IHK-Gremium Forchheim: „Lage deutlich verbessert, weiterhin hohe Unsicherheit“

Dr. Michael Waasner, Vizepräsident der IHK für Oberfranken Bayreuth

Dr. Michael Waasner, Vizepräsident der IHK für Oberfranken Bayreuth

In der Herbstumfrage der IHK für Oberfranken Bayreuth wird die Konjunktur seitens der Unternehmer aus der Stadt und dem Landkreis Forchheim wieder spürbar besser beurteilt. „Insgesamt lässt sich eine deutliche Erholung erkennen. Die Marktunsicherheiten überschatten aber auch weiterhin die Prognosen“, so Dr. Michael Waasner, IHK-Vizepräsident und Vorsitzender des IHK-Gremiums Forchheim. Der Konjunkturklimaindex für den Raum Forchheim klettert um 22 Punkte auf exakt 100 Zähler.

Der Absturz der Lagebeurteilung im Frühjahr war heftig. Nahezu die Hälfte der Unternehmen befürchtete eine Verschlechterung ihrer Situation. Umso erfreulicher sind die Signale, die im Herbst von den befragten Forchheimer Betrieben ausgesendet werden. Denn das Urteil über die derzeitige Geschäftslage fällt wieder deutlich milder aus. Eine gute geschäftliche Situation gibt inzwischen ein Drittel der Firmen zu Protokoll, schwierig bleibt die Lage für 28 Prozent der Befragten. „Es scheint, dass sich viele Unternehmen von den Schockwellen im Frühjahr erholt haben. Wir müssen nun alles daran setzen, dass sich dieser Trend fortsetzt“, so der Vizepräsident.

Liquidität der Unternehmen stabilisiert sich

Dieser Aufschwung ist in ganz Oberfranken zu beobachten und wird durch einen guten bis soliden Finanz- und Liquiditätsstatus der oberfränkischen Wirtschaft bestätigt. Insgesamt beurteilen 87 Prozent der Befragten die Liquidität des eigenen Unternehmens mit gut oder befriedigend und nur noch vier Prozent als existenzbedrohend.

Abwartende Erwartungen

Zurückhaltender fallen die Erwartungen für die kommenden zwölf Monate aus. Ein Viertel der befragten Unternehmen erwartet eine Verbesserung, 30 Prozent eine Verschlechterung der Geschäftslage. „Momentan haben wir es mit einem Marktumfeld mit vielen Unbekannten zu tun – national wie international. Darüber hinaus müssen die Unternehmen auch noch die Einschränkungen aus dem Frühjahr und Sommer verarbeiten. Da verwundert eine zurückhaltende Einschätzung nicht“, so Dr. Waasner.

Dieses Gesamtbild bestätigt auch das kammerweite Ergebnis aus der Sonderumfrage zur Corona-Lage: Das Jahr 2020 werden viele Unternehmen im Kammerbezirk der IHK für Oberfranken Bayreuth mit einem Umsatzrückgang abschließen. Insgesamt rechnen 55 Prozent im Vergleich zu 2019 mit Rückgängen, davon sogar 22 Prozent mit Minderungen von mehr als einem Viertel des Umsatzes. Gleichzeitig rechnet ein Viertel der Unternehmen mit gleichbleibenden und 17 Prozent mit steigenden Umsätzen.

Arbeitsmarkt soll wieder anziehen

Geht es nach den befragten Unternehmen aus dem Forchheimer Raum, wird der über die letzten Jahre sehr dynamische Arbeitsmarkt in den kommenden Monaten wieder spürbar anziehen. Mehr Unternehmen wollen wieder Mitarbeiter einstellen und deutlich weniger rechnen mit einem Abbau des Personalbestandes. Im Vergleich zur Maiumfrage ist das eine klare Trendwende. Die Investitionsplanungen folgen dieser Trendwende allerdings nur im Ansatz. Hier ist weiterhin eine gewisse Zurückhaltung zu verzeichnen, die in keinem anderen IHK-Gremium ähnlich spürbar ausfällt.

Hemmnisse abbauen!

Dr. Waasner: „Damit die Forchheimer Wirtschaft das Corona-Tal zeitnah verlässt, ist es wichtig, dass Corona-Unterstützungsmaßnahmen über den Winter hinaus erfolgen und diese an vielen Stellen auch entbürokratisiert werden.“ Dr. Waasner nennt hier vor allem das Antragsverfahren für die Corona-Überbrückungsgelder. Auch sollten die verschiedenen Maßnahmen auf Effizienz und Wirkung überprüft werden. So koste eine Reduzierung der Mehrwertsteuer von 19 auf 16 Prozent und von 7 auf 5 Prozent viel Geld, der Effekt auf die Konjunktur sei aber überschaubar. Auch sei es wichtig, keine neuen Belastungen aufzubauen, er nennt hier die Pläne für das Recht auf 24 Tage Homeoffice im Jahr. Dr. Waasner: „Das nutzt weder Unternehmern noch Mitarbeitern, es entsteht nur zusätzliche Bürokratie.“