Bamberg: Eine schöne Bescherung für die Museen der Stadt
Eine schöne Bescherung…
…haben die Museen der Stadt Bamberg kürzlich erlebt. Museumsdirektorin Dr. Regina Hanemann durfte in Heidelberg eine großzügige Schenkung entgegennehmen. Bettina Quirrenbach, die Ur-Ur-Ur-Enkelin des Künstlers Carl Schropp, übergab 15 filigrane Werke, meist Architekturmodelle aus Pappmaché, ein großes Kruzifix, Klapp- und Kinderaltäre, dazu Spielzeug, das seit Generationen im Familienbesitz war.
Carl Schropp
Freunde des Historischen Museums und des Historischen Vereins Bamberg erinnern sich bestimmt an die Ausstellung „Für Thron, Altar, Salon. Der Modelleur Carl Schropp (1794–1875) in Erfurt und Bamberg“, die im Jahr 2016 gezeigt wurde. Damals reisten zahlreiche Objekte als Leihgaben von Museen und Privatleuten an. Jetzt kamen einige davon als Geschenke zurück nach Bamberg. Den Schenkerinnen – der Ur-Ur-Enkelin Johanna Tanamal und Bettina Quirrenbach, der Ur-Ur-Ur-Enkelin von Carl Schropp — liegt am Herzen, dass die seltenen Stücke vor Zerstreuung in alle Winde sicher sind und bestmöglich gehütet werden. Und dafür sind die Voraussetzungen im Museum gegeben.
Für alle, die jene Ausstellung damals verpasst haben: Carl Schropp (Erfurt 1794 – 1875 Bamberg) erlernte wie sein Vater das Buchbinderhandwerk. Er wurde Aktenhefter bei der Regierung in Erfurt. Man kann sich vorstellen, dass das nicht unbedingt sein Traumberuf war, hatte er doch schon als Schüler Spaß an der Modellierung thüringischer Schlösser und Burgen gehabt. Zunächst im Nebenberuf, dann seit 1837 hauptberuflich baute er „Modelle“, d. h. dekorative Kunstobjekte wie Kronleuchter, Uhrengehäuse oder Landschaften und Architektur, später dann Altäre, Kirchen und kirchliche Szenen. Hauptsächlicher Werkstoff war Papiermaché, damals beliebter Ersatzstoff für kostspielige Materialien wie Holz, Bronze oder Gold.
Zu seiner Zeit weithin bekannt…
Carl Schropp bestritt seinen Lebensunterhalt und den seiner Familie mit solchen Modellen. Dazu brauchte er eine solide Geschäftsbasis, denn künstlerisches Talent und handwerkliches Geschick alleine erweisen sich oft nicht als ausreichend. Er arbeitete an der Verbesserung seines Werkstoffes Papiermaché, und entwickelte, wie er betonte, „eine eigene von mir selbst erfundene geheime Manier“. Seine Modelle sind stabil und bis in die kleinsten Details fein ausgearbeitet. Sie wurden grundiert und bemalt und wirken dadurch umso plastischer.
Außerdem baute er einen großen Kundenstamm auf, der von St. Petersburg bis Lissabon reichte. Er pflegte weitverzweigte Kontakte: Seine Kundschaft war in der Adelswelt zuhause, er arbeitete für kirchliche Kreise und für das Bürgertum: Darauf wies der Ausstellungstitel Für Thron, Altar, Salon hin. Schließlich traf er mit seinen Werken im Stil der Neugotik den Zeitgeschmack: Die Begeisterung für das Mittelalter schlug hohe Wellen.
…und dann vergessen
Schon zu seinen Lebzeiten musste Schropp aber erleben, dass Kunststile wie Moden kommen und vergehen. Die Neugotik galt spätestens seit den 1870er Jahren als kitschig. Auch sein Werkstoff Papiermaché wurde durch neu erfundene und preisgünstige Kunststoffe verdrängt. Kein Wunder, dass das Gesamtwerk Schropps nach seinem Tod schnell in Vergessenheit geriet. Vieles wurde in der folgenden Zeit bei Renovierungen weggeworfen, fiel dem Zahn der Zeit zum Opfer oder wurde im Krieg zerstört. Umso wichtiger waren und sind die Bemühungen, erhaltene Werke aus Schropps Werkstatt zu bewahren und zu erforschen.
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