Bayreuth: Gedenktafel für die Euthanasieopfer aus Oberfranken

Symbol-Bild Heimatkunde / Franken

v.l.n.r: Bezirksheimatpfleger Prof. Dr. Günter Dippold, Bezirkstagspräsident Henry Schramm, Nanne Wienands, Initiator der Gedenktafel Udo Benker-Wienands, Historiker Dr. Norbert Aas

Schloss Hartheim, bei Linz in Österreich, war Anfang der 1940er Jahre eine der Tötungsanstalten der Nationalsozialisten, in der psychisch kranke und behinderte Menschen umgebracht wurden. Der Bezirk Oberfranken hat nun eine Gedenktafel für die oberfränkischen Euthanasieopfer anfertigen lassen, die zukünftig in der Gedenkstätte auf Schloss Hartheim angebracht werden soll.

Etwa 225 Menschen, Patientinnen und Patienten aus der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt (HuPflA) Bayreuth (jetzt BKH Bayreuth) sind, nach Untersuchungen des Bayreuther Historikers Dr. Norbert Aas, im Rahmen der sogenannten Aktion T4 im oberösterreichischen Schloss Hartheim ermordet worden. 1969 wurde den Opfern der nationalsozialistischen Euthanasieaktion auf Schloss Hartheim zum ersten Mal gedacht und eine Gedenkstätte errichtet. Im Jahr 2003 wurde diese neugestaltet und als Erinnerungsort der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Seitdem können sich Angehörige der Opfer und interessierte Bürgerinnen und Bürger über die Ereignisse und Hintergründe der Untaten im sogenannten Mordschloss informieren.

Auf Initiative von Udo Benker-Wienands, Angehöriger eines Opfers, hat nun der Bezirk Oberfranken mit seinem Bezirksheimatpfleger Prof. Dr. Günther Dippold auch für die unschuldig ermordeten Opfer aus Oberfranken eine Gedenktafel anfertigen lassen. Die Tafel besteht aus Granit aus dem Fichtelgebirge, wurde von dem Steinmetzbetrieb Stephan Wappler in Spielberg bei Selb gefertigt.

Am 1. September 1939 hatte Adolf Hitler in einem Schreiben, das weder Befehl noch Gesetz war, der damaligen Gesundheitsverwaltung die Ermordung behinderter und kranker Menschen angeordnet. Ab Januar 1940 wurde diese tödliche Anweisung Hitlers in die Tat umgesetzt. Die HuPflA Bayreuth wurde ab Oktober 1940 in diese Aktion T4 einbezogen.

T4 ist die Abkürzung der Adresse Tiergartenstr. 4 in Berlin; dort befand sich die Behörde. Dieses schreckliche Datum jährte sich also heuer zum 80. Mal. Bis zum August 1941 fielen dieser Mordaktion, laut der Hartheimer Statistik, insgesamt fast 71.000 behinderte oder kranke Menschen zum Opfer. Allein in Schloss Hartheim wurden im Rahmen der Aktion T4 über 18.000 Menschen mit Giftgas ermordet. Die oberfränkischen Opfer kamen aus den Kliniken Bayreuth, Kutzenberg, Bamberg Erlangen und Ansbach. Bezirkstagspräsident Henry Schramm: „Ich finde es sehr wichtig und wertvoll, dass wir durch die Gedenktafel auch auf die Opfer der T4 Aktion aus den oberfränkischen Kliniken aufmerksam machen. Wir dürfen unsere Geschichte nicht leugnen und müssen immer wieder an die unmenschlichen Verbrechen erinnern. So etwas darf nie wieder passieren.“

Die Gedenktafel trägt den Text:

Sie dürfen nicht vergessen werden.

Unser Andenken gilt den Hunderten

von Menschen aus Oberfranken,

die im Rahmen der menschenverachtenden

T4 – Todesaktion 1940/41 hier in

Schloss Hartheim ermordet wurden.

Die Würde des Menschen ist unantastbar.