen Bestehen unter Mitwirkung des Forchheimer Kammerorchesters die Messe von Charles Gounod aufgeführt wurde.
Das hohe Leistungsniveau hatte sich herumgesprochen. Der Chor war gefragt, es standen große Auftritte bevor: So wurde zugesagt, 2002 an der Radiosendung „Bayern 1 unterwegs – Radiogrüße aus Forchheim“ teilzunehmen. 2005 umrahmte der Chor zusammen mit dem Ensemble Bad Königshofen die Jubiläumsveranstaltung zum 25-jährigen Bestehen der Musikakademie Hammelburg. Im gleichen Jahr hat der damalige CSU-Fraktionsvorsitzende Joachim Herrmann die Reuther Sänger zur musikalischen Gestaltung der Weihnachtsfeier der CSU-Fraktion in den Bayerischen Hof nach München eingeladen. Als Dankeschön überreichten die Sänger Ministerpräsident Edmund Stoiber ein Gastgeschenk aus der Heimat.
2007 dankte Chorleiter Udo Reinhart ab und übergab an Regionalkantor Erich Staab aus Erlangen, der den Chor seitdem auf hohem Niveau weiterführt. Sein erster großer Auftritt war Ende 2007, als die Reuther Sänger ausgewählt wurden, bei der Live-Berichterstattung des Bayerischen Fernsehens vom Forchheimer Weihnachtsmarkt mitzuwirken.
100 Jahre Männerchor Eintracht Reuth. Das Jahr 2011 war geprägt von den sich über das ganze Jahr verteilten Feierlichkeiten und Konzerten zum Jubiläumsjahr.
Anfang Mai fuhr eine Abordnung des Vereins nach Passau, um dort im Rahmen einer Feierstunde die Zelterplakette und Urkunde des Bundespräsidenten aus den Händen vom Bayerischen Staatsminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Dr. Wolfgang Heubisch entgegenzunehmen. Eine Woche später fand das dreitägige Festwochenende in der Turnhalle der Grundschule Reuth statt. Dessen Höhepunkt war das Festkonzert mit dem großen Werk „Festgesang an die Künstler“ von Felix Mendelssohn Bartholdy, vorgetragen vom Jubelchor Eintracht Reuth, dem Bläserensemble Hundshaupten und vier Solisten.
Unvergessene Auftritte gab es auch in der jüngeren Vergangenheit unter Chorleiter Erich Staab: Im November 2012 hatte der Chor die große Ehre, den Festakt zur Verleihung der bayerischen Verfassungsmedaille im Maximilianeum in München musikalisch zu umrahmen.
Ein Höhepunkt der Vereinsgeschichte war das Konzert mit dem weltbekannten Don Kosaken Chor Serge Jaroff im Dezember 2017 in der mit 450 Zuhörern vollbesetzten St. Johanniskirche in Forchheim. Ein Auftritt im Kölner Dom im Mai 2018 war das letzte Highlight der bewegenden Vereinsgeschichte der letzten 110 Jahre.
Neue Homepage
Die komplette Vereinschronik und vieles mehr kann auf der neu gestalteten Homepage des Vereins unter www.mc-reuth.de nachgelesen werden. Dort werden die Besucher mit Berichten, Bildern, Hörproben und Informationen auf dem neuesten Stand gebracht. Die beiden Jungsänger Michael Knorr und Georg Schuster haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Vereinshomepage umzugestalten und immer aktuell zu halten.
Stolz auf neue Sänger
Aktuell werden die knapp 50 Sänger von Chorleiter Erich Staab geleitet. Ihm zur Seite stehen mit Andreas Ringel und Roland Wölfel zwei kompetente Stellvertreter, die sich in zahlreichen Chorleiterseminaren ihr Wissen angeeignet haben und schon seit langer Zeit den hauptamtlichen Chorleiter zuverlässig unterstützen.
Stolz ist der Verein auf seine sieben Jungsänger zwischen 18 und 23 Jahren, die nicht nur den Chor bereichern, sondern teilweise auch schon Verantwortung übernehmen. So wurde im letzten Jahr der 20-jährige Jonas Stirnweiß zum 2. Vorsitzenden gewählt.
Natürlich sind immer neue Sänger jeglichen Alters herzlich willkommen, versteht es Chorleiter Erich Staab doch besonders, ein breitgefächertes Repertoire an Liedern den Sängern anzubieten: Weltlich und geistlich, Schlager und Romantik, Barock und Klassik. Es ist für jedem Geschmack etwas dabei.
Sollte es die aktuelle Lage wieder zulassen, finden die Chorproben immer freitags von 20 Uhr bis 21.30 Uhr im Pfarrsaal Reuth statt.
110 Jahre Männerchor Eintracht Reuth
2021 wollte und will der Chor sein 110-jähriges Jubiläum feiern. Man hofft, spätestens in der zweiten Jahreshälfte wieder als Chor zusammenzustehen und gemeinsam singen zu können. Für den 25.09.2021 ist ein Festkonzert und für den 11.12.2021 ein Adventskonzert in der Reuther Kirche geplant. Fraglich ist, ob dies wegen der Corona-Pandemie alles stattfinden kann. Auf der Homepage und über die Presse wird über den aktuellen Stand der Dinge berichtet.
Peter Knorr,
MCH Eintracht Reuth
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