Der oberfränkische Arbeitsmarkt im Dezember 2020

Bescheidener Anstieg der Arbeitslosigkeit zum Jahreswechsel

Die Herbstbelebung am Arbeitsmarkt neigte sich im Dezember ihrem Ende zu. Erstmals seit drei Monaten sorgte der nahende Winter im Dezember wieder für einen leichten Anstieg der Arbeitslosigkeit. In den vergangenen vier Wochen erhöhte sich die Arbeitslosenquote im Bezirk der Agentur für Arbeit Bamberg-Coburg um 0,1 Prozentpunkte auf 3,6 Prozent. Vor einem Jahr lag sie bei 2,9 Prozent. In der Vorweihnachtszeit beginnen sich zunehmend Arbeitnehmer aus den witterungsabhängigen Außenberufen arbeitslos zu melden. Die Zahl der Arbeitslosen wuchs daher um 1,8 Prozent (+219) auf 12 514 Menschen. Obwohl die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie spürbar andauern, fiel der saisonal übliche Anstieg in diesem Jahr nur gut halb so groß aus wie im Vorjahr. Bei den Männern erhöhte sich die Zahl der Arbeitslosen in den vergangenen vier Wochen um 188 (+2,7 Prozent), da diese die überwiegende Mehrheit an Arbeitskräften im Bauhandwerk ausmachen. Die der Frauen ist lediglich um 31 (+0,6 Prozent) angestiegen. Im Dezember haben sich 1 346 Personen arbeitslos gemeldet, 10,4 Prozent (-157) weniger als vor einem Jahr. Gleichzeitig fanden 963 Menschen eine neue Beschäftigung, 18,5 Prozent mehr (+150) als im Vorjahr.

Kurzarbeit

Zahl der betroffenen Arbeitgeber und Beschäftigten mehr als halbiert
Im August (aktuellster Wert) bezogen im Agenturbezirk insgesamt 1 964 Betriebe für 24 058 Arbeitnehmer Kurzarbeitergeld. Verglichen mit dem Höchststand im April reduzierten sich die Firmen in Kurzarbeit binnen vier Monaten bereits um 56,7 Prozent bzw. 2 567 Betriebe. Die Zahl der Kurzarbeiter sank um 27 425 (- 53,3 Prozent). Wie sich der seit Anfang November andauernde Lockdown, der im Dezember nochmals verschärft wurde, auf die Inanspruchnahme von Kurzarbeit auswirkt, ist noch offen, da die Statistik für Kurzarbeit nach deren Abrechnung im Nachhinein erhoben wird.

Arbeitsmarktentwicklung: Von weich zu hart – zwei Monate Lockdown – keine Entlassungswelle

Brigitte Glos

Brigitte Glos, die Leiterin der Agentur für Arbeit Bamberg-Coburg

Einschätzung von Brigitte Glos, Leiterin der Agentur für Arbeit Bamberg-Coburg, zur aktuellen Situation am Arbeitsmarkt:
„Der vergangene Monat begann mit einem für die Jahreszeit ersten saisonüblichen Anstieg der Arbeitslosigkeit. Aus dem Baubereich kamen zunehmend Meldungen für den anstehenden Winter. Jedoch registrierten sich viele nur vorsorglich arbeitssuchend. Eine für die Jahreszeit verhältnismäßig milde Witterung und die weiterhin stabile Auftragslage im Handwerk sorgten dafür, dass Kündigungen zur Überbrückung der kalten Jahreszeit bisher noch größtenteils ausblieben.

Der bereits im November begonnene Lockdown light wirkte sich nur unwesentlich auf die Meldungen aus. Neun Monate nach dem Ausbruch der Pandemie erfolgte mitten im Weihnachtsgeschäft im Dezember der zweite harte Lockdown. Anders als im Frühjahr kam es bisher jedoch zu keiner Entlassungswelle. Stattdessen spüren wir einen deutlichen Anstieg bei den Anträgen auf Kurzarbeit. Die Folgen für die Entwicklung der Arbeitslosigkeit werden frühestens im Januar spürbar werden. Dann treffen sie auf den jährlich wiederkehrenden Gipfel der saisonalen Entlassungen in den Bauberufen. Ein Anstieg der Arbeitslosenzahl um gut 2 000 Personen in diesem Monat wäre für die Jahreszeit nicht unüblich.“

Trotz Winteranfang und Corona Krise nur leichter Anstieg der Arbeitslosigkeit in den Regionen

Der Arbeitsmarkt der Agentur Bamberg-Coburg umfasst folgende sieben Gebietskörperschaften: Stadt und Landkreis Bamberg, Stadt und Landkreis Coburg sowie die Landkreise Forchheim, Kronach und Lichtenfels.

Trotz der andauernden Folgen der Corona Krise und dem Beginn der kalten Jahreszeit erhöhte sich die Arbeitslosigkeit im Dezember in der Region des Agenturbezirks nur leicht und mit geringerer Dynamik als im letzten Jahr. Die einzelnen lokalen Arbeitsmärkte reagieren jedoch in Bezug auf die Intensität unterschiedlich. Der Landkreis Bamberg verzeichnete den größten Anstieg (+4,5 Prozent), gefolgt von der Stadt Bamberg (+2,5 Prozent), den Landkreisen Coburg (+2,3 Prozent), Kronach (+0,8 Prozent), Forchheim (+0,6 Prozent) und Lichtenfels (+0,2 Prozent). In der Stadt Coburg sank die Arbeitslosenzahl um 0,5 Prozent.

Die Arbeitslosigkeit liegt agenturbezirksweit prozentual im zweistelligen Bereich über dem Vorjahresniveau. Das Bamberger Land (+48,2 Prozent) verzeichnet weiterhin die größte Erhöhung, gefolgt von der Stadt Bamberg (+26,6 Prozent), Forchheim (+23,6 Prozent), dem Landkreis Coburg (+22,1 Prozent), der Stadt Coburg (+19,5 Prozent) und Kronach (+15,4 Prozent). In Lichtenfels fällt der Anstieg mit plus 11,4 Prozent wie bereits im November am geringsten aus.

Die niedrigsten Arbeitslosenquoten und weiterhin Vollbeschäftigung haben die Landkreise Bamberg (2,8 Prozent) und Forchheim (3,0 Prozent), während sie in der Stadt Coburg mit 5,6 Prozent am höchsten ist.

Stellenmarkt: Bestand setzt mit leichter Fahrt Erholungskurs fort

Der Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit Bamberg-Coburg bekam im Dezember 1 450 sozialversicherungspflichtige Stellenangebote gemeldet, 15,4 Prozent (+194) mehr als im Vorjahr. Der Zugang lag das gesamte letzte Quartal von 2020 über dem Niveau des Vorjahres. Der Stellenbestand erholt sich seit einem halben Jahr kontinuierlich Schritt für Schritt. Mit 6 230 Angeboten war er im Dezember lediglich um 5,2 Prozent (-344) kleiner als vor einem Jahr. Vor sechs Monaten im Juni waren es noch 23,5 Prozent bzw. 1 809 weniger gewesen. Auf eine gemeldete Stelle kommen rein statistisch nur zwei arbeitslose potentielle Bewerber. Zum Vergleich – in der Landeshauptstadt München sind es derzeit gut sechs.
Der Großteil der Stellenangebote entfällt auf die folgenden Berufsbereiche: 1 911 Produktion, Fertigung, 1 317 Verkehr, Logistik, Schutz und Sicherheit, 1 029 Gesundheit, Soziales, Lehre und Erziehung, 655 kaufmännische Dienstleistungen, Handel, Vertrieb, Tourismus sowie 629 Bau, Architektur, Vermessung und Gebäudetechnik.

Folgende Berufsbereiche sind derzeit vom Rückgang des Personalbedarfs betroffen (Vorjahresvergleiche): Kultur, Gestaltung und Geisteswissenschaften (-31,8 Prozent), Produktion und Fertigung (-18,1 Prozent) sowie Handel, Tourismus und Dienstleistungssektor (-12,9 Prozent). Die größten Zuwächse verzeichnen Bürotätigkeiten (Unternehmensorganisation, Buchhaltung, Recht und Verwaltung) mit plus 20,3 Prozent, das Gesundheitswesen (+5,8 Prozent) sowie Verkehr, Logistik und Sicherheit (+3,2 Prozent).

Jobcenter – Kein Anstieg der Arbeitslosigkeit zum Winteranfang

Am Jahresende waren bei den Jobcentern des Agenturbezirks 4 319 Menschen arbeitslos gemeldet, so viele wie im November. Der gesamte jahreszeitlich bedingte Anstieg der Arbeitslosigkeit entfiel im Dezember somit auf den SGB III-Bereich. In den Wintermonaten melden sich Personen aus witterungsabhängigen Berufen arbeitslos. Diese werden jedoch aufgrund der kurzen Dauer ihrer Arbeitslosigkeit zum Großteil von der Agentur für Arbeit betreut. In den letzten zwölf Monaten erhöhte sich die Arbeitslosigkeit im SGB II Bereich um 14,2 Prozent (+536 Personen), während sie im SGB III um 31,4 Prozent (+ 1 957 Personen) größer wurde. Aufgrund des Arbeitslosengeldanspruchs stieg die Zahl der Arbeitslosen im Verlauf der Corona Krise bisher zum überwiegenden Teil im Versichertenbereich des SGB III.

Arbeitsmarktentwicklung in den Regionen

Stadt Coburg

In der Stadt Coburg ging die Arbeitslosigkeit trotz des meteorologischen Winteranfangs im Dezember leicht (- 6 Personen) auf 1 294 Menschen zurück. Mit einem Plus von 211 Personen liegt sie um 19,5 Prozent über dem Vorjahresniveau. Es wurden 20,8 Prozent weniger Menschen entlassen als vor einem Jahr. Gleichzeitig fanden 12,4 Prozent mehr eine neue Beschäftigung. Die Arbeitslosenquote liegt wie im November bei 5,6 Prozent (Vorjahreswert 4,7 Prozent).

In den letzten vier Wochen meldeten die Betriebe aus der Stadt Coburg dem Arbeitgeberservice 175 sozialversicherungspflichtige Stellen, 15,9 Prozent (+24) mehr als im Vorjahr. Im Bestand sind aktuell 713 Beschäftigungsangebote, 10,3 Prozent bzw. 82 weniger als in 2019.

Landkreis Coburg

Im Landkreis Coburg erhöhte sich zum Jahresende die Arbeitslosenzahl um 42 Personen (+2,3 Prozent) auf 1 858. Die Arbeitslosigkeit ist seit dem letzten Jahr um 22,1 Prozent (+336 Menschen) gestiegen. Im Dezember verloren 2,4 Prozent weniger ihre Beschäftigung als vor einem Jahr und es fanden 40,2 Prozent mehr einen neuen Arbeitsplatz. Die Arbeitslosenquote nahm seit November um 0,1 Prozentpunkte auf 3,7 Prozent zu (Vorjahr 3,0 Prozent).

Der Arbeitgeberservice bekam im Dezember 208 sozialversicherungspflichtige Stellenangebote aus dem Landkreis gemeldet, 47,5 Prozent (+67) mehr als im Vorjahr. Im Bestand gibt es aktuell 925 Arbeitsplatzofferten, 4,0 Prozent (+36) mehr als vor zwölf Monaten.

Landkreis Kronach

Im Landkreis Kronach erhöhte sich im Dezember die Zahl der Arbeitslosen zum Start in die kalte Jahreszeit lediglich um 11 Personen bzw. 0,8 Prozent auf 1 375 Personen. Im letzten Jahr fiel der Anstieg mit 54 Personen deutlich höher aus. Die Arbeitslosigkeit liegt jedoch um 15,4 Prozent (+183 Menschen) über dem Vorjahresniveau. In den letzten vier Wochen verloren 16,9 Prozent weniger Menschen ihre Beschäftigung als vor einem Jahr. Gleichzeitig fanden 14,1 Prozent mehr einen neuen Arbeitsplatz. Die Arbeitslosenquote erhöhte sich seit November um 0,1 Prozentpunkte auf 3,6 Prozent (Vorjahr 3,1 Prozent).

Aus dem Landkreis Kronach wurden im Dezember 137 versicherungspflichtige Stellenangebote beim Arbeitgeberservice gemeldet, eine mehr als in 2019. Im Bestand gibt es aktuell 602 Stellen lediglich 1,1 Prozent (-7) weniger als im Vorjahr.

Landkreis Lichtenfels

Zum Winteranfang im Dezember stagnierte (+3 Personen) im Landkreis Lichtenfels die Arbeitslosigkeit bei 1 501 gemeldeten Personen. Zum Vergleich – im letzten Jahr legte sie mit dem Start in die kalte Jahreszeit um 58 Personen zu. Seit dem Vorjahr ist die Zahl der Arbeitslosen um 11,4 Prozent gestiegen (+154 Menschen). Lichtenfels verzeichnet unter allen Kreisen und Städten des Agenturbezirks Bamberg-Coburg die kleinste Erhöhung der Arbeitslosigkeit. In den vergangenen vier Wochen verloren 13,8 Prozent weniger Personen ihren Arbeitsplatz als im letzten Jahr, und es fanden 39,5 Prozent mehr eine neue Beschäftigung. Die Arbeitslosenquote beträgt wie im November 3,8 Prozent. Vor einem Jahr lag sie bei 3,5 Prozent.

Der Arbeitgeberservice bekam aus dem Landkreis Lichtenfels 206 sozialversicherungspflichtige Stellenangebote gemeldet. Das waren 51,5 Prozent (+70) mehr als im letzten Jahr. Der Arbeitgeberservice betreut aktuell 868 Arbeitsplatzofferten, 81 (+10,3 Prozent) mehr als Ende 2019. Das starke Plus im Stellenzugang und im Bestand entfällt zum Großteil auf die Bereiche Produktion und Fertigung sowie Verkehr, Logistik und Sicherheit.

Bamberg Stadt

Zum Winteranfang im Dezember stieg die Zahl der Arbeitslosen in der Stadt Bamberg um 2,5 Prozent (+49 Personen) auf 1 990 Menschen. Seit dem letzten Jahr hat die Arbeitslosigkeit um 26,6 Prozent bzw. 418 Personen zugenommen. Es verloren in den vergangenen vier Wochen 5,7 Prozent weniger Menschen ihre Beschäftigung als in 2019. Gleichzeitig fanden 13,6 Prozent mehr einen neuen Arbeitsplatz. Die Arbeitslosenquote erhöhte sich seit November um 0,1 Prozentpunkte auf 4,7 Prozent (Vorjahr 3,7 Prozent).

Im Dezember wurden von Betrieben aus der Stadt Bamberg 274 sozialversicherungspflichtige Stellen gemeldet, 15,1 Prozent bzw. 36 mehr als im Vorjahr. Im Bestand betreut der Arbeitgeberservice aktuell 1 201 Beschäftigungsangebote, 9,1 Prozent (-120) weniger als vor zwölf Monaten.

Landkreis Bamberg

Im Landkreis Bamberg erhöhte sich die Zahl der Arbeitslosen zum Start in die kalte Jahreszeit im Dezember um 107 Personen (+4,5 Prozent) auf 2 475 Menschen. Im Vorjahresvergleich ist die Arbeitslosigkeit um 805 Menschen (+48,2 Prozent) gestiegen. In den letzten vier Wochen verloren 5,1 Prozent weniger Menschen ihre Beschäftigung als vor einem Jahr. Die Zahl der Arbeitsaufnahmen lag auf dem Vorjahresniveau. Die Arbeitslosenquote beträgt 2,8 Prozent (November 2,7 Prozent, Vorjahr 1,9 Prozent). Das ist weiterhin Vollbeschäftigung und die niedrigste Quote im Agenturbezirk Bamberg-Coburg.

Aus dem Bamberger Land gingen beim Arbeitgeberservice im Dezember 218 sozialversicherungspflichtige Stellenangebote ein, 13,1 Prozent weniger (-33) als im Vorjahr. Im Bestand sind aktuell 1 192 Beschäftigungsangebote, 17,4 Prozent weniger (-251) als Ende 2019.

Landkreis Forchheim

Zum Winteranfang stieg im Dezember in Forchheim die Arbeitslosigkeit wieder leicht um 13 Personen (+0,6 Prozent) auf 2 021 Menschen. In diesem Jahr fiel die saisonal bedingte Erhöhung deutlich geringer aus als in 2019 (+141 Personen). Seit dem Vorjahr hat die Arbeitslosigkeit jedoch um 23,6 Prozent (+386 Personen) zugenommen. Im Dezember fanden 24,2 Prozent mehr Frauen und Männer eine neue Beschäftigung als im letzten Jahr. Zeitgleich verloren 15,7 Prozent weniger ihren Arbeitsplatz. Die Arbeitslosenquote beträgt wie im November 3,0 Prozent (Vorjahr 2,4 Prozent). Das ist Vollbeschäftigung.

Im vergangenen Monat bekam der Arbeitgeberservice 232 sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsangebote aus der Stadt und dem Landkreis gemeldet, 14,3 Prozent mehr (+29) als im Vorjahr. Der Stellenbestand liegt erstmalig seit 22 Monaten mit 729 Offerten wieder auf dem Vorjahresniveau. Die größten Zuwächse verzeichnen der Baubereich sowie Bürotätigkeiten (Unternehmensorganisation, Buchhaltung, Recht und Verwaltung).