Volle Power auf Augenhöhe – Frauen berichten über ihre Technikkarriere
Sind die Chancen für Frauen in technischen Berufen wirklich so gut? Sie sind es, allerdings braucht es vollen Einsatz. Vier Vertreterinnen technischer Fachrichtungen sprachen letzten Freitag im Kompetenzzentrum Neue Materialien Bayreuth über ihre Erfahrungen. Zur Veranstaltung „Technik mit Frauen-Power“ hatten die Frauenunion Bezirksverband Oberfranken und die CSU-Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer eingeladen.
Nach einer Vorstellung des Kompetenzzentrums von Geschäftsführer Andreas Spörrer, Bereichsleiter Kunststoffe, berichtete Susanne Kraus von ihren Erfahrungen in den Fachbereichen Architektur und Denkmalpflege. Ihr war schon frühzeitig klar, dass eine Tätigkeit im naturwissenschaftlichen Bereich interessant und anstrebenswert sei. Diese Entscheidung hat die Diplomingenieurin bis heute nicht bereut. Es fließen technische, gestalterische sowie in der Denkmalpflege auch historische Aspekte zusammen und es gilt, vielschichtige Aufgaben zu bewältigen.
Michaela Hader ließ sich nicht von der Skepsis beirren, die ihr entgegenschlug, als sie ein Studium der Wirtschaftsinformatik begann. Bei einem oberfränkischen Hersteller von Tageslichtelementen arbeitet sie an deren Steuerung. „Als Frau werden Sie von männlichen Kollegen genauso akzeptiert, vor allem, wenn Sie manches sogar besser können“, sagte die Informatikerin.
„Sprachen waren in der Schule nicht mein Ding“, sagte Antje Müller. Dafür glänzte sie in Naturwissenschaften. Als sie vor rund 30 Jahren ihre Ausbildung zur elektrotechnischen Assistentin begann, galt sie als Exotin. Sie musste erst einmal beweisen, was in ihr steckt: „Ich konstruierte eigenständig Pläne für die Leittechnik von Kernkraftwerken“. Jetzt betreut die Spezialistin bei einem Kerntechnikunternehmen einen eigenen Bereich. „Ganz wichtig ist Weiterbildung“, betonte sie. Männliche Kollegen und Vorgesetze begegnen ihr auf Augenhöhe.
Angela Hoffmann, Diplomingenieurin für Nachrichtentechnik, entwirft Schaltkreise zur Steuerung von Displays. Auch ihr macht die Arbeit bei einem namhaften oberfränkischen Fersehhersteller und Entwickler von Home-Entertainment-Systemen viel Freude. „Karriere ist jedoch nur mit über 100 Prozent Verantwortung möglich. Das ist mit Familie schwer“, räumte sie ein. „Außerdem braucht man viel Geduld, bis eine technische Entwicklung wirklich läuft“, betonte die Ingenieurin, die zudem zweite Bürgermeisterin von Kronach ist. Teamfähigkeit ist da ein Muss. „An einem Fernseher sind die Fachleute mehrere Abteilungen gefordert. Hier gilt es zusammenzuarbeiten“, sagte Hofmann.
Einig waren sich die Frauen, dass bereits im frühkindlichen Bereich mehr Lust auf technische Phänomene geweckt werden muss. Projektorientiertes Arbeiten sollte in den naturwissenschaftlichen Fächern an den Schulen zur Regel werden. Bezirksvorsitzende Gudrun Brendel-Fischer ist sich sicher, dass aufgrund des sich bereits abzeichnenden Fachkräftemangels auch im MINT-Bereich mehr Teilzeitangebote, Job-Sharing und Bleibdran-Trainings während Elternzeiten von den Unternehmen ermöglicht werden.
Martina Seebach und Claudia Steinbach von der Agentur fúr Arbeit berichteten bei der MINT-Veranstaltung über die erfolgreichen Konzepte des Girl`s Day und der Initiative MUT.
Neueste Kommentare