Anerkennung von Qualifikationen für Menschen mit Migrationshintergrund

Verkürzung von Qualifizierungszeiten

v. l.: Projektleiter Barbara Brem und Wolfgang Pöhlmann von der HWK Oberfranken, Maria Haas, Agentur für Arbeit Bereichsleiterin Regionaldirektion Bayern, Ministerialrat Georg Moser vom Bay. Staatsministerium für Arbeit Familie Soziales und Frauen  v.r.: HWK-Hauptgeschäftsführer Thomas Koller, Horst Ostermeier, Pfüfungsausschussvorsitzender Elektr und Lothar Stelzner, Prüfungsausschussvorsitzender Metall

Qualifikationen für Menschen mit Migrationshintergrund. Foto: Andreas Harbach

Am 28. Juli 2011 haben 8 Menschen mit Migrationshintergrund in der Handwerkskammer für Oberfranken ihre deutschen Gesellenbriefe erhalten. Einer davon ist der 31- jährige Denis Voronov, der vor 8 Jahren aus Kasachstan nach Deutschland gekommen ist. Denis Voronov hat in Kasachstan eine Ausbildung zum Ingenieur für Fernkommunikation und Nachrichtenwesen an der Karagandinsker Hochschule für Metallurgie erfolgreich abgeschlossen. In seiner Heimat konnte Voronov als Elektroinstallateur arbeiten, hier in Deutschland bisher nicht. Denn für Einwanderer mit Ausnahme von Spätaussiedlern gibt es bisher keine zufriedenstellende Möglichkeit, ihre berufliche Qualifikation oder Ausbildung in Deutschland anerkennen zu lassen. Viele müssen sich deshalb mit Hilfsarbeiterjobs durchschlagen, andere sind auf Arbeitslosengeld oder Hartz IV angewiesen.

Im Jahr 2012 tritt voraussichtlich das Gesetz zur Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse in Kraft. In dem Gesetz sollen auch die beruflichen Qualifikationen berücksichtigt werden, die Menschen aus dem Ausland mitbringen, und mit deutschen Berufsabschlüssen und Qualifikationen verglichen werden. Bisher fehlen aber standardisierte und bundesweit einheitliche Bewertungsmaßstäbe und Bewertungsverfahren, die für eine nachvollziehbare Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse erforderlich sind.

Die bayerischen Handwerkskammern haben im Rahmen eines Pilot- Projekts mit dem Namen „Quali-ADAPT“ erstmals ein standardisiertes Verfahren entwickelt und eingesetzt, das es möglich macht, nach einheitlichen Kriterien den fachlichen Kenntnisstand von Menschen mit Migrationshintergrund genau festzustellen. Damit wurde eine nachvollziehbare Grundlage für die Anerkennung ausländischer Abschlüsse im Bereich der beruflichen Bildung geschaffen, so HWK-Hauptgeschäftsführer Thomas Koller.

Das Projekt Quali-ADAPT ging aber noch einen Schritt weiter: „Mit dem neuen Verfahren haben wir auch den Qualifizierungsbedarf unserer Projektteilnehmer genau ermittelt. Und wir haben die Teilnehmer gezielt nach qualifiziert. Dabei hat sich gezeigt, dass sich die Qualifizierungszeiten bei den Teilnehmern durch die genaue Erfassung ihrer Vor- Qualifikationen erheblich verkürzen. Denis Voronov  und weitere 7 Teilnehmer haben innerhalb von nur einem Jahr die Gesellenprüfung erfolgreich abgelegt.“

Denis Voronov erhielt am 28. Juli im Bereich Elektrotechnik von HWK-Hauptgeschäftsführer Thomas Koller seinen Gesellenbrief. Was ihn besonders freut: Er hat bereits einen Arbeitsvertrag bei seinem Praktikumsbetrieb, der Firma Schlenck in Bayreuth unterschrieben.

Die Laufzeit des Projekts Quali Adapt war Mai 2009 bis Ende Juli 2011. Bayernweit wurden aus den 274 Erstgesprächen 112 Teilnehmer für die vorgeschalteten persönlichen Eignungsanalysen gewonnen. Davon wurden 65 Personen in die fachliche Bedarfsanalyse aufgenommen. Bayernweit 43 Teilnehmer haben die Qualifizierungen in den Schulungszentren der Handwerkskammern in München, Augsburg, Bamberg und Coburg sowie der Maler- Innung München durchlaufen. 34 der Teilnehmer sind zur Gesellenprüfung angetreten, davon haben 26 Teilnehmer die Gesellenprüfung erfolgreich abgelegt, 8 davon in Bayreuth.